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Die Feuer des Himmels

Die Feuer des Himmels

Titel: Die Feuer des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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hätten. Seufzend stieg Egwene ab und führte Nebel am Zügel, nachdem sie grollend ihren Rock zurechtgezogen hatte. Die weichen, kniehohen Aielstiefel, die sie trug, wirkten bequem und waren es auch, aber sie eigneten sich nicht für einen langen Fußmarsch auf hartem, unebenen Pflaster.
    »Er hat sie wirklich alle im Griff«, sagte sie.
    Aviendha nahm den Blick kaum von Rands Rücken. »Ich kenne ihn nicht genug. Ich kann ihn gar nicht genug kennen. Sieh dir das Ding an, das er trägt.«
    Damit meinte sie natürlich das Schwert. Rand trug es eigentlich nicht; er hatte es an das Sattelhorn gehängt. Es steckte nun in einer einfachen schweinsledernen Scheide, und das lange Heft war ebenfalls mit Leder bezogen. Auch so ragte es bis zu seiner Hüfte empor. Er hatte das Griffstück und die Scheide von einem Mann aus Taien während des Ritts über den Paß anfertigen lassen. Egwene fragte sich, warum er dafür solche Mühen auf sich nahm, obwohl er doch mit Hilfe der Macht jederzeit ein Schwert aus Feuer erscheinen lassen konnte und noch ganz andere Dinge fertigbrachte, gegen die ein echtes Schwert wie ein Spielzeug wirkte. »Du hast es ihm doch geschenkt, Aviendha.«
    Ihre Freundin machte eine finstere Miene. »Er will mich überreden, auch den Griff anzunehmen. Er hat es benützt, und es gehört ihm! Hat es vor meiner Nase benützt, als wolle er sich mit einem Schwert in der Hand über mich lustig machen.«
    »Du bist nicht wegen des Schwertes so wütend auf ihn.« Das glaubte sie jedenfalls nicht. Aviendha hatte es in jener Nacht in Rands Zelt mit keinem Wort erwähnt. »Du bist nur immer noch so durcheinander, weil er dich so angefahren hat. Ich verstehe dich! Ich weiß aber auch, daß es ihm leid tut. Er spricht manchmal, ohne zu denken, aber wenn du seine Entschuldigung annimmst... «
    »Ich will seine Entschuldigungen nicht hören«, murrte Aviendha. »Ich will nicht... Ich kann das alles nicht mehr ertragen. Ich kann nicht mehr in seinem Zelt schlafen.« Mit einemmal ergriff sie Egwenes Arm, und wenn es Egwene nicht besser gewußt hätte, hätte sie glauben können, die Freundin sei den Tränen nah. »Du mußt meinetwegen mit ihnen sprechen. Mit Amys und Bair und Melaine. Sie werden auf dich hören. Du bist eine Aes Sedai. Sie müssen mich zu ihren Zelten zurückkehren lassen. Sie müssen einfach!«
    »Wer muß was tun?« fragte Sorilea, die sich hatte zurückfallen lassen und nun neben ihnen herging. Die Weise Frau der Shende-Festung hatte dünnes, weißes Haar und eine Gesichtshaut, die sich wie Leder über ihren Schädel spannte. Und klare grüne Augen, die ein Pferd auf zehn Schritt Entfernung umhauen konnten. So blickte sie normalerweise alle an. Wenn Sorilea zornig war, schwiegen die anderen Weisen Frauen sicherheitshalber und die Clanhäuptlinge suchten nach Ausreden, um schnell wegzugehen.
    Melaine und eine andere Weise Frau, eine ergraute Schwarzwasser-Nakai, wollten sich ihnen ebenfalls anschließen, doch Sorilea sah sie auf ihre typische Art an.
    »Wenn du nicht so damit beschäftigt wärst, Melaine, von diesem frischgebackenen Ehemann zu träumen, wäre dir klar, daß Amys mit dir sprechen will. Mit dir auch, Aerin.« Melaine lief hochrot an und wuselte zu den anderen zurück, aber die Ältere kam sogar noch vor ihr dort an. Sorilea beobachtete ihren Abgang und wandte dann ihre ungeteilte Aufmerksamkeit wieder Aviendha zu. »Nun können wir uns in aller Ruhe unterhalten. Also, du willst irgend etwas nicht tun, natürlich etwas, das dir befohlen wurde. Und du glaubst, diese kindliche Aes Sedai könne deinen Kopf aus der Schlinge ziehen.«
    »Sorilea, ich...« Weiter kam Aviendha nicht.
    »Zu meiner Zeit sprang ein Mädchen, wenn eine Weise Frau ihr zu springen befahl, und sie hörte nicht damit auf, bevor man es ihr erlaubte. Da ich noch am Leben bin, ist es immer noch meine Zeit. Muß ich mich noch deutlicher ausdrücken?«
    Aviendha atmete tief durch. »Nein, Sorilea«, sagte sie demütig.
    Der Blick der älteren Frau ruhte nun auf Egwene. »Und Ihr? Glaubt Ihr, daß Ihr dieser da etwas ersparen könnt?«
    »Nein, Sorilea.« Egwene hatte das Gefühl, sie müsse einen Knicks machen.
    »Gut«, sagte Sorilea. Es klang nicht befriedigt, sondern lediglich, als habe sie nichts anderes erwartet. Und so war es wohl. »Jetzt kann ich mit dir darüber sprechen, was ich wirklich wissen will. Wie ich hörte, hat dir der Car'a'carn ein Geschenk gegeben, um dir sein Interesse an dir zu zeigen, wie man es noch

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