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Die Feuer des Himmels

Die Feuer des Himmels

Titel: Die Feuer des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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diesem Grund seid Ihr alle hier. Ihr habt sicher kein weiteres Schwert an Eurer Seite nötig« - er blickte zu Dromand hinüber und bekam ein Nicken zurück -, »also kann der einzige Dienst, den Ihr von mir erwartet, nur der sein, ein Heer zu führen. Zuerst eines zu sammeln, es sei denn, Ihr habt weitere Lager mit viel mehr Männern, als ich hier zu sehen bekam. Und das heißt, Ihr wollt Elaida bekämpfen.« Sheriam blickte verblüfft drein, Anaiya besorgt und Carlinya, als wolle sie etwas sagen, doch er fuhr fort. Sie sollten einmal zuhören, denn er erwarte, in den nächsten Monaten sehr viel bei ihnen zuhören zu müssen. »Also gut. Ich habe Elaida noch nie leiden können, und ich kann nicht glauben, daß sie eine gute Amyrlin ist. Noch wichtiger: Ich kann ein Heer aufstellen, das Tar Valon einnimmt. Solange Euch bewußt ist, daß dieser Kampf lang und blutig wird.«
    »Aber ich habe einige Bedingungen.« Sie alle richteten sich bei diesen Worten steif auf, sogar Siuan und Leane. Männer stellten Aes Sedai einfach keine Bedingungen. »Erstens bin ich der Oberkommandierende. Ihr sagt mir, was ich tun soll, aber ich entscheide, wie ich das erreiche. Ihr erteilt mir Befehle, und ich erteile sie den Soldaten, die unter mir dienen, aber nicht Ihr. Es sei denn, ich hätte dem vorher zugestimmt.« Mehrere Münder öffneten sich, zuerst die von Carlinya und Beonin, aber er fuhr ungerührt fort: »Ich teile die Männer ein, ich befördere und bestrafe sie. Nicht Ihr. Zweitens: Wenn ich Euch mitteile, daß etwas nicht geht, dann werdet Ihr Euch sorgfältig überlegen, wie das geändert werden kann. Ich will Eure Autorität nicht untergraben« - das würden sie wohl kaum zulassen -, »aber ich will auch keine Menschenleben verschwenden, weil Ihr nichts von Kriegführung versteht.« Es würde natürlich trotzdem geschehen, aber mit Glück höchstens einmal. »Drittens: Wenn Ihr das anfangt, dann zieht es auch konsequent durch. Ich werde meinen Kopf in eine Schlinge stecken, genau wie jeder Mann, der mir folgt, und solltet Ihr in einem halben Jahr plötzlich entscheiden, daß Elaida als Amyrlin doch noch besser sei als ein langer Krieg, zieht Ihr damit die Schlinge um den Hals jedes Mannes zu, den man erwischen wird. Die anderen Länder werden sich aus einem Bürgerkrieg um die Burg heraushalten, aber wenn Ihr uns im Stich laßt, werden sie uns nicht am Leben lassen. Dafür wird Elaida sorgen.
    Wenn Ihr diese Bedingungen nicht annehmt, sehe ich keine Möglichkeit, Euch zu dienen. Ob Ihr mich dann mit Hilfe der Macht bindet, damit Dromand hier mir die Kehle aufschlitzt, oder ob ich verurteilt und aufgehängt werde, kommt auf dasselbe heraus - tot bin ich dann allemal.«
    Die Aes Sedai sagten nichts. Eine Weile blickten sie ihn nur an, bis er sich des Juckens zwischen seinen Schulterblättern wegen schon fragte, ob ihm Nuhel gleich einen Dolch in den Rücken stoßen werde. Dann erhob sich Sheriam, und die anderen folgten ihr an die Fenster. Er sah, wie sich ihre Lippen bewegten, hörte aber nichts. Wenn sie ihre Absichten hinter der Einen Macht verbergen wollten, warum nicht. Er war sich nicht sicher, wieviel er ihnen von dem, was er wünschte, abringen könne. Wenn sie vernünftig waren, alles, aber bei Aes Sedai galten manchmal schon seltsame Dinge als ›vernünftig‹. Was sie auch entscheiden mochten, er würde es wohl oder übel mit Anstand hinnehmen müssen. Er hatte sich selbst in die perfekte Falle gelockt.
    Leane warf ihm einen Blick und ein Lächeln zu, das ihm ganz deutlich sagte, er werde niemals erfahren, was ihm entgangen war. Nun, sie hatten ihn vermutlich mit Worten durch die Mangel gezogen, und er war wahrscheinlich nicht gut dabei weggekommen. Diese Domanifrauen versprachen immer nur die Hälfte dessen, was man ihnen zutraute, gaben immer nur das, was sie wollten und änderten ihre Meinung und Absicht jeden Moment aufs neue.
    Der Köder in seiner Falle sah ihn geradewegs an und schritt dann auf ihn zu, bis sie ihm so nahe war, daß sie sich den Hals verrenken mußte, um zu ihm aufzublicken.
    Sie sprach mit leiser, zornbebender Stimme: »Warum habt Ihr das getan? Warum seid Ihr uns gefolgt? Einer Scheune wegen?«
    »Eines Eides wegen.« Eines blauen Augenpaars wegen. Siuan Sanche konnte kaum zehn Jahre jünger sein als er, aber es fiel schwer, sich daran zu erinnern, daß sie Siuan Sanche war, bei einem Gesicht, das eher dreißig Jahre jünger wirkte. Die Augen aber waren dieselben, tiefblau und so stark,

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