Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Feuer des Himmels

Die Feuer des Himmels

Titel: Die Feuer des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
Vom Netzwerk:
ausmachen, die morgen weiter beladen würden. Heute nachmittag hatte man in einen davon etwas eingeladen, was wie ein verdrehter Sandstein-Türrahmen wirkte. Moiraine hatte sich besondere Mühe gegeben, ihn so festzurren zu lassen, wie sie es für richtig hielt.
    Ihm war nicht klar, was sie darüber wußte, und er würde sie ganz bestimmt nicht danach fragen. Es war besser, sie vergaß, daß es ihn überhaupt noch gab, obwohl er diesbezüglich nicht viel Hoffnung hatte. Was sie auch über den Türrahmen wissen mochte, er wußte jedenfalls mehr darüber. Er war hindurchgetreten - ein Narr, der nach Antworten suchte. Was er statt dessen bekommen hatte, war ein Kopf voll Erinnerungen anderer Männer. Toter Männer. Er zog das Tuch enger um seinen Hals zusammen. Und noch zwei andere Dinge. Ein silbernes Medaillon in Form eines Fuchskopfes, das er unter dem Hemd trug, und die Waffe auf seinen Knien. Eine dürftige Entschädigung. Er fuhr mit den Fingern sanft die Schriftzeichen nach. Die Erinnerung verblaßt niemals. Sie hatten einen Sinn für Humor, der zu den Aiel paßte, die Leute auf der anderen Seite der Tür.
    »Schafft Ihr das eigentlich jedesmal?«
    Er riß den Kopf herum und erblickte eine Tochter des Speers, die sich gerade neben ihn gesetzt hatte. Sie war selbst für eine Aielfrau groß, möglicherweise größer als er, ihr Haar war wie gesponnenes Gold und die Augen von der Farbe des klaren Morgenhimmels. Sie war älter als er, vielleicht um zehn Jahre, aber das hatte ihn noch nie abgeschreckt. Allerdings war sie eben eine Far Dareis Mai.
    »Ich heiße Melindhra«, fuhr sie fort, »und gehöre zur Jumai-Septime. Schafft Ihr das wirklich jedesmal?«
    Nun erst wurde ihm bewußt, daß sie vom Messerwerfen sprach. Sie nannte ihre Septime, aber keinen Clan. Das taten die Aiel fast nie. Aber... Sie mußte eine der Shaido-Töchter sein, die gekommen waren, um sich Rand anzuschließen. Er verstand all das Zeug mit den Kriegergemeinschaften nicht so ganz, aber was die Shaido betraf, erinnerte er sich nur zu gut daran, wie sie ihn mit Speeren hatten spicken wollen. Couladin konnte niemanden leiden, der mit Rand irgendwie verbunden war, und was Couladin haßte, haßten auch die Shaido. Andererseits war Melindhra hierher nach Rhuidean gekommen. Eine Tochter des Speers. Und nun lächelte sie ihn leicht an. In ihrem Blick funkelte etwas Einladendes.
    »Meistens, ja«, antwortete er wahrheitsgemäß. Auch wenn er es nicht direkt spürte, hatte er noch Glück, und wenn er es aufwallen fühlte, konnte überhaupt nichts schiefgehen. Sie schmunzelte. Ihr Lächeln wurde breiter, als halte sie ihn für einen Angeber. Frauen schienen sich immer schon entschieden zu haben, ob man log oder nicht, bevor sie auch nur einen Beweis gesehen hatten. Auf der anderen Seite war es so: Wenn sie einen mochten, dann war es ihnen entweder egal oder sie fielen ins andere Extrem und hielten dann auch seine dickste Lüge für wahr.
    Töchter des Speers konnten unabhängig von ihrem Clan gefährlich werden, doch das traf, wie er aus eigener Erfahrung wußte, auf alle Frauen zu. Jedenfalls hatte Melindhra nicht nur Augen für ihn allein.
    Also kramte er in seinen Gewinnen und zog eine Halskette mit vielen Goldspiralen heraus, in deren Zentrum jeweils ein tiefblauer Saphir befestigt war. Der größte hatte immerhin die Größe seines Daumennagels. Er erinnerte sich noch an eine Zeit - diesmal in seiner eigenen Erinnerung -, als ihn der kleinste dieser Steine noch zum Schwitzen gebracht hätte.
    »Die passen wunderschön zu Euren Augen«, sagte er und legte das schwere Kollier in ihre Hände. Er hatte wohl noch nie gesehen, daß eine der Töchter Halsschmuck trug, doch seiner Erfahrung nach hatte jede Frau Schmuck gern. Und seltsamerweise gefielen ihnen allen auch Blumen fast genauso wie Schmuck. Er verstand das wohl nicht, aber er gab sowieso zu, daß er Frauen noch weniger verstand als sein Glück oder das, was auf der anderen Seite des verdrehten Türrahmens geschehen war.
    »Sehr schöne Arbeit«, sagte sie, als sie es hochgehalten und gemustert hatte. »Ich nehme Euer Angebot an.« Die Halskette verschwand in ihrer Gürteltasche und sie beugte sich herüber, um ihm den Hut aus dem Gesicht zu schieben. »Du hast hübsche Augen. Wie dunkle, hochglänzende Tigeraugen, falls du die Steine kennst.« Sie drehte sich ein wenig um und zog die Beine auf den Brunnenrand empor. Dann schlang sie die Arme um die Beine, saß einfach so da und musterte ihn

Weitere Kostenlose Bücher