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Die Feuer des Himmels

Die Feuer des Himmels

Titel: Die Feuer des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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nicht vernommen hat, mit Rubinen und Mondperlen.«
    Aviendha zuckte zusammen, als sei eine Maus an ihrem Bein emporgeklettert. Nun, in einem solchen Fall würde sie wahrscheinlich nicht erschrecken, aber zumindest Egwene hätte sich so verhalten. Die Aiel erklärte der Weisen Frau das mit Lamans Schwert und der Scheide so hastig, daß sich ihre Stimme beinahe überschlug.
    Sorilea rückte ihren Schal zurecht und knurrte einiges in sich hinein in bezug auf Mädchen, die ein Schwert berührten, selbst wenn es in Decken gewickelt war, und über die ›junge‹ Bair, mit der sie ein Wörtchen zu reden habe. »Also hast du doch kein Auge auf ihn geworfen? Schade. Das würde ihn an uns binden. Heutzutage betrachtet er zu viele Völker als die seinen.« Einen Augenblick lang musterte sie Aviendha von Kopf bis Fuß. »Ich werde Feran auf dich aufmerksam machen. Sein Großvater ist mein Schwestersohn. Du hast andere Pflichten dem Volk gegenüber, als zu lernen, eine Weise Frau zu werden. Diese Hüften sind für Kinder wie geschaffen.«
    Aviendha stolperte über einen überstehenden Pflasterstein und fing sich gerade noch vor einem Sturz. »Ich... Ich werde über ihn nachdenken, wenn ich Zeit dafür habe«, sagte sie atemlos. »Ich muß noch viel lernen, wie man eine Weise Frau wird, und Feran gehört zu den Seia Doon, den Schwarzaugen, die geschworen haben, weder unter einem Dach noch in einem Zelt zu schlafen, bis Couladin tot ist.« Couladin gehörte ebenfalls zu den Seia Doon. Die Weise Frau mit dem ledrigen Gesicht nickte, als sei damit alles Notwendige besprochen. »Ihr, junge Aes Sedai. Ihr kennt den Car'a'carn gut, wie man sagt. Wird er machen, was er angedroht hat? Sogar einen Clanhäuptling hängen?«
    »Ich glaube... vielleicht... wird er es tun.« Und etwas schneller fügte Egwene dann hinzu: »Aber ich bin sicher, daß man ihn mit Vernunftgründen überzeugen kann.« Sie war sich keineswegs sicher, nicht einmal, daß es Vernunftgründe gäbe, doch seine Worte hatten auf ihre Weise schon gerecht geklungen. Andererseits würde ihm Gerechtigkeit nicht helfen, wenn sich dadurch außer den Shaido noch andere gegen ihn stellten.
    Sorilea blickte sie überrascht an und warf dann den um Rands Pferd versammelten Häuptlingen einen Blick zu, der die ganze Gruppe eigentlich hätte zu Boden werfen müssen. »Ihr mißversteht mich. Er muß diesem Pack räudiger Wölfe beweisen, daß er der Leitwolf ist. Ein Häuptling muß härter als andere Männer sein, junge Aes Sedai, und der Car'a'carn härter als die anderen Häuptlinge. Jeden Tag werden einige weitere Männer und sogar Töchter von Hoffnungslosigkeit überwältigt, doch sie stellen nur die weiche äußere Rinde des Eisenholzbaums dar. Was bleibt, ist das harte Innere, und er muß hart sein, um sie zu führen.« Egwene wurde bewußt, daß sie sich selbst und die anderen Weisen Frauen nicht unter denen erwähnt hatte, die geführt werden mußten. Sorilea knurrte noch etwas von ›räudigen Wölfen‹ und hatte bald das Ohr aller Weisen Frauen gewonnen, die ihr beim Weitergehen lauschten. Was sie auch sagte, es war leider nicht bis zu ihr herüber hörbar.
    »Wer ist dieser Feran?« fragte Egwene. »Ich habe dich nie von ihm erzählen hören. Wie sieht er aus?«
    Aviendha blickte Sorilea, die nun zwischen den um sie herum versammelten Frauen beinahe verdeckt war, noch immer finster nach und antwortete geistesabwesend: »Er sieht ähnlich wie Rhuarc aus, nur ist er jünger, größer und hat viel rotere Haare. Eigentlich sieht er noch besser aus als Rhuarc. Mehr als ein Jahr lang hat er versucht, Enailas Interesse zu gewinnen, aber ich glaube, eher wird sie ihm das Singen beibringen, als daß sie den Speer aufgibt.«
    »Das verstehe ich nicht. Hast du vor, ihn dir mit Enaila zu teilen?« Es war immer noch ein eigenartiges Gefühl, so nüchtern über diese Dinge zu sprechen.
    Aviendha stolperte schon wieder und starrte sie dann an. »Ihn teilen? Ich will keinen Anteil an ihm. Sein Gesicht ist schön, aber er lacht wie ein blökendes Maultier, und er bohrt immer in seinen Ohren.«
    »Aber so wie du mit Sorilea gesprochen hast, dachte ich... du hättest Gefallen an ihm gefunden. Warum hast du ihr nicht gesagt, was du mir gerade anvertraut hast?«
    Das Lachen der anderen klang ein wenig gequält. »Egwene, wenn sie glaubte, ich wolle mich in dieser Angelegenheit drücken, dann würde sie den Brautkranz persönlich flechten und Feran und mich am Kragen zur Hochzeit schleifen.

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