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Die Feuer von Alamosa (Western-Reihe 'Die Al Wolfson-Chroniken') (German Edition)

Die Feuer von Alamosa (Western-Reihe 'Die Al Wolfson-Chroniken') (German Edition)

Titel: Die Feuer von Alamosa (Western-Reihe 'Die Al Wolfson-Chroniken') (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Bongardt
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Kerzen, ein paar Eimer Sand, rotbraunes Pergamentpapier, ein paar Meter Zündschnur und vier Holzkisten, auf die wir mit glühenden Eisen die Worte brannten „Danger! Explosives!“

    Wir suchten uns einen Schuppen, und waren mit der Arbeit fertig, als draußen gerade die Ablösung für die erste Wache kam. Es muss so um die zwei Uhr früh gewesen sein, als ich endlich auf meiner Pritsche lag und die Augen schloss. Zum ersten Mal seit Wochen riss die Kälte mich nicht mehrmals pro Nacht aus dem Schlaf, und trotz allem, was heute geschehen war, kann ich mich auch nicht erinnern, das geringste geträumt zu haben. Erst die Morgenglocke riss mich aus dem Schlaf. Der Koch, den alle nur Miguel nannten, servierte Eier mit Speck und hatte außerdem Kaffee in riesigen Kannen gekocht. Verdammt, ich glaube, von allem, worauf man beim Leben in der Wildnis verzichten muss, habe ich ein anständiges Frühstück am meisten vermisst.

    Pete, Gordon und Will beäugten mich misstrauisch. Am Abend trafen sich die Männer hier im Saloon oder in den Gemeinschaftsbaracken, spielten Karten, tranken und vertrieben sich sonst wie die Zeit, und ein Neuling wie ich wäre gut beraten gewesen, sich dazu zu gesellen, statt sich, wie es für die Männer wohl gewirkt haben muss, beim Vorarbeiter lieb Kind zu machen.

    Mit dem Ausschachten waren wir fast fertig, als Hank Butch an unserer Baugrube auftauchte und uns zu sich rief. Hier würden jetzt, wo das Fundament gegossen wurde, andere übernehmen, und für uns hatte Butch eine Spezialaufgabe. Er brachte uns zu dem Schuppen, wo er und ich gestern Nacht die Kisten mit dem „Dynamit“ vorbereitet hatten. Die Kerzen bildeten den Kern der vermeintlichen Dynamitstangen, der Sand sorgte für ein glaubwürdiges Gewicht, und das rotbraune Pergamentpapier samt den Zündschnur-Stücken verliehen den Stangen ein absolut realistisches Aussehen.

    Pete machte drei Schritte zurück und sagte lautstark: „Das Zeuge fasse ich nicht an“, Will trat nervös von einem Bein auf das andere, nur Gordon blieb gleichmütig. Butch wandte seine ganze Autorität auf, aber er brauchte einiges davon, bis Pete sich überzeugen ließ. Jeder von uns sollte eine Kiste nehmen, und Butch warnte uns laut und für alle umstehenden vernehmlich, wir sollten gefälligst vorsichtig damit umgehen, sonst werde hier alles in die Luft fliegen. Butch ging vor uns her, um die Arbeiter aus dem Weg zu scheuchen. Die Banditen, erklärte er jedem, seien jetzt zwei Mal von der Westseite in Alamosa eingefallen, da sei es sicherer, das Dynamit auf die Ostseite zu tragen, bevor es beim nächsten Brand noch explodieren würde. Als wir endlich an dem Schuppen ankamen, wo wir das „Dynamit“ lagern wollten, wusste so ziemlich jeder im Ort davon. Pete rann der Schweiß in ganzen Bächen von der Stirn, Wills Hände zitterten und auch Gordon, der farbige Ruhepol, schien inzwischen Respekt vor dem Inhalt der Kisten bekommen zu haben, er seufzte deutlich hörbar auf, als er seine Kiste abgesetzt hatte. Vier Kisten Dynamit: Das wäre genug, um alle wichtigen Gebäude von Alamosa in Schutthaufen zu verwandeln. Unwiderstehlich für einen, der die Stadt dem Erdboden gleich machen wollte.

    Butch sicherte den Schuppen mit einem Vorhängeschloss. Aber wer es darauf anlegte, in den Schuppen einzubrechen, würde keine Schwierigkeiten haben, ein oder zwei Bretter aus einer Seitenwand zu brechen, die dort mehr schlecht als recht angenagelt waren. Die Falle war aufgestellt.

Es war nicht mehr lange bis zur Mittagsglocke, und Butch zeigte sich von seiner generösen Seite. Er nahm Pete, Gordon, Will und mich mit in eine der Gemeinschaftsbaracken, drückte jedem von uns ein Glas in die Hand, ging zu seinem Spind und kam mit einer großen Flasche Whiskey wieder, aus der er jedem von uns das Glas voll schenkte. Dann hob er seine Flasche, sprach „Darauf, dass wir nicht in die Luft geflogen sind. Auf euch, Männer!“, und nahm einen tiefen Zug aus der Flasche, während wir unsere Gläser leerten.

    Als kurz darauf die Glocke zur Mahlzeit rief, hatten wir gleich mehrere Gründe, mit guter Laune zum Essen zu gehen: Meine drei Kameraden, weil sie noch lebten, Butch, weil er dem Dynamit-Transport durch seinen Trinkspruch absolute Glaubwürdigkeit verliehen hatte, und ich, weil ich seit Monaten den ersten Whiskey im Körper hatte. Einen der besten übrigens, den ich je getrunken hatte, aber vielleicht kam mir das nach den Monaten in der Wildnis auch nur so vor.

    Der

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