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Die Feuer des Himmels

Die Feuer des Himmels

Titel: Die Feuer des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Wieviel Loyalität ihr gegenüber war noch geblieben? »Kennst du einen Gardeleutnant namens Tallanvor, Lini?« Als die andere Frau rasch nickte, fuhr sie fort: »Suche ihn bitte für mich und bringe ihn hierher. Und sollte jemand nach mir fragen, dann sage allen im Quartier der Pensionäre, daß ich nicht da bin.«
    »An diesem Gaebril und seinen Frauen ist doch noch mehr dran, oder?«
    »Geh nur, Lini. Und beeil dich. Wir haben nicht viel Zeit.« Den Schatten nach zu schließen, die sie im dicht mit Bäumen bestandenen Garten hinter dem Fenster erkennen konnte, hatte die Sonne den Zenit überschritten. Der Abend würde nur zu bald hereinbrechen. Der Abend, und dann würde Gaebril nach ihr suchen.
    Als Lini ging, blieb Morgase steif auf dem Stuhl sitzen. Sie wagte nicht, aufzustehen. Wohl waren ihre Knie wieder kräftiger, doch sie fürchtete, wenn sie aufstünde und sich zu bewegen begänne, würde sie nicht mehr aufhören können, bis sie sich wieder in ihrem Gemach befände und auf Gaebril wartete. So stark war der Drang, besonders jetzt, da sie allein war. Und sobald er sie anblickte, sobald er sie berührte, würde sie ihm zweifellos wieder alles vergeben. Vielleicht würde sie sogar alles vergessen, wenn sie bedachte, wie verschwommen und unvollständig ihre Erinnerungen an die letzte Zeit waren. Wüßte sie es nicht besser, hätte sie auf den Gedanken kommen können, er habe auf irgendeine Weise die Eine Macht bei ihr eingesetzt, doch kein Mann mit dieser Gabe überlebte lange genug, um sein Alter zu erreichen.
    Lini hatte oftmals gesagt, für jede Frau gebe es einen Mann auf der Welt, bei dem sie sich wie eine hirnlose Närrin benimmt, aber sie hatte nie gedacht, daß das auch für sie gelte. Nun, sie hatte noch nie viel Glück bei der Wahl ihrer Männer gehabt, auch wenn ihr das anfangs so erschienen sein mochte.
    Taringail Damodred hatte sie aus politischen Gründen geheiratet. Er war vorher mit Tigraine verheiratet gewesen, der Tochter-Erbin, deren Verschwinden den ganzen Streit um die Thronfolge nach Modrelleins Tod ausgelöst hatte. Die Heirat mit ihm hatte eine Verbindung zur alten Königin hergestellt und damit die meisten ihrer Gegner besänftigt. Außerdem, was noch wichtiger gewesen war, hatte sie damit den Pakt wahren können, der die endlosen Kriege mit Cairhien beendet hatte. Aus solchen Gründen wählten Königinnen eben ihre Ehemänner aus. Taringail war ein kalter, unnahbarer Mann gewesen, und trotz zweier wunderbarer Kinder war nie Liebe zwischen ihnen aufgekommen. Es war schon beinahe eine Erleichterung gewesen, als er bei einem Jagdunfall ums Leben kam.
    Thomdril Merrilin, Hausbarde und dann Hofbarde, war zuerst die reinste Freude für sie gewesen, so intelligent und geistreich, wie er war, ein lachender Mann, der die Tricks des Spiels der Häuser benützte, um ihr zum Thron zu verhelfen und, sobald sie ihn innehatte, Andor zu stärken. Er war damals doppelt so alt wie sie gewesen, und doch hätte sie ihn vielleicht geheiratet - Heiraten mit Bürgerlichen waren in Andor nicht so ungewöhnlich -, wenn er nicht wortlos verschwunden und mit ihr anschließend das Temperament durchgegangen wäre. Sie hatte nie erfahren, warum er eigentlich gegangen war, aber das spielte keine Rolle. Als er schließlich zurückkehrte, hätte sie bestimmt den Haftbefehl gegen ihn zurückgenommen, doch statt wie sonst ihren Zorn sanft, aber bestimmt aufzufangen, hatte er ihre harten Worte erwidert und Dinge gesagt, die sie ihm niemals vergeben konnte. Ihre Ohren brannten jetzt noch, wenn sie daran dachte, daß er sie ein verwöhntes Kind genannt hatte und eine Marionette Tar Valons. Er hatte sie tatsächlich handfest geschüttelt - seine Königin!
    Dann war die Zeit Gareth Brynes gekommen, eines starken und fähigen Mannes, so schroff wie sein Gesicht und genauso stur wie sie. Doch er hatte sich als verräterischer Narr erwiesen. Er hatte keinen Platz mehr in ihrem Leben. Es schien Jahre her zu sein, daß sie ihn das letzte Mal gesehen hatte, und nicht erst wenig mehr als ein halbes Jahr.
    Und schließlich Gaebril. Die Krone auf ihrer Liste von Fehlschlägen. Wenigstens hatten die anderen nicht versucht, sie vom Thron zu verdrängen und sich selbst an diese Stelle zu bringen.
    Nicht so viele Männer für das Leben einer Frau, und doch waren es zu viele. Etwas anderes, das Lini oftmals sagte, war, daß Männer eigentlich nur gut für drei Dinge seien, in diesen Fällen allerdings schon sehr gut. Sie hatte auf dem

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