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Die Feen - Hallmann, M: Feen

Die Feen - Hallmann, M: Feen

Titel: Die Feen - Hallmann, M: Feen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maike Hallmann
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Lichtschalter suchte und schließlich aufgab, weil er nicht sicher war, ob das Licht wirklich ausgeschaltet werden oder über Nacht brennen sollte. Trotzdem konnte er das Gefühl, von unsichtbaren Augen beobachtet zu werden, nicht ganz abschütteln. Im Gegenteil, es wurde stärker. Als er endlich fertig war, hatte er große Mühe, würdevoll den leeren Stall zu verlassen, statt regelrecht in die wartende Dunkelheit draußen zu fliehen.
    »Davenport«, wiederholte Oliver.
    Benny hatte ihn, Richard und Nicholas Hunter im Gemeinschaftsraum gefunden, wo sie genauso dasaßen wie am Abend zuvor. Nur Callahan war nirgendwo zu sehen, sein Platz am Kamin war verwaist.
    »William Davenport«, sagte Benny und nickte.
    »Wie kommst du auf den?«, wollte Oliver wissen und wechselte einen bedeutungsvollen Blick mit Richard. Selbst Nicholas Hunter beugte sich interessiert vor, die dicken dunklen Brauen warfen Schatten über die Augen.
    »Komische Geschichte«, sagte Benny möglichst leichthin. »Ich war im Stall, und auf einmal habe ich Stimmen gehört. Immer wieder ein Name: William Davenport. Ich dachte zuerst, ich spinne. Aber dann ist Coopers Pate aus der Sattelkammer gekommen …«
    »Finley?«, fragte Oliver erstaunt. »Ned Finley?«
    »Keine Ahnung, heißt der so? Auf jeden Fall war es Coopers Pate. Er ist weg, und ich habe in die Sattelkammer geschaut. Da war aber niemand sonst. Entweder gibt es da eine ganz komische Akustik, oder er hat mit sich selbst geredet. Oder vielleicht mit diesem Davenport?«
    Wieder wechselten Oliver und Richard einen Blick.
    »Wohl kaum«, sagte Oliver dann. »Wohl kaum. Der arme Will.«
    »Der verrückte Willie«, ergänzte Richard mitfühlend. »Nein, mit dem hat er kein Wort gewechselt, so viel ist sicher.«
    »Was daran liegt«, sagte Oliver, »dass niemand ein Wort mit ihm wechselt. Wechseln erfordert ja bekanntlich Nehmen und Geben. Und Will – nun ja. Wie soll ich sagen? Er ist in dieser Hinsicht …«
    »… nicht besonders großzügig«, ergänzte Richard und seufzte. »Nie gewesen, möchte ich anfügen.«
    »Aber noch weniger nach den Vorkommnissen letztes Jahr.« Oliver schüttelte den Kopf. Trotz der Theatralik war sein Blick aufmerksam, und seine Frage klang ernsthaft interessiert: »Bist du sicher, dass du wirklich diesen Namen gehört hast?«
    »Na ja«, erwiderte Benny ein wenig verärgert. »Jetzt, wo ich darüber nachdenke, könnte es auch ein anderer gewesen sein. Vielleicht war es gar nicht William Davenport. Vielleicht war es auch Humphrey Meyers. Oder …«
    »Schon gut«, beschwichtigte Oliver. »Blöde Frage. Es ist nur …«
    »Ja?«
    »William Davenport …«
    »Sprich dich aus«, forderte Benny ihn auf. »Das ist doch der Will, der vor mir in unserem Zimmer gewesen ist, richtig?«
    Schweigen. Blicke wurden gewechselt. Benny seufzte. Schließlich nickte Oliver. »Richtig«, sagte er. »Ganz richtig. Vor dir. Bevor …«
    »… er Stimmen gehört hat«, sagte Richard.
    Alle drei starrten Benny an.
    »So«, sagte Benny trocken. »Dann bin ich ja jetzt endgültig sicher, dass es ein blöder Streich war.«
    »Ein Streich?«, fragte Richard. »Hör mal, wir würden nie mit dem Andenken des guten Will Schindluder treiben. Wie kommst du auf die Idee, dass wir …«
    »Nicht ihr. Cooper.«
    »Hm«, machte Oliver.
    »Hm«, ergänzte Richard. Nicholas Hunter grunzte nur, als wollte er sagen, so absurd sei der Gedanke nicht.
    »Was für Stimmen hat er denn gehört?«, fragte Benny. »Will, meine ich?«
    »Feenstimmen«, sagte Richard und kicherte unwillkürlich. »Entschuldige. Aber so schlimm es ausgegangen ist, so putzig war es am Anfang. Am Anfang wollte er wissen, ob wir es nicht auch hören, das war Ende der zweiten Klasse, glaube ich. Dann wurde er immer komischer. Aber richtig schlimm ist es erst letztes Jahr geworden. Er hat teilweise nicht mehr gehört, wenn jemand ihn angesprochen hat, hat herumgeschaut und ganz verklärt gelächelt. Hat ihm überhaupt nichts ausgemacht, dass sich alle lustig gemacht haben.«
    »Ich glaube eher, er hat es nicht mehr mitbekommen«, sagte Oliver ruhig. Die anderen schauten ihn an.
    »Reutter, hör zu. Will ist nicht mehr hier, weil er völlig ausgerastet ist. Das war gegen Ende des Schuljahrs – er hatte auf einmal nachts Alpträume. Hat geschrien und wie wild um sich geschlagen. Aber er ist nicht aufgewacht. Wir haben Licht angemacht, ihn geschüttelt, ihm Wasser ins Gesicht geschüttet, aber es hat manchmal minutenlang gedauert, bis er

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