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Die Feuer des Himmels

Die Feuer des Himmels

Titel: Die Feuer des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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bestimmt auch eine Lady gewesen; solche Steine trug keine einfache Kauffrau. Aber Ghealdan hatte doch sicherlich eigene Gesetze und Gerichte und Richter! Wo war denn die Königin oder der König? Sie konnte sich nicht daran erinnern, wer in Ghealdan herrschte. Keiner an den Zwei Flüsse hatte je viel mit Königinnen oder Königen am Hut gehabt, aber dafür waren sie ja schließlich da, diese Lords und Ladies - um dafür zu sorgen, daß im Land Gerechtigkeit herrschte. Doch was Masema hier auch tat, ging sie letzten Endes nichts an. Sie hatte wichtigere Probleme, als sich um eine Horde von Tölpeln Gedanken zu machen, die sich von einem Wahnsinnigen tyrannisieren ließen.
    Trotzdem ließ die Neugier sie sagen: »Meint er das ernst, daß er versuchen will, Frauen und Männer davon abzuhalten, sich überhaupt noch anzuschauen? Was wird seiner Meinung nach geschehen, wenn es keine Heiraten und Kinder mehr gibt? Wird er als nächstes die Leute davon abhalten, den Boden zu bebauen oder zu weben oder Schuhe anzufertigen, damit sie statt dessen über Rand al'Thor nachdenken können?« Sie betonte diesen Namen mit voller Absicht. Diese beiden liefen herum und nannten ihn schon den ›Lord Drachen‹, wenn auch nur eine Stecknadel zu Boden fiel. Beinahe so schlimm wie Masema. »Ich sage Euch eines: Wenn er versucht, den Frauen vorzuschreiben, wie sie sich anziehen sollen, dann wird er einen Aufstand hervorrufen. Gegen sich selbst.« In Samara mußte es doch etwas wie eine Versammlung der Frauen geben. Das gab es in den meisten Orten, wenn auch oft unter anderen Namen, und oftmals auch nicht als offizielle Einrichtung. Es gab eben Dinge zu tun, für die den Männern der rechte Sinn fehlte. Sie konnten Frauen zur Rechenschaft ziehen, wenn sie unanständig gekleidet waren, und taten das für gewöhnlich auch, aber das war nicht das gleiche, als mische sich ein Mann in solche Angelegenheiten ein. Die Frauen mischten sich ja auch nicht in Angelegenheiten der Männer ein, oder doch nicht mehr als notwendig; also sollten die Männer ihre Finger aus denen der Frauen lassen. »Und ich denke, die Männer werden nicht anders reagieren, wenn er versucht, die Tavernen und ähnliches zu schließen. Ich habe noch nie einen Mann gesehen, der sich nicht in den Schlaf heult, wenn er seine Nase nicht abends von Zeit zu Zeit noch in einen Krug stecken kann.«
    »Vielleicht wird er«, sagte Ragan, »und vielleicht wird er nicht. Manchmal ordnet er Dinge an, und manchmal vergißt er es oder schiebt es auf, weil etwas Wichtigeres aufkommt. Ihr wärt überrascht«, fügte er trocken hinzu, »wenn Ihr wüßtet, wieviel seine Anhänger ohne Murren hinnehmen.« Ihr wurde bewußt, daß er und Uno sie in die Mitte genommen hatten und die anderen Menschen auf der Straße mißtrauisch beobachteten. Auch ihrem ungeübten Blick schien es, die beiden seien jeden Moment bereit, innerhalb eines Herzschlags die Schwerter zu ziehen.
    »Er ist nicht gegen die verdammte Heiraterei«, grollte Uno und starrte dabei einen Straßenhändler mit Fleischpasteten auf einem Tablett so böse an, daß der Mann sich umdrehte und davonlief, ohne die Münzen der beiden Frauen entgegenzunehmen, die mit Pasteten in der Hand vor ihm standen. »Ihr hattet Glück! Er hat sich nicht daran erinnert, daß Ihr keinen Mann habt, sonst hätte er Euch vielleicht mit einem Ehemann zum Lord Drachen geschickt. Manchmal wählt er willkürlich drei- oder vierhundert unverheiratete Männer und genauso viele Frauen aus, und, verflucht noch mal, verheiratet sie einfach. Die meisten haben sich vorher überhaupt noch nicht kennengelernt. Wenn dieser feige Abschaum sich nicht verdammt darüber beklagt, glaubt Ihr dann, sie würden die blutigen Mäuler aufreißen wegen ein bißchen Bier?«
    Ragan knurrte etwas in sich hinein, doch sie schnappte genug auf, um die Augen zusammenzuziehen. »Mancher Mann weiß nicht, wie verdammt viel Glück er hat.« Das hatte er gesagt. Er bemerkte ihren zornigen Blick nicht einmal. Er war zu sehr damit beschäftigt, die Straße zu beobachten, wohl um rechtzeitig jemanden zu entdecken, der sie wie ein Schwein im Sack davonschleppen wollte. Sie war heftig in Versuchung, sich den Schal herunterzureißen und ihn wegzuwerfen. Er schien auch ihr Schnauben nicht wahrzunehmen. Männer konnten schon unerträglich blind und taub sein, wenn sie wollten.
    »Wenigstens hat er nicht versucht, meinen Schmuck zu stehlen«, sagte sie. »Wer war diese törichte Frau, die ihm den ihren

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