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Die Feuer von Troia

Die Feuer von Troia

Titel: Die Feuer von Troia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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es nicht glauben, dachte sie, aber für mich, die Tochter des Priamos, ist es schwieriger, unter vier Augen mit ihn zu sprechen, als für ihn.
    Sie wandte sich an einen alten Kämmerer, der ihr berichtete, ihr Vater inspiziere die Waffen, weil die Achaier an diesem Tag nicht angreifen würden.
    »Danach, Prinzessin, geht er mit seinen älteren Söhnen ins Bad, und dann wird er vermutlich in seinen Gemächern Wein trinken. Ich bin sicher, wenn du dann zu ihm gehst, wird er bereit sein, mit dir zu sprechen.«
    Sie verbrachte die verbleibenden Stunden bei Kreusa und spielte mit dem Kleinen. Kreusa sagte ihr, wann die Männer meist aus dem Bad zurückkamen, und Kassandra ging zu den Gemächern ihres Vaters. Einerseits hoffte sie, dort ihrer Mutter zu begegnen, fürchtete es aber auch. Es wäre schwer, Hekabe den Auftrag zu erklären, denn ihre Mutter würde es nicht für richtig halten, daß eine Frau in diesem Krieg eine aktive Rolle spielte.  Aber wenn die Stadt den Achaiern in die Hände fällt,  dachte Kassandra verzweifelt,  werden die Frauen ebenso darunter zu leiden haben wie die Männer, sogar noch mehr.
    Ihr Vater war allein mit seinem Waffenträger, der ihm einen neuen Speer vorführte. Als Priamos sie entdeckte, sah er sie mißbilligend an.
    »Was tust du hier, Kassandra? Wenn du mich sprechen willst, hättest du es deiner Mutter sagen sollen, und ich wäre in die Frauengemächer gekommen. «
    Kassandra versuchte erst gar nicht, sich zu verteidigen.
    »Nun ja, Vater, wirst du mich anhören, da ich schon einmal hier bin? Würdest du mit Odysseus sprechen, wenn ein Gespräch dazu beitragen könnte, den Krieg zu beenden?«
    »Um das zu tun, würde ich selbst mit Agamemnon reden«, erwiderte Priamos. »Aber unter den Schiffen am Strand habe ich das Schiff von Odysseus nicht gesehen.
    »Es liegt versteckt in einer kleinen Bucht«, sagte Kassandra. »Odysseus ist im Tempel des Sonnengottes, und er möchte dich heute abend sprechen. Darf ich ihn und Achilleus zum Abendessen in den Palast bringen?«
    »Wie, Achilleus auch? Verstecken sich Agamemnon und Menelaos hinter deinen Röcken, um uns heimtückisch zu überfallen?« 
    »Nein, Vater. Nur Odysseus, Achilleus und sein Freund. Odysseus soll Achilleus morgen zu den Führern der Achaier bringen. Aber aus alter Freundschaft möchte er zuerst mit dir sprechen. « 
    »Ja, er war viele Jahre ein guter Freund«, sagte Priamos nachdenklich. »Achilleus und sein Freund können auch kommen. Wie ich gehört habe, sind die beiden unzertrennlich. «
    »Ich werde es ihnen sagen, Vater«, versprach Kassandra und zog sich schnell zurück, ehe Priamos weitere Fragen stellen oder es sich anders überlegen konnte. Sie machte sich nicht die Mühe, ihre Mutter oder eine der Frauen im Palast von den Gästen zu benachrichtigen - bei der Abendmahlzeit gab es immer genug für ein Dutzend zusätzliche Münder. Und bereits der Gedanke, Achilleus zu bewirten, würde die Frauen in Angst und Schrecken versetzen. Erschöpft kehrte Kassandra in den Tempel zurück; ihr blieb gerade noch Zeit, ihr bestes Gewand anzuziehen und die Halskette umzulegen, die Odysseus ihr geschenkt hatte. Dann eilte sie zu ihren Gästen. Patroklos lächelte sie freundlich an, aber Achilleus lief unruhig im Gemach hin und her. Odysseus wirkte besorgt und ungeduldig.
    »lch habe dir doch gesagt, Achilleus, wir können nicht einfach in den Palast des Priamos stürmen. Wir kämen nicht einmal an den Wachen vorbei. Selbst wenn es gelingen würde, uns mit Gewalt Einlaß zu verschaffen, würde man uns nicht höflich als Unterhändler empfangen, und das ist für unsere Sache von größter Bedeutung. Du mußt Kassandra vertrauen. Sie wird uns den Weg zeigen.«
    »Ich traue keiner Frau«, erwiderte Achilleus mißmutig. »Es kann genauso gut eine Falle sein, und sie ruft die trojanischen Wachen, damit sie uns gefangen nehmen.«
    »lch sage dir, sie ist uns wohlgesonnen, und hier ist sie«, sagte Odysseus. »Wie ist es dir ergangen, Kassandra?«
    »Ganz gut.« Kassandra gab keine weiteren Erklärungen ab. »Mein Vater wird euch drei als Gäste zum Abendessen willkommen heißen.«  Und jetzt , dachte sie,  muß ich sie von hier in die große Halle bringen, ohne den Spitzeln über den Weg zu laufen, die vermutlich in der Stadt sind.
    »Ihr müßt alle die Umhänge der Priester des Sonnengottes tragen«, erklärte sie. »Niemand denkt sich etwas dabei, und niemand wird fragen, ob oder weshalb Priamos euch rufen läßt. «
    Man

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