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Die Feuer von Troia

Die Feuer von Troia

Titel: Die Feuer von Troia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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dich sofort erkennen. Laß mich nachdenken, ob mir nicht eine Möglichkeit einfällt. Ich bin sicher, bei dir würde mein Vater seinen Schwur brechen, keine Unterhandlungen mit einem Argiven zu führen. Aber wer sind deine Begleiter?«
    »Nimm die Kapuze ab, Achilleus«, befahl Odysseus, und der junge Mann neben ihm warf den Umhang ab. Er war nicht besonders groß, aber er hatte die mit Muskeln bepackten Schultern eines Ringkämpfers. Er trug das Haar bis auf die Schultern, und daran erkannte sie, daß er noch nicht zu den Männern zählte. Er hatte aschblonde, beinah silberne Haare und ein scharf geschnittenes, leidenschaftliches Gesicht. Aber Kassandras Blick kehrte zu den Augen zurück, den eiskalten Augen eines Raubvogels.
    Er sagte zu Odysseus: »Du hast versprochen, mich mit meinen Soldaten zu diesem Krieg zu bringen. Das hast du versprochen, und jetzt redest du davon, ihn zu vermeiden - als sei etwas Ehrenhaftes daran, einen Krieg zu vermeiden. So reden Frauen, keine Männer! Und Frauengerede habe ich schon zuviel gehört!«
    »Sei ruhig, Achilleus«, mischte der andere junge Mann sich ein. Er war größer, schlanker und hatte die langen, glatten Muskeln eines Läufers oder eines Athleten. Er war einige Jahre älter als Achilleus - etwa zwanzig. »Zum Krieg gehören nicht nur Ehre oder Ruhm. Und was immer Odysseus tun kann, geschieht unter der Führung der Götter. Wenn du Krieg willst … es hat noch zu keiner Zeit daran gemangelt. Wir müssen dem Untergang nicht entgegeneilen - aber so bist du nun einmal: Du stürmst in den Krieg, nur weil es dir Spaß macht!« Er lächelte Kassandra zu und sagte: »So hat dieser gerissene alte Seeräuber«, er warf einen liebevollen Blick auf Odysseus, »ihn überhaupt dazu gebracht, hierher zu kommen. «
    »Du wagst zu sagen  gerissen,  Patroklos!« rief Odysseus mit gespielter Empörung, »Hera, die Mutter der Weisheit, hat mich bei jedem meiner Schritte geführt. Laß es mich dir erzählen, Kassandra.« 
    »Mit Vergnügen«, sagte sie, »aber ihr müßt hungrig und müde sein. Ich will Frühstück bringen lassen, und du kannst es mir beim Essen erzählen.«
    Sie rief die Diener, ließ Brot, Olivenöl und Wein bringen, und Odysseus erzählte seine Geschichte.
    »Als Menelaos uns alle zusammenrief und verlangte, daß wir unseren Schwur halten und um Helena kämpfen, habe ich ebenso wie andere diesen Krieg vorausgesehen. Thetis, die Priesterin des Donnergottes Zeus,… «
    »Meine Mutter«, unterbrach ihn Achilleus leise.
    »Thetis versuchte, durch das Orakel vorauszusehen, welches Schicksal ihrem Sohn bestimmt war, und das Orakel lautete… « »Ich habe genug von Orakeln und Ammenmärchen«, brummte Achilleus. »Das ist alles Unsinn. Ich liebe meine Mutter. Aber sie ist so dumm wie alle anderen Frauen, wenn es um Krieg geht. « 
    »Achilleus, wenn du aufhörst, mich ständig zu unterbrechen, kann ich die Geschichte vielleicht zu Ende erzählen«, erklärte Odysseus und tauchte ruhig sein Brot in das Olivenöl. »Thetis ist beinahe ebenso klug wie die Erdmutter. Sie befragte das Orakel und erfuhr, daß ihr über alles geliebter Sohn möglicherweise umkommen würde, wenn er in diesem Krieg kämpft…, dazu muß man nicht hellsichtiger sein, als um im Winter Schnee auf dem .Ida vorauszusagen. Thetis jedenfalls wollte alles tun, um Achilleus dieses Schicksal zu ersparen. Sie steckte ihn in Frauengewänder und ließ ihn unter den vielen Töchtern des Königs Lycomedes von Scyros aufwachsen …«
    »Was muß er für ein hübsches Mädchen gewesen sein!« rief Patroklos. »Mit seinen breiten Schultern! Ich hätte diese Schönheit mit gelockten Haaren und Bändern zu gern einmal gesehen …« Achilleus versetzte seinem Freund einen heftigen Schlag zwischen die Schulterblätter, und Patroklos ging in die Knie. Achilleus knurrte: »Du hast genug gelacht, mein Freund. Sprich noch einmal davon, und du kannst im Hades lachen! Das laß ich mir nicht einmal von dir gefallen!«
    »Streitet euch nicht, Jungs«, mahnte Odysseus ungewöhnlich friedlich. »Ein schlechter Witz kann selbst die besten Freunde auseinanderbringen. Wie auch immer, auch ich habe das Orakel befragt, und meine Göttin sagte mir, es sei Achilleus’ Schicksal, in diesen Krieg zu ziehen. Aber ich dachte, seine Erziehung als Mädchen habe vielleicht einen Feigling aus ihm gemacht. Deshalb wählte ich viele Geschenke für die Töchter des Königs und breitete sie vor ihnen aus - Kleider, seidene Tücher und Bänder.

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