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Die Feuer des Himmels

Die Feuer des Himmels

Titel: Die Feuer des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Überraschung schliefen auch Thom und Juilin noch nicht. Sie hatten ein kleines Feuer neben dem Wagen entzündet und saßen sich daran mit übergeschlagenen Beinen gegenüber, wobei beide ihre langstieligen Pfeifen rauchten. Thom hatte sein Hemd in die Hose gesteckt, während Juilin seinen Mantel übergezogen hatte, aber ohne Hemd. Die Manschetten hatte er zurückgeschlagen. Sie sah sich erst in der Nacht um und setzte sich dann zu ihnen. Niemand rührte sich im Lager. Alles war dunkel, bis auf ihr Feuer und den Lampenschein, der hinter ihren Wagenfenstern sichtbar war.
    Keiner der Männer sagte etwas, während sie ihren Rock unter sich zurechtrückte. Dann sah Juilin Thom an, der nickte, und der Diebfänger hob etwas vom Boden auf und reichte es ihr. »Das habe ich an der Stelle gefunden, wo sie lag«, sagte der Mann mit dem dunklen Teint. »Als sei er ihr aus der Hand gefallen.«
    Elayne nahm den silbernen Pfeil bedächtig entgegen. Selbst die Federn schienen aus Silber zu bestehen.
    »Sehr typisch«, sagte Thom im Tonfall einer gepflegten Konversation, ohne die Pfeife aus dem Mund zu nehmen. »Und wenn man den Zopf dazunimmt... Aus irgendeinem Grund wird der Zopf in jeder Legende erwähnt. Obwohl ich schon ein paar kennengelernt habe, die ihre wiedergeborene Persönlichkeit unter anderem Namen gewesen sein könnten, und die ihn nicht trugen. Andere wiederum, die auch in Frage kamen, haben ihn getragen.«
    »Mir sind Legenden völlig egal«, warf Juilin ein. Er klang so wenig erregt wie Thom. Aber es mußte schon eine Menge passieren, daß sich diese beiden aufregten. »Ist sie es? Es wäre auch so schon schlimm genug, wenn eine Frau so mir nichts, dir nichts nackt aus dem Blauen erscheint, aber... Wo habt ihr uns da wieder hereingeritten, Ihr und N... Nana?« Er war besorgt. Juilin beging keine Fehler und er verplapperte sich nie. Thom schmauchte lediglich seine Pfeife und wartete ab.
    Elayne drehte den Pfeil in ihren Händen hin und her und tat so, als untersuche sie ihn genauer. »Sie ist eine Freundin«, sagte sie schließlich. Bis - falls überhaupt -Birgitte sie davon entband, mußte sie ihr Versprechen halten. »Sie ist keine Aes Sedai, aber sie hat uns geholfen.« Sie blickten sie erwartungsvoll an. »Warum habt Ihr den nicht Nynaeve gegeben?«
    Wieder tauschten die beiden einen bedeutungsvollen Blick. Besonders in Gegenwart von Frauen schienen sich Männer vor allem durch Blicke zu verständigen, vielleicht ganze Unterhaltungen hineinzupacken. Jedenfalls sagte dieser Blick genug darüber aus, was sie von ihrer Geheimnistuerei hielten. Wo sie doch ziemlich sicher wußten, wen sie sich da eingefangen hatten. Doch sie hatte ihr Wort gegeben.
    »Sie schien ein wenig durcheinander«, sagte Juilin und saugte betont an seiner Pfeife. Thom dagegen nahm die seine aus dem Mund und blies die weißen Schnurrbartenden aus dem Gesicht.
    »Durcheinander? Die Frau kam im Hemd herausspaziert und wirkte verloren. Als ich sie fragte, ob ich ihr helfen könne, hat sie mir keineswegs den Kopf abgebissen. Statt dessen hat sie sich an meiner Schulter ausgeweint!« Er zupfte an seinem Leinenhemd und murmelte etwas von Feuchtigkeit. »Elayne, sie hat sich für jedes böse Wort entschuldigt, das sie mir je gesagt hat, und das war so ziemlich jedes zweite Wort, das aus ihrem Mund kam! Sagte, man sollte sie eigentlich verprügeln, oder vielleicht hat auch jemand sie verprügelt; die halbe Zeit über redete sie recht zusammenhangloses Zeug. Sie sagte, sie sei ein Feigling und eine sture Närrin. Ich weiß nicht, was mit ihr los ist, aber sie ist bestimmt nicht sie selbst.«
    »Ich kannte einst eine Frau, die sich auch so benommen hat«, sagte Juilin und spähte ins Feuer. »Sie erwachte und fand einen Einbrecher in ihrem Schlafzimmer vor. Sie hat den Mann glatt durchs Herz erdolcht. Aber als sie die Lampe entzündete, sah sie, daß es ihr eigener Mann war. Sein Fischerboot war früher als erwartet in den Hafen zurückgekehrt. Sie ist einen halben Monat lang genau wie Nynaeve jetzt herumgelaufen.« Er verzog seinen Mund leicht. »Dann hat sie sich aufgehängt.«
    »Ich hasse es, Euch diese Bürde aufzuerlegen, Kind«, fügte Thom sanft hinzu, »doch wenn ihr jemand helfen kann, dann seid Ihr die einzige unter uns, die das fertig bringt. Ich weiß, wie man einen Mann aus seinen Depressionen holen kann. Gib ihm kurz mal einen Tritt, oder mach ihn betrunken und suche ihm eine Pr...« Er räusperte sich laut, versuchte, es als Husten zu

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