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Die Feuer des Himmels

Die Feuer des Himmels

Titel: Die Feuer des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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rührten. Jede ihrer Geschichten hätte auch einen Strang ihres eigenen Lebens darstellen können. Was sie allerdings nicht ganz verstand, war die Tatsache, daß sie Areina am liebsten gewonnen hatte. Ihrer Meinung nach - und sie konnte ja wohl zwei und zwei zusammenzählen -, waren die meisten Probleme Areinas auf ihr loses Mundwerk zurückzuführen, weil sie den Menschen einfach ins Gesicht sagte, was sie dachte. Es konnte wohl kein Zufall sein, wenn man sie aus einem Dorf so schnell vertrieben hatte, daß sie sogar ihr Pferd zurücklassen mußte, weil sie dem Bürgermeister an den Kopf geworfen hatte, er sei ein Dummkopf mit einem Gesicht wie Brotteig, und dann hatte sie auch noch einigen Frauen aus dem Dorf erklärt, vertrocknete Küchenbesen wie sie hätten kein Recht dazu, sie zu fragen, wieso sie ganz allein unterwegs sei. Jedenfalls gab sie zu, so etwas in der Art gesagt zu haben. Nynaeve dachte sich, ein paar Tage mit ihr zusammen, damit sie ihr ein Beispiel gab, könnten bei dieser Frau wahre Wunder wirken. Und sie mußte auf jeden Fall auch für die beiden anderen etwas tun. Den Wunsch nach Sicherheit und Frieden konnte sie nur zu gut verstehen.
    Es kam am Morgen des zweiten Tages, als die Launen noch angeknackst und die Zungen spitz waren - jedenfalls die einiger bestimmter Leute! -, zu einem außergewöhnlichen Wortwechsel. Nynaeve machte eine ganz friedliche Bemerkung, Elayne befände sich nicht im Palast ihrer Mutter, also solle sie nicht glauben, sie werde sich jede Nacht im Schlaf an die Wand drücken lassen. Daraufhin hob Elayne in typischer Weise hochnäsig das Kinn, doch bevor sie den Mund aufbekam, sprudelte Birgitte heraus: »Du bist wirklich die Tochter-Erbin von Andor?« Dabei sah sie sich kaum um, ob vielleicht jemand nahe genug sei, ihnen zu lauschen.
    »Das bin ich.« Elayne klang würdevoller als in der letzten Zeit, aber es lag auch eine Andeutung von -konnte das Befriedigung sein? - darin.
    Birgittes Gesicht war vollkommen ausdruckslos, als sie sich abwandte und zum Bug schritt, wo sie sich auf ein zusammengerolltes Seil setzte und auf den Fluß vor sich hinabstarrte. Elayne runzelte die Stirn, blickte ihr nach und ging schließlich zu ihr hin, um sich neben sie zu setzen. Dort saßen sie und unterhielten sich eine Weile leise. Nynaeve hätte sich nicht zu ihnen gesetzt, selbst wenn sie sie darum gebeten hätten! Worüber sie auch gesprochen haben mochten, jedenfalls wirkte Elayne etwas unzufrieden, als habe sie ein anderes Ergebnis erwartet, doch danach gab es kaum noch ein böses Wort zwischen den beiden.
    Birgitte nahm später am selben Tag ihren richtigen Namen wieder an, wenn auch in einem letzten Ausbruch schlechter Laune. Da Moghedien in sicherer Entfernung hinter ihnen lag, hatten sie und Elayne sich die Farbe mit Stupfkrautsaft aus dem Haar gewaschen. Als Neres die eine mit rotgoldenen Locken bis auf die Schultern erblickte und die andere mit goldblondem Haar, das zu einem kunstvollen Zopf geflochten war, und die dann auch noch Bogen und Köcher herumtrug, knurrte er beißend etwas von »Birgitte, wie sie aus ihren verdammten Legenden heraustritt«. Es war sein Pech, daß sie seine Worte hörte. Das sei wirklich ihr Name, erklärte sie ihm in scharfem Ton, und wenn er ihm nicht passe, werde sie seine Ohren an jeden von ihm gewünschten Mast nageln. Und zwar mit verbundenen Augen. Er stolzierte mit hochrotem Gesicht davon und schrie seine Leute an, sie sollten ein paar Leinen festzurren, die man wohl kaum noch mehr spannen konnte, ohne sie zu zerreißen.
    Zu dieser Zeit war es Nynaeve vollkommen gleich, ob Birgitte ihre Drohung tatsächlich wahr machte. Wohl hatte der Stupfkrautsaft noch einen leicht rötlichen Schimmer in ihrem Haar zurückgelassen, aber es kam ihrer natürlichen Haarfarbe doch so nahe, daß sie am liebsten vor Freude geweint hätte. Und wenn nicht gerade jeder an Bord plötzlich entzündetes Zahnfleisch und Zahnschmerzen bekam, hatte sie noch genügend von diesem Saft, um sich das Haar mehrere Male auszuwaschen. Und genügend roten Fenchel, damit es ihrem Magen nicht zu schlecht erging. Sie konnte nicht anders, als vor Erleichterung zufrieden aufzuseufzen, sobald ihr Haar getrocknet und wieder zu einem ordentlichen Zopf geflochten war. Da Elayne nun gute Winde herangewebt hatte und Neres Tag und Nacht durchfuhr, glitten die Dörfer und Bauernhöfe mit ihren strohgedeckten Dächern rasch zu beiden Seiten an ihnen vorbei. Am Tag winkten ihnen die Menschen an den

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