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Die Feuer des Himmels

Die Feuer des Himmels

Titel: Die Feuer des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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schlich sich ein, daß sie Nynaeve am Nacken packen und durchschütteln werde. Wie dumm. Nynaeve war um Jahre älter als sie. Die Augenbraue kühl und überheblich hochziehen, ha! Dunsinin. Birgitte. Genauso hart und stark wie eine Tochter des Speers.
    Ihr Kopf sank vornüber auf das geöffnete Buch, und sie bemühte sich noch, den kleinen Band unter ihrer Wange zu bergen, während ihr Atem immer ruhiger und gleichmäßiger wurde und sie schließlich einschlummerte.
    Sie zuckte überrascht zusammen, als sie sich plötzlich unter den großen Sandsteinsäulen im Herzen des Steins wiederfand, im eigenartigen Lichtschein Tel'aran'rhiods, und dann wurde sie noch einmal überrascht, denn sie trug den Cadin'sor. Amys würde es nicht gefallen, sie so gekleidet zu sehen; nein, es würde sie gewiß nicht amüsieren. Schnell bemühte sie sich um neue Kleidung und wurde erneut überrascht, denn ihre Gewänder flimmerten und änderten sich ständig. Einmal trug sie die Algodebluse und den bauschigen Wollrock der Weisen Frauen und dann wieder ein zartes Gewand aus blauer Seide mit Brokatstreifen. Schließlich blieb dann die Aielkleidung einschließlich ihres elfenbeinernen Flammen-Armreifs und ihrer aus Gold und Elfenbein gefertigten Halskette. Solche gedankliche Unentschlossenheit hatte sie schon lange nicht mehr an den Tag gelegt.
    Einen Augenblick lang dachte sie daran, die Welt der Träume wieder zu verlassen, doch sie vermutete, daß sie wohl in ihrem Zelt fest eingeschlafen war. Höchstwahrscheinlich würde sie lediglich in einen ihrer eigenen Träume hineingleiten und da war sie sich der Traumnatur nicht immer bewußt. Doch in einem solchen Fall konnte sie nicht mehr nach Tel'aran'rhiod zurückkehren. Sie würde bestimmt Amys nicht mit Nynaeve allein lassen. Wer wußte schon, was Nynaeve dann alles ausplauderte, falls Amys sie herausforderte? Wenn die Weise Frau eintraf, würde sie einfach behaupten, sie sei ebenfalls gerade angekommen. Die Weisen Frauen waren bisher immer ein wenig schneller als sie gewesen oder zumindest zur selben Zeit eingetroffen, aber wenn Amys glaubte, sie sei diesmal nur eine Sekunde schneller gewesen, würde das bestimmt nichts ausmachen.
    Sie hatte sich nun schon fast an den Eindruck unsichtbarer Augen in dieser riesigen Halle gewöhnt. Nur die Säulen und die Schatten und dieser große, leere Raum. Trotzdem hoffte sie, es werde nicht zu lange dauern, bis Amys und auch Nynaeve einträfen. Doch es würde mit Sicherheit noch eine Weile dauern. So seltsam die Zeit oftmals in Tel'aran'rhiod verlief, mußte es doch noch eine gute Stunde bis zu ihrem vereinbarten Treffen dauern. Vielleicht gab ihr das genug Zeit, um...
    Plötzlich wurde ihr bewußt, daß sie Stimmen hörte. Es klang wie ein fernes Flüstern zwischen den Säulen. Sie griff nach Saidar und ging vorsichtig in Richtung der Geräusche auf den Ort zu, wo Rand Callandor unter der großen Kuppel zurückgelassen hatte. Die Weisen Frauen behaupteten, die Fähigkeit, Tel'aran'rhiod unter Kontrolle zu halten, sei hier genauso mächtig wie die Eine Macht, doch sie kannte sich im Gebrauch Saidars viel besser aus und vertraute ihren Fähigkeiten. Hinter den dicken Sandsteinsäulen verborgen, blieb sie stehen und ließ ihren Blick schweifen.
    Es waren keine Schwarzen Schwestern, wie sie befürchtet hatte, und auch nicht Nynaeve. Statt dessen stand Elayne in der Nähe der glitzernden Klinge Callandors, die dort im Boden steckte, und sie war in ein Gespräch mit einer Frau vertieft, die wohl die eigenartigste Kleidung trug, die Egwene je gesehen hatte. Sie hatte einen weißen Kurzmantel seltsamen Schnitts an und dazu eine weite gelbe Hose, deren Beine an den Knöcheln jeweils in zahlreichen Falten zusammengebunden waren, gleich über kurzen Stiefeletten mit hohen Absätzen. Auf ihrem Rücken hing ein kunstvoll geflochtener blonder Zopf und in Händen hielt sie einen Bogen, der wie Silber glänzte. Auch die Pfeile im Köcher glänzten silbern.
    Egwene schloß die Augen. Zuerst die Probleme mit ihrer Kleidung und nun das. Nur weil sie von Birgitte gelesen hatte - und der silberne Bogen ließ keinen anderen Schluß zu -, war das noch kein Grund, sich einzubilden, sie sei wirklich hier. Birgitte wartete irgendwo auf den Ruf des Horns von Valere, das sie und die anderen Helden zur Letzten Schlacht rufen würde. Doch als Egwene die Augen wieder öffnete, befanden sich Elayne und die seltsam gekleidete Frau immer noch dort. Sie konnte nicht ganz verstehen, was

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