Die Feuer des Himmels
lassen.«
Juilin setzte sich so gerade hin, als habe er einen Stock verschluckt, und sein Gesicht färbte sich dunkler. »Ich habe in meinem ganzen Leben noch nie eine Frau in Gefahr im Stich gelassen.« Er zeigte mit seinem Pfeifenstiel auf sie, als sei es eine Waffe. »Schickt mich weg, und ich folge Euch wie ein Spürhund auf den Fersen.«
Nicht genau das, was sie wollte, aber es sollte reichen. »Also gut.« Sie erhob sich ein wenig steif und würdevoll, den silbernen Pfeil an der Seite, und behielt ihr leicht frostiges Benehmen bei. Sie glaubte, die Männer hätten endlich begriffen, wer hier das Sagen hatte. »Der Morgen ist nicht mehr fern.« Hatte Rand tatsächlich die Frechheit besessen, Juilin zu befehlen, er solle sie ihm ›zurückbringen‹? Thom und Juilin würden einfach dafür gemeinsam ein wenig büßen müssen. Außerdem hatte er es für dieses Grinsen durchaus verdient. »Ihr werdet nun das Feuer löschen und Euch schlafen legen. Jetzt sofort. Keine Ausreden, Thom. Ohne Schlaf seid Ihr sonst morgen zu nichts zu gebrauchen.«
Gehorsam begannen sie, mit Hilfe ihrer Stiefel Erde auf das Feuer zu treten, aber als sie die groben Holzstufen erreichte, die in den Wagen hochführten, hörte sie Thom sagen: »Sie hört sich manchmal wirklich wie ihre Mutter an.«
»Dann bin ich froh, diese Frau niemals kennengelernt zu haben«, grollte Juilin als Antwort. »Werfen wir eine Münze, wer die erste Wache hat?« Thom murmelte etwas Zustimmendes.
Beinahe wäre sie zurückgegangen, aber statt dessen ertappte sie sich, wie sie lächelte. Männer! Es war ein wohlwollender Gedanke. Ihre gute Laune hielt an, bis sie drinnen war.
Nynaeve saß auf der äußersten Bettkante, stützte sich auf beide Hände, und die Augen fielen ihr immer wieder zu, während sie über Birgitte wachte. Ihre Füße waren immer noch schmutzig.
Elayne legte Birgittes Pfeil in eine der Kommoden hinter einige grob gewebte Säckchen mit getrockneten Erbsen. Glücklicherweise warf ihr die andere nicht einmal einen Blick zu. Sie hatte das Gefühl, der Anblick des silbernen Pfeils sei im Augenblick nicht das Richtige für Nynaeve. Aber womit konnte sie ihr helfen?
»Nynaeve, es ist höchste Zeit, daß du dir die Füße wäschst und ins Bett gehst.«
Nynaeves Oberkörper drehte sich schwankend zu ihr hin und sie blinzelte müde. »Füße? Was? Ich muß Wache halten.«
Also besser ein Schritt nach dem anderen. »Deine Füße, Nynaeve. Sie sind schmutzig. Wasche sie.«
Mit gerunzelter Stirn sah Nynaeve auf ihre staubigen Füße hinab und nickte dann. Sie kippte die große, weiße Kanne ein wenig über der Waschschüssel aus, wobei sie einiges verschüttete. Noch mehr spritzte heraus, bevor die Füße gewaschen waren und sie sich ein Handtuch nahm, um sie abzutrocken. Sogar dabei setzte sie sich hin. »Ich muß über sie wachen. Im Falle, daß... daß... Sie hat einmal etwas im Schlaf gerufen. Nach Gaidal.«
Elayne drückte sie auf die Matratze zurück. »Du brauchst Schlaf, Nynaeve. Du kannst ja die Augen nicht mehr offenhalten.«
»Kann ich doch«, murmelte Nynaeve mürrisch und versuchte, sich aufzusetzen, obwohl Elayne ihre Schultern nach unten drückte. »Ich muß bei ihr wachen, Elayne. Ich muß.«
Verglichen mit Nynaeve waren die beiden Männer draußen geradezu vernünftig und willig. Und selbst wenn Elayne willens gewesen wäre, zu dieser Methode zu greifen, gab es wohl keine Möglichkeit, sie jetzt betrunken zu machen und einen - einen hübschen jungen Mann für sie zu finden. Also ein kurzer Tritt statt dessen? Mit Vernunft und Mitgefühl hatte sie nichts erreicht. »Ich habe genug von dieser Schmollerei und deinem Selbstmitleid, Nynaeve«, sagte sie energisch. »Du wirst jetzt schlafen, und morgen sagst du kein einziges Wort darüber, welch arme Kreatur du bist. Wenn du deinen klaren Kopf, den du sonst an den Tag legst, nicht behalten kannst, werde ich Cerandin bitten, dir statt des einen, das ich beseitigt habe, zwei blaue Augen zu verpassen. Du hast mir noch nicht einmal dafür gedankt. Jetzt leg dich schlafen!«
Nynaeve riß empört die Augen auf. Wenigstens wirkte sie jetzt nicht, als wolle sie gleich wieder in Tränen ausbrechen. Doch Elayne schloß ihr die Augenlider einfach mit den Fingern. Es ging leicht, und trotz des gemurmelten Protests verfiel Nynaeve fast augenblicklich in das ruhige, gleichmäßige Atmen eines tiefen Schlafs.
Elayne tätschelte Nynaeves Schulter, bevor sie sich wieder aufrichtete. Sie hoffte,
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