Die Feuer des Himmels
lachte meckernd, als sie und Amys ihr folgten. »Wollen wir wetten, bei wem sie zuerst nachschaut? Meine Amethyst-Halskette, die dir so gefällt, gegen dein SaphirArmband?«
»Gemacht. Ich glaube, sie geht zuerst zu Dorindha.«
Die ältere der Weisen Frauen gackerte wieder. »Sie hat immer noch nur Bael im Kopf. Eine Erstschwester ist eine Erstschwester, aber ein frischgebackener Ehemann...«
Sie gelangten außer Hörweite, und er beugte sich zur Zeltklappe herunter. Er verstand nach wie vor nicht, was sie da drinnen sprachen. Er hätte vielleicht sein Ohr an den offenen Spalt halten können, aber das würde er nicht tun. Sicher hatte sich Aviendha mittlerweile bedeckt, da ja schließlich Egwene bei ihr war. So wie sich Egwene inzwischen den Aielsitten angepaßt hatte, konnte es allerdings durchaus sein, daß sie statt dessen ebenfalls ihre Kleider abgelegt hatte.
Das leise Klatschen weicher Sohlen auf dem harten, kalten Boden kündete von der Ankunft Moiraines und Lans. Rand richtete sich auf. Obwohl er ihrer beider Atemzüge hörte, waren die Schritte des Behüters kaum hörbar, nur die Moiraines. Ihr Haar hing ihr lose ins Gesicht, und sie hielt einen dunklen Morgenmantel, dessen Seide im Mondschein glänzte, vor ihrer Brust zusammen. Lan war vollständig angekleidet, trug Stiefel und hatte die Waffen gegürtet. Außerdem war er in diesen Umhang gehüllt, der ihn zu einem Teil der Nacht werden ließ. Klar. Der Kampfeslärm unten auf den Hügeln verklang nun langsam.
»Ich bin überrascht, daß Ihr nicht eher kamt, Moiraine.« Seine Stimme klang kalt; besser die Stimme als er selbst. Er hielt an Saidin fest, obwohl er dagegen ankämpfen mußte, doch die eisige Kälte der Nacht wurde dadurch von ihm ferngehalten. Er war sich ihrer bewußt, spürte jedes Härchen an seinen Armen, das sich der Kälte wegen unter seinen Hemdsärmeln aufstellte, aber sie berührte ihn nicht. »Ihr kommt doch für gewöhnlich und seht nach mir, sobald Ihr Unheil auch nur wittert.«
»Ich habe noch nie alles erklärt, was ich tue oder lasse.« Ihre Stimme klang genauso kühl und geheimnisvoll wie immer, doch selbst im Mondschein konnte Rand erkennen, daß sie errötete. Lan blickte besorgt drein, obwohl das bei ihm schwer festzustellen war. »Ich kann nicht ewig Eure Hand halten. Irgendwann einmal müßt Ihr alleine laufen lernen.«
»Das habe ich heute abend, oder?« Verlegenheit glitt über die Oberfläche des Nichts, denn es klang, als habe er alles allein vollbracht, und so fügte er schnell hinzu: »Aviendha hat den hier beinahe schon von meinem Rücken weggebrannt.« Die Flammen aus dem Körper des Draghkar waren fast niedergebrannt.
»Nur gut, daß sie sich hier befand«; sagte Moiraine gelassen. »Ihr habt mich also nicht benötigt.«
Sie hatte keine Angst verspürt, dessen war er sich ganz sicher. Er hatte gesehen, wie sie mitten unter Schattenwesen gerannt war und die Macht so geläufig als Waffe verwendet hatte, wie Lan sein Schwert. Zu oft schon war das geschehen, als daß er nun glauben konnte, sie sei aus Angst nicht früher gekommen. Also, warum war sie dann nicht gekommen, als sie die Anwesenheit des Draghkar fühlte? Sie mußte ihn gespürt haben und Lan mit ihr, denn das war eine der Gaben, die ein Behüter durch die Bindung an seine Aes Sedai erhielt. Er könnte sie ja zur Rede stellen, sie durch ihren Eid ihm gegenüber und ihre Unfähigkeit, unumwunden zu lügen, in die Enge treiben. Nein, das brachte er nicht fertig. Das tat er niemandem an, der letzten Endes versuchte, ihm zu helfen.
»Wenigstens wissen wir jetzt, was der Angriff unten bezweckte«, sagte er. »Ich sollte glauben, dort geschehe etwas Wichtiges, während sich der Draghkar an mich heranschlich. Das haben sie schon in der Kaltfelsenfestung versucht, und dort hat es auch nicht geklappt.« Nur hatten sie damit diesmal beinahe Erfolg gehabt. Falls das überhaupt die Absicht dahinter gewesen war. »Man sollte doch denken, daß sie diesmal etwas Neues ausprobieren würden.« Couladin befand sich vor ihm, und die Verlorenen waren, wie es schien, überall zugleich. Warum konnte er sich nicht einem Gegner nach dem anderen stellen?
»Macht nicht den Fehler, die Verlorenen für dumm zu halten«, warnte Moiraine. »Das könnte sich als fatal erweisen.« Sie rückte fröstelnd ihren Morgenmantel zurecht, als wünsche sie, er sei dicker. »Es ist schon spät. Falls Ihr mich nicht weiter benötigt...?«
Aiel kamen langsam zurück, als sie und der Behüter
Weitere Kostenlose Bücher