Die Feenflöte
entdeckt im Laufe der Jahre. Nichts Großartiges, keine umfangreiche Sammlung."
Catherine dachte nach.
"Sie wollten nach St. Germain, Mister Dennehy? Da gibt es einen kleinen Laden, in einer Seitenstraße, nicht weit von der Kirche St. Sulpice entfernt. Eine zierliche alte Dame betreibt ihn. Sie hat wirklich ausgefallene Bücher unterschiedlichster Art. Mir fällt nur der Name der Straße nicht ein, oder der Name dieser Frau! Dann gibt es natürlich noch den Laden von Monsieur Lambard."
Sean nickte.
"Der Name kommt mir bekannt vor. Ich glaube, dort war ich schon. Und dieser andere Laden? Wissen sie denn noch, wie er heißt?"
"Leider nein. Ich würde das Geschäft sicher wiederfinden. Es war in der Nähe der Rue du Four. Glaube ich wenigstens."
"Und wenn sie mir den Laden zeigen?"
"Hm. Normalerweise würde ich das gerne tun."
"Wo ist das Problem?"
"Arlette, meine Chefredakteurin, braucht den Artikel über unser Interview noch bis heute Abend, damit er in der nächsten Ausgabe erscheint. Andererseits... mir kommt da gerade ein Gedanke." Catherines Lächeln war freudig und verschmitzt zugleich.
"Da müßte ich mal eben telefonieren. Hoffentlich ist sie im Büro."
"Was haben sie vor?" fragte Sean.
Catherine suchte in ihrer Tasche vergeblich nach dem Handy.
"Ich hab' das dumme Ding wohl zu Hause liegen lassen. Bon, dann nehme ich eben das Telefon im Bistro. Haben sie noch eine Minute Zeit?"
Ohne seine Antwort abzuwarten stand sie auf und quetschte sich durch das Gedränge zur Telefonzelle.
"Arlette? Hör zu, ich habe eine großartige Idee. Ich hatte doch das Interview mit Dennehy. Das heißt, ich bin eigentlich noch immer mit ihm zusammen. Du mußt die Planung umwerfen. Wir bringen den Bericht in der nächsten Ausgabe."
"Waas?! Bist du verrückt? Das geht nicht, das weißt du ganz genau. Du hast mir den Artikel für heute Abend versprochen."
"Ja, ich weiß. Aber ich kann noch viel mehr über ihn bringen. 'Ein Tag mit Sean Dennehy'. Wie gefällt dir das? Paß' auf, er will nach St. Germain, sucht etwas für seine Sammlung, alte Instrumente und alte Bücher. Ich soll für ihn ein Geschäft wiederfinden. Mir fällt die Adresse nicht mehr ein, aber ich kann mich noch ungefähr an den Weg erinnern. Und dabei kann ich noch mehr über ihn erfahren. Ein ganz persönlicher Eindruck, von ihm, von seinem Leben. Es ist eine einmalige Gelegenheit! Im übrigen ist er ein ungemein interessanter Mann."
"Klingt gut. Kannst du es nicht trotzdem bis 6 Uhr schaffen?"
"Ausgeschlossen. Ich weiß nicht, wie lange es dauern wird. Außerdem kann ich unmöglich in einer halben Stunde oder so einen derartigen Artikel druckreif fertigstellen."
"Hmm. Klingt ja wirklich gut. Das sollten wir uns tatsächlich nicht entgehen lassen. Aber was mache ich mit dem Platz, den wir dafür vorgesehen hatten? Ich kann nicht heute Abend die komplette Aufteilung umwerfen."
"Nimm' meinen Konzertbericht."
"Welchen Konzertbericht?"
"Den ich letzte Nacht geschrieben habe. Nach Dennehy's Konzert. Ich war so begeistert, so bewegt, es war so außergewöhnlich..."
"Ich habe es gelesen, die Kritiker überschlagen sich vor Begeisterung."
"Genau! Ich war so beeindruckt, voller Freude, voller Gefühle, ich mußte es mir von der Seele schreiben. Eigentlich ist es zu persönlich, und ganz bestimmt ist es sehr emotional. Trotzdem, laß' uns diesen Konzertbericht bringen, und kündige die Reportage für die nächste Ausgabe an. Das ist gut für die Auflage."
"Okay okay! Du hast mich überzeugt. Wo hast du deinen Konzertbericht?"
"Im Büro, auf meinem Laptop. Steht irgendwo im Ordner 'privat, artikel, entwürfe'. Sei so gut und nimm die Sachen raus, die zu persönlich sind."
"D'accord, Catherine. Machen wir es so. Ist dieser Mister Dennehy denn nicht so arrogant, wie man es von ihm sagt?" wollte Arlette wissen.
"Arrogant? Nein, das würde ich nicht sagen. Vielleicht ein wenig exzentrisch, und ziemlich selbstbewußt, aber nicht arrogant. Wir hatten ein wirklich angenehmes Gespräch miteinander."
"Er scheint dich sehr zu beeindrucken."
"Er ist ein außergewöhnlicher Musiker, und eine echte Persönlichkeit. Ist das nicht Grund genug, beeindruckt zu sein?"
"Da könntest du Recht haben."
"Hör' zu, Arlette, ich muß jetzt Schluß machen. Mister Dennehy sitzt vor dem Bistro und wartet auf mich. Er fliegt heute Abend nach Bordeaux, viel Zeit bleibt uns also nicht. Salut!"
Mit siegreichem Gesichtsausdruck kehrte Catherine zurück und eröffnete Sean, sie
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