Die Festung der Titanen: Die Götterkriege 4 (German Edition)
schwer auf sein Kissen fallen. »Es ist nicht so, dass ich hier sterben will, Havald.« Er sah auch zu Sivret hin, der schweigend neben seinem Lager stand. »Aber es sind nur fünf kleine Löcher!«
»Die jeden anderen umgebracht hätten. Ragnar«, drang ich in ihn, »du weißt, dass es vernünftig ist. Deine Wolfskrieger sind bereit, dich zum Tor in der Felsenfeste zu bringen, wenn sie nicht sogar froh sind, endlich etwas für dich tun zu können! Es bringt ihnen Ehre … und dafür hast du sie doch zu dir gerufen?«
Sivret nickte, Ragnar aber schüttelte stur den Kopf. »Für einen glorreichen Kampf!«, sagte er schwer atmend. »Du weißt, dass es einen geben wird, nicht wahr, Havald? Jetzt, da der Wettkampf vorbei ist, gibt es bald keinen Grund für Arkin mehr, auf die Kor Rücksicht zu nehmen. Sie werden kommen und versuchen, uns zu holen.«
»Ein Grund mehr, warum du dann nicht mehr da sein solltest. Was den Kampf angeht …« Ich zwang mich zu einem Lächeln. »Was ist ehrenhafter, als den Tod selbst zu besiegen? Soltar kann noch auf dich warten!«
Sivret nickte heftig. »Wir werden damit angeben, dass wir Tag und Nacht gelaufen sind, damit du lebst, um in einem anderen Kampf zu siegen!«
Ich sah meinen alten Freund fragend an. »Ragnar?«
»Götter, ja«, seufzte er. »Doch du schuldest mir etwas dafür.«
»Dafür, dass ich dir deinen Arsch rette?«, fragte ich und zog eine Augenbraue hoch; er hingegen sah nur stur drein.
»Genau dafür«, sagte er schwer atmend. »Ich warne dich, mit Bier ist es nicht getan, du musst mir bei meinem Weib helfen. Wehe, du stirbst vorher!«
Beinahe hätte ich laut aufgelacht. Ragnar kannte keine Angst, er hätte sich auch gegen den Namenlosen selbst gestellt, aber vor seinem zierlichen Eheweib zitterte er in seinen Stiefeln. Hätte er denn welche angehabt.
Es ging schneller, als ich erwartet hätte, es dauerte keine halbe Kerzenlänge, bis vier seiner Wolfskrieger Ragnar und seine Bahre auf ihre Schultern hoben und in der Meute der anderen Krieger im Laufschritt davonrannten, Ragnar kam kaum mehr dazu, sich noch von Serafine zu verabschieden.
Wir sahen ihm und seinen Kriegern nach, die rannten, als wollten sie sich noch nicht einmal von den Göttern aufhalten lassen, offenbar verstanden dies auch die Kor, denn sie öffneten eilig eine Schneise für Ragnar und seine Krieger. Ich sah ihn noch einmal mit Ragnarskrag winken, dann verschwanden sie im Staub, den seine Krieger hinter sich aufwirbelten.
Wir sahen ihnen nach, bis Serafine leise seufzte. »Das wäre das«, meinte sie und lächelte etwas schief. »Ich hätte nicht gedacht, dass ich das einmal sagen werde, aber ich vermisse sie irgendwie schon jetzt.«
Nur ein Festmahl
8 Serafine sah sich in der Runde um. »Ragnar hat in einem recht, der Waffenfriede wird nicht mehr von langer Dauer sein. Die Frage ist nur, was ist mit dieser Einladung zum Festmahl? Ist es eine Falle?«
»Als die Kaiserlichen damals in unsere Heimat eingefallen sind, gaben die Stammesältesten für die Eule Balthasar ein Festmahl.« Enke schaute grimmig zu Serafine hin. »Angeblich wart ihr ja in friedlicher Absicht gekommen. Balthasar erschlug in dieser Nacht alle vierzehn Stammesführer, es wäre also nicht das erste Mal, dass ein Festmahl blutig endet.«
»Das wusste ich nicht«, sagte Serafine betroffen. »Ich dachte immer, dein Volk hätte sich ohne Grund gegen uns gestellt … ihr habt noch in der ersten Nacht unser Lager angegriffen.«
Die alte Enke musterte sie prüfend und nickte. »Mittlerweile wissen wir ja, dass Balthasar ein Verräter war«, seufzte die Hexe dann. »Doch damals dachten wir, es wäre so von euch geplant gewesen. Es ist seltsam«, fuhr sie leise fort. »Manchmal möchte man wissen, was geschehen wäre, hätten sich die Dinge anders gefügt.«
»Ja«, sagte Serafine nachdenklich. »Ob dann wohl alles besser gekommen wäre?«
»Wohl kaum«, meinte die alte Enke etwas barsch. »Wir hätten nur andere Fehler begangen.«
Varosch räusperte sich. »Zokora sagt, ein Festmahl ist eine gute Gelegenheit für Gift und schmale Klingen. Sie nennt es das Todesspiel, jeder weiß, dass jemand sterben wird, es kommt nur darauf an, wer schneller und geschickter ist.« Er schüttelte den Kopf. »Ich glaube, sie ist immer noch davon überrascht, wenn wir ein Festmahl geben und niemand dabei stirbt.«
Ich warf die Hände in die Höhe, um es sofort zu bereuen, als meine linke Hand zu pochen anfing. »Ich habe es verstanden.
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