Die Feen - Hallmann, M: Feen
Unwillkürlich zuckte er zusammen. Da hörte er ein Kichern.
Er wandte sich um, doch da war niemand, der Gang hinter ihm war leer. Lauschend blieb er stehen. Aber er hörte nichts mehr, und auch der Luftzug war verschwunden. Plötzlich fühlte er sich beobachtet.
»Jetzt fang ich schon an zu spinnen«, brummte er.
Stille antwortete ihm. Schulterzuckend drehte er sich wieder um und sah zu, dass er in den Speisesaal kam.
10 William Davenport
10 WILLIAM DAVENPORT
P ferdeställe kamen in Bennys Leben nur sehr am Rande vor. Ställe – das waren Orte, an denen einige Mädchen aus seiner Klasse absurd viel Zeit verbracht hatten. Eins von ihnen – eine der beiden Nicoles – sogar so viel, dass ihre Versetzung gefährdet gewesen war. Er hatte das Ergebnis der Lehrerkonferenz nicht mehr mitbekommen, nachdem die Entscheidung über seine schulische Karriere getroffen worden war. Jetzt, da er neben Cooper aus der Roten Halle trottete, an den Sporthallen vorbei und auf ein langgestrecktes, zweistöckiges Gebäude zu, fragte er sich, ob Nicole es wohl geschafft hatte. Sie gehörte zu den netteren Leuten aus der Klasse, und sie hatten vor der Konferenz ihre Befürchtungen ausgetauscht. Streng genommen: Nicoles Befürchtungen, die etwa lauteten, dass Sitzenbleiben ihr Leben zerstören könnte, weil sie dann vermutlich nicht mehr reiten durfte. Benny hatte keine Befürchtungen gehabt. Wenn sie ihn von der Schule warfen, hatte er gesagt, würde es eben irgendwie weitergehen oder auch nicht. So cool wär ich auch gern, hatte Nicole hektisch kaugummikauend und nicht ohne Bewunderung gesagt. Selbst bei der Erinnerung daran fühlte er sich schlagartig ein paar Zentimeter größer.
»Was bläst du dich denn so auf?«, erkundigte sich Cooper missmutig und trat nach einem Grasbüschel, das sich zu nah an den Kiesweg herangewagt hatte.
»Nichts«, sagte Benny.
»Gut. Da drin wartet nichts als ein Haufen Scheiße auf uns. Herzlichen Dank noch mal.«
An der Stalltür erwartete sie jedoch zunächst einmal ein kleiner Mann mit krummen Beinen, dessen Gesicht aussah wie ein verwitterter Baumstumpf, der nur durch Zufall Ähnlichkeit mit einem menschlichen Gesicht hatte. Er redete nicht viel, führte sie nur durch eine saubere, von einem Dutzend Boxen gesäumte Gasse, wies in einer kleinen Kammer auf Schubkarre, Mistgabeln und eine Leiter, die zu einer Luke in der Decke führte, deutete vage den Gang hinunter, brummte etwas von Besen und Achtung, die Rowana beißt , und verschwand. Cooper und Benny standen da und schauten einander blöd an.
»Der Murray ist doch echt ein Arsch«, maulte Cooper. »Soll uns eigentlich helfen. Jetzt dürfen wir’s allein machen, und er geht einen saufen. Wette?«
Benny zuckte mit den Schultern.
»Schon mal eine Box ausgemistet?«, fragte Cooper und beäugte ihn prüfend.
Benny schüttelte den Kopf.
»Leck mich«, murrte Cooper, drückte ihm zwei Mistgabeln in die Hand und machte sich mit der Schubkarre davon ans andere Ende der Stallgasse.
Pferde waren unnatürlich große Tiere, fand Benny, als er ihm folgte und im Vorbeigehen in die Boxen schaute. Die glänzenden, glatten Leiber schienen ihm in verdächtig unruhiger Bewegung zu sein, es waren insgesamt ein paar Hufe zu viel dran, und das Geräusch der mahlenden Zähne, mit denen sie Heu kauten, erfüllte ihn mit Unbehagen. Hatte Nicole nicht davon gesprochen, es gäbe nichts Friedlicheres auf der Welt? Ihm erschien es drohend. Als wetzten sie die Zähne.
»Da«, sagte Cooper, nahm ihm eine der Mistgabeln weg und drückte ihm dafür ein Halfter samt buntem Strick in die Hand. Klug genug, nicht unnötig zu fragen, wie er damit zu verfahren habe, wartete Benny ab und sah zu, wie Cooper in eine der Boxen trat, dem darin stehenden Pferd das Halfter überstreifte und es auf die Gasse führte, wo er es anband. Sah einfach aus.
Benny schaute in die gegenüberliegende Box, fand das Tier darin für den Anfang arg groß und wandte sich der nächsten Box zu. Er öffnete die Tür, sagte Ho ho ho zu dem vergleichsweise kleinen Rappen darin, wie er es einmal in einem Film gesehen hatte, hob das Halfter und bekam den nachtschwarzen Pferdekopf kräftig unters Kinn gerammt. Als er wieder etwas anderes sah als bunte Flecken, stand das Pferd mit dem Hintern zu ihm und warf ihm über die Schulter einen scheelen Blick zu.
Vor der Box stand Cooper und kriegte sich vor Lachen nicht mehr ein. »Schon mal ein Pferd angefasst?«, fragte er.
»Klar«, sagte Benny und rieb
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