Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Feuer des Himmels

Die Feuer des Himmels

Titel: Die Feuer des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
Vom Netzwerk:
Backsteinkamin dampfende Teekessel sagte ihr, daß es nicht lang dauern könne, bis sie zurückkehrte.
    Die beiden gemütlichen Zimmer waren ordentlich eingerichtet, das Bett war perfekt gemacht, die beiden Stühle haargenau vor dem Tisch ausgerichtet, auf dem exakt in der Mitte eine blaue Vase mit ein wenig Grünzeug stand. Lini hatte immer penibel auf Ordnung geachtet. Morgase hätte wetten können, daß selbst im Kleiderschrank im Schlafzimmer jedes Kleid im gleichen Abstand vom nächsten hing, so wie die Kochtöpfe im Schrank neben dem Kamin dieses Zimmers. Auf dem Kaminsims bildeten sechs auf Elfenbein gemalte Portraits in kleinen Holzständern eine gerade Linie. Wie Lini sich die von ihrem Gehalt als Kindermädchen hatte leisten können, konnte sich Morgase nach wie vor nicht vorstellen, aber natürlich war es ihr schlecht möglich, eine solche Frage zu stellen. Paarweise betrachtet, stellten sie drei junge Frauen dar und die gleichen drei als Babies. Elayne war dabei und auch sie selbst. Sie nahm das Portrait herunter, das sie mit vierzehn zeigte, ein schlankes Füllen von einem Mädchen, und konnte kaum glauben, daß sie einmal so unschuldig ausgesehen hatte. Sie hatte dieses elfenbeinfarbene Seidenkleid an dem Tag getragen, als sie zur Weißen Burg abreiste. Zu der Zeit hatte sie nicht einmal davon geträumt, einst Königin zu werden. Lediglich die vage Hoffnung darauf, zur Aes Sedai erhoben zu werden, hatte sie damals motiviert.
    Geistesabwesend spielte sie an dem Ring der Großen Schlange an ihrer linken Hand herum. Den hatte sie sich, genaugenommen, nicht verdient, denn Frauen, die die Macht nicht lenken konnten, bekamen eigentlich einen solchen Ring nicht verliehen. Doch sie war kurz vor ihrem sechzehnten Namenstag zurückgekehrt, um im Namen des Hauses Trakand den Kampf um die Rosenkrone aufzunehmen, und als sie knapp zwei Jahre später den Thron tatsächlich bestieg, hatte man ihr den Ring überreicht. Es war Tradition, daß die Tochter-Erbin von Andor immer in der Weißen Burg ausgebildet wurde, und so gab man ihr in Anerkennung der langen und treuen Unterstützung der Burg durch Andor den Ring als Geschenk, ob sie nun die Macht benützen konnte oder nicht.
    Sie stellte ihr Portrait zurück und nahm dasjenige ihrer Mutter herunter, die zu der Zeit vielleicht zwei Jahre älter gewesen war. Lini war das Kindermädchen von drei Generationen der Trakand-Frauen gewesen. Maighdin Trakand war auf dem Bild bereits eine schöne Frau. Morgase erinnerte sich noch an dieses Lächeln und wie daraus ein stolzes mütterliches Strahlen geworden war. Maighdin hätte eigentlich der Löwenthron gebührt. Doch ein Fieber hatte sie ihr entrissen, und so war ein junges Mädchen plötzlich zum Hochsitz des Hauses Trakand geworden, mitten in einer Auseinandersetzung um den Thron und lediglich unterstützt von den Vasallen ihres Hauses und ihrem Hofbarden. Ich habe den Löwenthron gewonnen. Ich werde ihn nicht aufgeben und nicht zulassen, daß ein Mann ihn besteigt. Tausend Jahre lang ist Andor von Königinnen regiert worden, und das wird jetzt nicht anders werden!
    »Pfuschst du wieder an meinen Sachen herum, Kind?«
    Die Stimme löste lange vergessen geglaubte Reflexe aus. Morgase hatte die Miniatur schon hinter dem Rücken verborgen, bevor sie sich dessen bewußt wurde. Dann schüttelte sie schuldbewußt den Kopf und stellte das Portrait in seinen Ständer auf dem Kaminsims zurück. »Ich bin nicht mehr das Mädchen aus dem Kinderzimmer, Lini. Daran mußt du denken, sonst wirst du eines Tages etwas sagen, was ich nicht durchgehen lassen darf.«
    »Mein Hals ist mager und alt«, sagte Lini und legte ein Netz mit Karotten und Zwiebeln auf den Tisch. Sie wirkte zerbrechlich in ihrem sauberen grauen Kleid. Das weiße Haar hatte sie zu einem Knoten gebunden, und die Haut spannte sich wie Pergament über ihr schmales Gesicht.
    Doch sie ging hoch aufgerichtet, ihre Stimme war klar und fest, und ihre dunklen Augen blickten so scharf wie immer drein. »Wenn du ihn einem Henker oder einem Scharfrichter übergeben willst, dann nur zu. Ich bin sowieso bald am Ende. ›Ein verknorzter alter Zweig macht die Klinge stumpf, die den jungen Trieb durchschneidet.‹«
    Morgase seufzte. Lini würde sich nie ändern. Sie machte nicht einmal einen Knicks, wenn der ganze Hofstaat zuschaute. »Du wirst höchstens noch zäher durch das Alter. Ich bin nicht sicher, ob der Scharfrichter eine Axt findet, die scharf genug ist für deinen Hals.«
    »Du

Weitere Kostenlose Bücher