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Die Feuer des Himmels

Die Feuer des Himmels

Titel: Die Feuer des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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sich gebunden hat, gleich unter welchen Umständen...«
    Elayne schauderte. »Ich weiß«, sagte sie schlicht und doch leidenschaftlich. Es war wohl kein Verstoß, der ihr eine Dämpfung einbringen würde, aber vermutlich würde jede Aes Sedai sie so in die Mangel nehmen, daß sie sich die Dämpfung herbeiwünschte. »Nynaeve, was ist in der Welt der Träume geschehen?«
    Eine Weile lang glaubte sie, die andere werde wieder mit Weinen anfangen, denn sie bewegte die Lippen und ihr Kinn zitterte. Als sie aber zu sprechen begann, klang ihre Stimme wie Eisen, und auf ihrem Gesicht stand ein Gemisch aus Zorn und zu vielen vergossenen Tränen. Sie erzählte ihre Geschichte ganz nüchtern, sogar knapp, bis sie zu Moghediens Auftauchen im Lager der Truppe kam. Danach berichtete sie über jede noch so schmerzliche Einzelheit.
    »Ich müßte eigentlich von Kopf bis Fuß Striemen tragen«, sagte sie schließlich in bitterem Tonfall, wobei sie einen glatten, unversehrten Arm berührte. Unversehrt oder nicht, jedenfalls zuckte sie zusammen. »Ich verstehe nicht, wieso nichts zu sehen ist. Ich spüre die Striemen, und ich verdiene sie auch für meinen dummen, törichten Stolz. Dafür, daß ich mich fürchtete, zu tun, was ich hätte tun sollen. Ich verdiente, in der Räucherkammer aufgehängt zu werden wie eine Speckseite. Wenn es Gerechtigkeit gäbe, würde ich immer noch dort baumeln und Birgitte läge nicht auf diesem Bett und wir müßten uns nicht fragen, ob sie überlebt oder nicht. Wenn ich nur mehr wüßte. Hätte ich nur fünf Minuten lang Moghediens Wissen, dann könnte ich sie heilen. Da bin ich ganz sicher.«
    »Wenn du noch immer hängen würdest«, sagte Elayne auf ihre praktische Art, »würdest du in kurzer Zeit aufwachen und mich abschirmen. Ich zweifle nicht daran, daß Moghedien dafür gesorgt hätte, dich zornig genug zu machen, um die Macht benützen zu können. Denk daran, sie kennt uns alle nur zu gut. Und ich bezweifle auch nicht, daß ich keinen Verdacht geschöpft hätte, bis es zu spät gewesen wäre. Ich halte nicht viel davon, hilflos zu Moghedien geschleppt zu werden, und du vermutlich auch nicht.« Die andere konnte ihr nicht in die Augen sehen. »Es muß eine Art von Koppelung gewesen sein, Nynaeve, wie durch einen A'dam. So hat sie dich Schmerzen empfinden lassen, ohne dich tatsächlich zu verletzen.« Nynaeve saß da und starrte wütend und gleichzeitig schmollend vor sich hin. »Nynaeve, Birgitte ist am Leben. Du hast alles für sie getan, was du konntest, und so das Licht es will, wird sie leben. Moghedien hat ihr das angetan und nicht du. Ein Soldat, der die Verantwortung dafür übernimmt, daß seine Kameraden in der Schlacht fallen, ist ein Narr. Du und ich, wir sind Soldaten in einer Schlacht, aber du bist keine Närrin. Also hör auf, dich wie eine zu benehmen!«
    Daraufhin blickte Nynaeve sie wieder an. Einen Moment nur sah sie ihre finstere Miene, und dann wandte sie ihr Gesicht ganz ab. »Du verstehst das nicht.« Sie senkte die Stimme, bis sie beinahe flüsterte: »Sie... war ... eine der Helden und Heldinnen, die an das Rad der Zeit gebunden wurden, dazu bestimmt, immer wiedergeboren zu werden, zur Legende zu werden. Diesmal wurde sie nicht geboren, Elayne. Sie wurde einfach aus Tel'aran'rhiod herausgerissen. Ist sie immer noch an das Rad gebunden? Oder wurde sie auch aus dieser Bindung gerissen? Von dem weggerissen, was ihr eigener Mut ihr eingebracht hatte, nur, weil ich so stolz war, so männerstur dumm, daß ich sie losschickte, um Moghedien zu suchen?«
    Elayne hatte gehofft, daß Nynaeve nicht so schnell auf diese Fragen stoßen werde, sondern erst, wenn sie ein wenig Zeit zur Erholung gehabt hätte. »Weißt du, wie schlimm Moghedien verletzt wurde? Vielleicht ist sie tot?«
    »Ich hoffe nicht.« Die andere Frau fauchte das fast. »Ich will sie dafür bezahlen lassen...« Sie atmete tief durch, aber statt aufzuleben, sackte sie noch mehr in sich zusammen. »Ich würde nicht auf ihren Tod zählen. Birgittes Pfeil hat ihr Herz verfehlt. Ein Wunder, daß sie getroffen hat, so, wie sie herumtaumelte. Ich hätte nicht einmal aufstehen können, wäre ich so weit so hart weggeschleudert worden wie Birgitte. Ich konnte nicht einmal selbst aufstehen, nach dem was mir Moghedien angetan hatte. Nein, sie ist am Leben, und wir sollten damit rechnen, daß sie ihre Wunde mit Hilfe der Macht heilen läßt und morgen früh hinter uns her ist.«
    »Sie würde dann immer noch Zeit benötigen, um

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