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Die Feen - Hallmann, M: Feen

Die Feen - Hallmann, M: Feen

Titel: Die Feen - Hallmann, M: Feen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maike Hallmann
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sich das lädierte Kinn. »Das gerade eben. Aber es scheint es nicht besonders zu mögen.«
    »Sag mal, Reutter«, Coopers Stimme klang lauernd. »Hast du etwa Angst vor Pferden?«
    »Nicht die Spur«, behauptete Benny, biss die Zähne zusammen und ging um den Rappen herum zum Kopf. Ihm missfiel das schiere Ausmaß dieser Tiere immer mehr. Wenn in der Ferne Leute darauf saßen, wurde einem nicht unbedingt klar, was für Riesenviecher das waren. Schäferhunde fand er schon recht groß, aber Hunde mochte er wenigstens. Etwas so Unberechenbares wie ein Pferd sollte nicht so groß sein. Die Pferde, auf denen er in seinen Fantasien ritt, benahmen sich wesentlich zuvorkommender.
    Einladend hob er dem Pferd das Halfter entgegen. »Na komm«, sagte er schmeichelnd. »Steck den Kopf rein.«
    Das Tier zeigte ein wenig Weiß im Auge und schlug mit dem Kopf. Es sah nicht sehr kooperativ aus. Cooper hatte sich vor der Box auf seine Mistgabel gelehnt und schaute interessiert zu.
    »Hast du nichts Besseres zu tun, als so zu glotzen?«, fragte Benny ungnädig.
    »Gerade nicht«, versicherte Cooper. »Finde Stalldienst gerade nicht mehr so schlimm. Hat auch was, finde ich.«
    »Ja ja«, knurrte Benny, packte das Pferd kurzentschlossen am Schopf und fand sich im nächsten Moment an die Stallwand geknallt wieder. Er betastete alle Stellen, die kräftig mit Pferdeleib oder Stallwand in Berührung gekommen waren, und fand sie zu seinem Erstaunen unbeschädigt. Das Pferd stand wieder mit dem Hintern zu ihm und versenkte das Maul in der Futterkrippe, als wäre es der Meinung, jetzt sei die Angelegenheit erledigt.
    »Tja.« Coopers Stimme troff vor dümmlichem Spott. »Ich würde gern weiter zuschauen, aber ich hab heute noch was vor. Ich mach die linke Seite der Gasse, du die rechte, ja? Und vergiss nicht, nachher die Boxen mit frischem Stroh wieder aufzuschütten.« Er machte mit gespreizten Fingern eine eigenartige Geste, deren Bedeutung Benny schleierhaft blieb. »Viel Spaß dann noch!«
    Als Cooper mit seiner Reihe fertig war und winkend den Stall verließ, kam Benny gerade aus der zweiten Box. Er war schweißnass, sein Kiefer schmerzte, wo der Pferdekopf ihn getroffen hatte, und ihm standen noch immer vier Boxen bevor. Wenigstens war das zweite Pferd verträglicher gewesen.
    Er trat zur nächsten Box, warf einen kurzen Blick auf das glänzende runde Messingschild mit dem Namen und erstarrte. Rowana. War das nicht der Gaul, der laut Stallknecht biss? Er betrachtete die Stute. Sie war dicker als die beiden Pferde, in deren Boxen er schon gewesen war, glänzte im Schein der Neonröhren kastanienbraun und hatte einen so schmalen Kopf, als hätte man ihr den Schädel eines Ponys aufgepflanzt.
    »Du siehst eigentlich ganz lieb aus«, behauptete er.
    Sie reagierte nicht. Benny kratzte sich am Kopf. Aber alles Warten half ja nichts, rein musste er. Also holte er tief Luft, schob die Tür auf und betrat die Box.
    Wie spät es war, als er mit der letzten Box fertig war, wusste er nicht. Rowana war friedlich gewesen, ebenso die anderen Pferde, trotzdem hatte Benny noch immer Herzklopfen, als er auf gut Glück mit der Schubkarre hinausfuhr, wie Cooper es getan hatte, und nach einem Misthaufen Ausschau hielt. Im kalten Neonlicht hinter dem Stall fand er eine halb gefüllte riesige Grube, fiel beim Entleeren der Schubkarre fast mit hinein, stellte das sperrige Ding ab und ließ vorsichtig die Schultern kreisen. Ein bisschen beschämend, wie erledigt er war, nachdem er aus nur sechs Boxen Pferdekacke und ein bisschen feuchtes Stroh herausgeholt hatte. Vermutlich hätte Nicole ihn ausgelacht.
    Peinlich berührt und froh, dass ihn außer dem dämlichen Cooper niemand gesehen hatte, rieb sich Benny mit beiden Händen das Gesicht und gähnte. Ihm fiel ein, dass er wohl noch die Stallgasse fegen musste. Kurz fragte er sich, wozu eigentlich, so viel Wert legte er schließlich nicht darauf, hierzubleiben. Andererseits aber auch nicht darauf, wieder nach Hause zu fahren.
    Müde trottete er zurück zum Stall. Erst als er schon in der Stallgasse stand, fiel ihm auf, dass er die Schubkarre bei der Mistgrube gelassen hatte.
    Na toll, dachte er.
    Davenport, drang ein eindringliches Flüstern an sein Ohr.
    Irritiert hob Benny den Kopf. Ein sanfter kleiner Wind strich über seine Wange, und kurz war ihm, als habe dieser Wind ihm das Wort ins Ohr geflüstert.
    William Davenport, flüsterte der Wind.
    Benny zuckte zusammen. Es klang, als flüstere jemand direkt

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