Die Feuer des Himmels
Wangen, und sie schien mit sich selbst zu kämpfen. »Einen Monat nachdem ich Caemlyn verließ«, knurrte sie leiser, »hat irgendein andoranischer Bauer ihm einen Pfeil durch die Brust geschossen, weil seine Schafe geraubt werden sollten.«
Er konnte sich das Lachen nicht verkneifen. »Also hätte Ihr die Bauern dazu bringen sollen, dort zu knien anstatt meiner. Na ja, jetzt müßt Ihr euch mit solchen Dingen nicht mehr beschäftigen.« Das stimmte auf jeden Fall. Welche Aufgabe die Aes Sedai auch für sie hatten, sie würden ihr keinesfalls mehr Macht und Entscheidungen anvertrauen. Er bedauerte sie. Er konnte sich nicht vorstellen, daß diese Frau aufgab und starb, aber sie hatte alles verloren bis auf ihr Leben. Andererseits paßte es ihm nicht, wenn sie ihn einen Bussard nannte oder ihn als Haufen stinkender Fischabfälle bezeichnete. Wie war das noch gewesen? Karpfenhirn? »Von nun an könnt Ihr euch darauf beschränken, meine Stiefel sauberzuhalten und mein Bett zu machen.«
Ihre Augen zogen sich zu schmalen Schlitzen zusammen. »Falls es das ist, was Ihr wünscht, Lord Gareth Bryne, solltet Ihr Leane erwählen. Sie könnte töricht genug sein.«
Er konnte sich gerade noch zurückhalten, um nicht Augen und Mund aufzureißen. Die Wege eines weiblichen Verstands ließen ihn immer noch staunen. »Ihr habt geschworen, mir zu dienen, gleich, wie ich mich entscheide«, brachte er mit einem Schmunzeln heraus. Warum verhielt er sich so? Er wußte doch, wer sie war und was sie war. Aber diese Augen verfolgten ihn immer noch. Sie stellten eine Herausforderung dar, obwohl sie offensichtlich glaubte, ihm keine Hoffnung machen zu können, so wie sie jetzt gerade dreinblickten. »Ihr werdet schon feststellen, welche Sorte von Mann ich bin, Siuan.« Er hatte sie nach seinem Scherz mit diesen Worten besänftigen wollen, aber so, wie sie ihre Schultern einzog, empfand sie es wohl als Drohung.
Mit einemmal wurde ihm bewußt, daß er die Aes Sedai hören konnte. Leises Stimmengemurmel erklang, verstummte aber sofort wieder. Sie standen zusammen und blickten ihn mit ausdruckslosen Mienen an. Nein, Siuan blickten sie an. Ihre Blicke folgten ihr, als sie dorthin zurückschritt, wo Leane stand. Als fühle sie den Druck dieser Blicke, wurde jeder Schritt ein wenig schneller als der vorhergehende. Als sie sich am Kamin wieder umwandte, war ihr Gesicht genauso ausdruckslos wie die der anderen. Eine bemerkenswerte Frau. Er war nicht sicher, ob er das an ihrer Stelle geschafft hätte.
Die Aes Sedai warteten darauf, daß er vor sie trat. Er tat es, und Sheriam sagte: »Wir erkennen Eure Bedingungen ohne Einschränkung an, Lord Bryne, und verpflichten uns, sie einzuhalten. Sie sind äußerst vernünftig.«
Carlinya zumindest machte nicht den Eindruck, als hielte sie sie für vernünftig, aber das war ihm gleich. Er war darauf vorbereitet gewesen, in allen Punkten außer dem letzten nachzugeben; nur im Stich lassen durften sie ihn nicht.
Er kniete auf der Stelle nieder, preßte die rechte Faust auf den kleinen Läufer, und sie stellten sich um ihn herum auf, und nacheinander legte ihm jede eine Hand auf das gebeugte Haupt. Es war ihm gleich, ob sie die Macht benützten, ihn an seinen Eid zu binden, oder um die Wahrheit herauszufinden. Er war nicht einmal sicher, ob sie eines von beiden oder beides vollbringen konnten; wer wußte schon wirklich, wozu eine Aes Sedai fähig war? Und falls sie etwas anderes erreichen wollten, konnte er es auch nicht verhindern. Von einem Augenpaar gefangen und in die Falle gelockt wie ein verliebter Bauerntölpel. Er hatte wirklich das Hirn eines Karpfens. »Ich verspreche und schwöre, Euch treu zu dienen, bis die Weiße Burg Euer ist...«
Er schmiedete bereits Pläne. Thad und vielleicht ein oder zwei Behüter mußten die Grenze überschreiten und nachsehen, was die Weißmäntel planten. Joni, Barim und noch ein paar würde er nach Ebou Dar hinunterschicken. Das würde Joni davon abhalten, doch noch einmal seine eigene Zunge zu verschlucken, wenn er ›Mara‹ und ›Amaena‹ anblickte. Und jeder Mann, den er aussandte, würde über genug Erfahrung verfügen, Leute anzuwerben.
»... Euer Heer aufzubauen und zu führen, so gut das meine Fähigkeiten zulassen... «
Als das leise Gemurmel der Unterhaltungen im Schankraum verstummte, blickte Min von den Mustern auf, die sie gelangweilt mit einem in Wein gestippten Finger auf die Tischfläche gemalt hatte. Auch Logain rührte sich erstaunlicherweise,
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