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Die Feuer des Himmels

Die Feuer des Himmels

Titel: Die Feuer des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Der Schweiß, der über ihr Gesicht rann, tat ein übriges. Niemand glaubte, daß Königinnen schwitzten. Ein sackartiges Kleid aus grober und sehr rauher grauer Wolle mit einem Hosenrock vollendete die Verkleidung. Selbst ihr Unterhemd und die Strümpfe waren aus grober Wolle gefertigt. Sie sah aus wie eine Bauersfrau, die mit ihrem Zugpferd zum Markt geritten war und sich nun noch ein wenig in der Stadt umsehen wollte. Lini sah aus wie immer, mit steifem Kreuz und strenger Miene. Sie hatte ein Reitkleid aus grüner Wolle an, das wohl gut geschnitten war, aber etwa zehn Jahre hinter der Mode herhinkte.
    Morgase unterdrückte den Wunsch, sich zu kratzen, und verwünschte die andere, weil sie ihren Wunsch, daß das Kleid nicht gut sitzen solle, so wörtlich genommen hatte. Ihr altes Kindermädchen hatte das tief ausgeschnittene Kleid unter das Bett gestopft und etwas geknurrt von »Waren zeigen, die sie gar nicht verkaufen wolle«. Als Morgase behauptete, den Spruch habe sie wohl gerade selber erfunden, gab sie ihr zur Antwort: »Wenn ich in meinem Alter etwas erfinde, ist es immer noch eine alte Redensart.« Morgase hegte den leisen Verdacht, dieses kratzige, sackartige Kleid sei die Bestrafung für das tief ausgeschnittene, das sie vorher getragen hatte.
    Die Innenstadt war auf Hügeln erbaut, und die Straßen folgten den natürlichen Hanglinien, so daß sie plötzliche Ausblicke auf Parks mit unzähligen Bäumen und Denkmalen gewährten, oder auf mit glasierten Ziegeln geschmückte Türme, die im Sonnenschein in hundert verschiedenen Farben schimmerten. Plötzliche Anhöhen gaben dann den Blick auf die gesamte Stadt Caemlyn frei und auf die sanfte Ebene und die Wälder in der Ferne. Morgase beachtete nichts davon, als sie sich durch die Menschenmenge auf den Straßen drängte. Normalerweise hätte sie sich bemüht, den Gesprächen zu lauschen, um die Stimmung im Volk einschätzen zu können. Diesmal hörte sie jedoch nur das Stimmengewirr einer großen Stadt. Sie dachte auch nicht daran, einen Versuch zu unternehmen, das Volk in eine Rebellion zu führen. Tausende von meist nur mit Steinen und ihrem Zorn bewaffneten Männern konnten durchaus die Wachen am Königspalast überwältigen, doch spätestens bei den Ausschreitungen im Frühjahr, durch die sie auf Gaebril aufmerksam geworden war, und die gerade noch niedergeschlagenen Aufstände im Jahr zuvor hatte sie gesehen, was eine wütende Volksmenge anrichten konnte. Sie wollte wieder in Caemlyn regieren und nicht statt dessen die Stadt niederbrennen.
    Jenseits der weißen Mauer um die Innenstadt zeigte die Neustadt ihre eigene Schönheit. Hohe, schlanke Türme und in Weiß und Gold schimmernde Kuppeln, riesige Flächen roter Ziegeldächer und dahinter die mächtige Stadtmauer in blassem Grau mit silberner und weißer Marmorierung und ihren vielen Türmchen. Breite Prachtstraßen mit gras- und baumbewachsenen Mittelstreifen waren von Menschen und Wagen und Kutschen verstopft. Morgase bemerkte am Rande, daß das Gras wegen der Trockenheit abstarb, doch ansonsten konzentrierte sie sich auf das, was sie suchte.
    Sie nutzte die Erfahrung ihrer früheren jährlichen Stadtausflüge und wählte sorgfältig die Leute, die sie nach dem Weg fragte. Meist waren es Männer. Sie wußte, wie sie auf Männer wirkte, selbst mit Ruß im Haar, und einige Frauen würden ihr aus Eifersucht die falsche Richtung sagen. Männer andererseits zerbrachen sich den Kopf, um ja die richtige Richtung zu weisen und sie so zu beeindrucken. Keiner mit einer zu selbstgefälligen Miene und keiner mit zu grobem Gesicht. Die ersteren waren oft beleidigt, wenn man sie ansprach, als gingen sie nicht selbst auch zu Fuß durch die Stadt, und die anderen glaubten möglicherweise, eine Frau, die sie nach dem Weg fragte, habe etwas ganz anderes im Sinn. Ein Bursche mit einem Kinn, das zu groß war, um in sein Gesicht zu passen, und der Nähzeug aus einem Bauchladen feilbot, grinste sie an und sagte: »Hat Euch schon mal jemand gesagt, daß Ihr der Königin ähnlich seht? Sie hat uns wohl ganz schön in die Klemme gebracht, aber eine hübsche Frau ist sie allemal.«
    Sie lachte geschmeichelt und herausfordernd, was ihr einen strengen Blick von Lini einbrachte. »Spart Euch die Schmeichelei für Eure Frau. An der zweiten Kreuzung nach links, habt Ihr gesagt? Ich danke Euch. Und auch für das Kompliment.« Während sie sich weiter durch die Menge schob, verfinsterte sich ihr Gesicht. Sie hatte zuviel in dieser

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