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Die Feuer des Himmels

Die Feuer des Himmels

Titel: Die Feuer des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Sanche?« Also erinnerte er sich an das, was er im Tran gehört hatte. »Sieht hier irgend jemand so aus, als wolle er oder sie mit mir sprechen?« Er widmete sich wieder seinen finsteren Beobachtungen.
    Niemand machte den Eindruck, mit einem ausgebrannten falschen Drachen reden zu wollen. Außer den beiden Behütern schien überhaupt niemand sie auch nur zu beachten. Wüßte sie es nicht besser, hätte sie gesagt, unter den Aes Sedai im Raum herrsche Aufregung. Sie hatten auch vorher bestimmt keinen trägen, uninteressierten Eindruck auf sie gemacht, doch nun schien eine unsichtbare Energie alle gepackt zu haben. Sie standen in kleinen Gruppen zusammen und diskutierten oder gaben den Behütern knappe, zielbewußte Anweisungen. Die Papiere, auf die sie sich vorher so konzentriert hatten, lagen jetzt zumeist vergessen herum. Sheriam und die anderen, die Siuan zu sich geholt hatten, waren in das Hinterzimmer zurückgekehrt, aber Leane saß nun mit zwei Helferinnen an einem Tisch, und die beiden Frauen machten sich Notizen, so schnell sie nur konnten. Außerdem kamen immer wieder neue Aes Sedai in die Schenke, verschwanden hinter dieser grobgezimmerten Brettertür und kamen nicht mehr heraus. Was dort drinnen auch geschehen sein mochte, Siuan hatte einiges in Bewegung gesetzt.
    Min wünschte sich Siuan an ihren Tisch herbei, oder besser noch irgendwo, wo sie fünf Minuten lang allein miteinander sprechen könnten. Zweifellos schlug sie in diesem Moment Bryne die eigenen Satteltaschen um die Ohren. Nein, zu solchen Mitteln würde Siuan vielleicht doch nicht greifen, trotz ihrer zornerfüllten Blicke. Bryne war nicht wie Logain, der einen übermenschlichen Eindruck erweckte, dessen Bewegungen, Gesten, Gefühlsausdrücke jeden beeindruckten und beherrschten. Logain hatte es eine Weile lang geschafft, Siuan durch seine enorme Ausstrahlung zu überwältigen. Bryne dagegen war ruhig, reserviert, bestimmt kein kleiner Mann, aber nicht so beherrschend. Sie wollte sich den Mann, an den sie sich noch gut von Korequellen her erinnerte, nicht zum Feind machen, aber andererseits glaubte Min nicht, daß Bryne sich lange gegen Siuans Persönlichkeit halten könne. Möglicherweise glaubte er, sie werde demütig ihre Zeit als seine Dienerin abarbeiten, doch Min hatte wenig Zweifel, wer am Ende das tun werde, was der andere wollte. Sie mußte nur jetzt mit dieser Frau über ihn sprechen.
    Als habe sie Mins Gedanken gelesen, kam Siuan die Treppe mit einem Bündel weißer Wäsche unter dem Arm heruntergestampft. Oder stolziert, das kam der Bewegung näher. Hätte sie einen Schwanz, dann hätte sie mit diesem vermutlich hinund hergeschlagen. Sie blieb einen Augenblick lang stehen und sah Min und Logain an, bevor sie entschlossen Richtung Küchentür marschierte.
    »Bleibt hier«, warnte Min noch einmal Logain. »Und bitte, sprecht nicht, bis... Siuan eine Gelegenheit hat, mit Euch zu reden.« Sie mußte sich erst wieder daran gewöhnen, die Menschen bei ihren richtigen Namen zu nennen. Er blickte sie nicht einmal an.
    Sie holte Siuan im Flur gleich vor der Küche ein. Das Klappern und Klatschen der Töpfe und Teller, die dort abgewaschen wurden, drang laut durch die Spalten, die entstanden waren, als die frischen Bretter der Küchentür trockneten. Siuan riß erschrocken die Augen auf. »Warum habt Ihr ihn allein gelassen? Lebt er noch?«
    »Soweit ich erkennen kann, wird er wohl ewig leben. Siuan, niemand will mit ihm sprechen. Aber ich muß mit Euch sprechen.« Siuan drückte ihr das weiße Bündel einfach in die Hand. »Was ist das?«
    »Gareth des verdammten Brynes verfluchte Wäsche«, fauchte die andere Frau. »Da Ihr ja auch eine seiner Dienerinnen seid, könnt Ihr sie waschen. Ich muß mit Logain sprechen, bevor es jemand anders tut.«
    Min packte sie am Arm, als sie sich vorbeizudrücken versuchte. »Ihr könnt mir ganz gut eine Minute lang zuhören. Als Bryne hereinkam, hatte ich eine Vision. Eine Aura und einen Stier, der Rosen wegriß, die er um den Hals trug, und... Keines davon spielt aber eine Rolle außer der Aura. Ich habe es nicht genau verstanden, aber immerhin mehr als alles andere.«
    »Wieviel konntet Ihr verstehen?«
    »Wenn Ihr am Leben bleiben wollt, solltet Ihr immer in seiner Nähe bleiben.« Trotz der Hitze schauderte Min. Sie hatte bisher nur eine Vision erlebt, die einen solchen Unsicherheitsfaktor enthielt, und die hatte eine tödliche Gefahr beinhaltet. Es war manchmal ja schon schlimm genug, zu wissen, was

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