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Die Feuer von Troia

Die Feuer von Troia

Titel: Die Feuer von Troia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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und betrachtete die alten Waffen an den Wänden. Eine riesige Doppelaxt mit einem Griff, der doppelt so lang war wie ein großer Mann, schien ihn besonders zu fesseln. Man hatte das Gefühl, er hätte die Axt am liebsten von der Wand genommen.
    »Ist das wirklich eine Axt für eine Schlacht oder ist es ein Relikt der Titanen, König Priamos?«
    Man hatte Kassandra als Kind alle möglichen Geschichten von den Schlachten der Titanen erzählt, in denen solche Waffen eine Rolle spielten; sie hatte sich immer gefragt, ob etwas Wahres daran sei, aber nie gewagt, danach zu fragen. Vermutlich mußte schon ein Achilleus kommen und ihrem Vater eine solche Frage stellen, um eine Antwort darauf zu erhalten.
    »Ich weiß es nicht«, erwiderte Priamos. »Der Größe nach kann sie sehr wohl im Kampf gegen die Titanen benutzt worden sein. Aber ich kann es nicht mit Sicherheit sagen.«
    »Es ist keine Waffe - zumindest nicht für den Kampf zwischen Sterblichen oder Titanen«, sagte Hekabe entschieden. »Es ist ein ritueller Gegenstand aus dem Haus der Doppelaxt im Land der Minoer. Er kam hierher, nachdem der große Tempel im Meer versunken war. Es gibt solche Äxte, die nicht größer sind als mein kleiner Finger, aber auch viele von dieser Größe, und wie man mir sagte, sogar noch größere. Niemand kennt ihren wahren Zweck, nicht einmal die Leute in Knossos. Aber ich habe einmal gehört, daß die Priester sie beim Opfer benutzten, wenn der Kopf eines Stiers mit einem Schlag abgehauen werden mußte.«
    Achilleus blickte nachdenklich auf die große Axt, als wolle er entscheiden, ob man sie mit dem riesigen Stiel überhaupt schwingen könne.
    »In diesem Tempel muß es aber ein paar selten große Priester gegeben haben«, sagte er, »wenn nicht Titanen, dann Kyklopen. Ich glaube, daß selbst dein Hektor mit dieser Axt einem Opfer nicht den Kopf abschlagen könnte, sei es Mensch oder Stier.«
    Hektor verließ seinen Platz, trat zu Achilleus und betrachtete die Waffe.
    »Genau das wollte ich schon immer einmal versuchen«, sagte er. »Aber als Kind hat man mir gesagt, es sei ein Sakrileg, die Axt zu benutzen. Jetzt bin ich erwachsen, und wenn es einen Gott gibt, den ich dadurch erzürnen würde, kenne ich IHN nicht. Ich würde meine Kraft gern daran erproben.« Er bat Priamos mit einem Blick um Erlaubnis. »Dürfen wir, Vater?«
    »Ich glaube nicht, daß es etwas schaden könnte«, sagte der König. »Kein Gott hat es verboten - falls die Axt einem Gott geweiht ist, liegt er hundert Faden tief im Meer in seinem versunkenen Tempel. Und selbst wenn ER dir deshalb zürnen würde, bezweifle ich, daß ER dich bestrafen könnte oder wollte. Tu, was du willst.«
    Hekabe empörte sich: »Das ist ein Sakrileg. Die Axt ist der Erdmutter geweiht«, aber nicht so laut, daß Priamos oder Hektor es gehört hatten.
    Hektor zog eine Bank unter die große Axt. Selbst ihm mit seinen starken Armen gelang es erst nach dem dritten Versuch, sie von den Haken zu heben. Er packte den langen Stiel mit beiden Händen in der Mitte, sprang von der Bank und schwang die Axt hoch über dem Kopf durch die Luft.
    Achilleus sprang vor, aber Hektor rief: »Zurück! Mach Platz!« Die Axt wirbelte immer schneller über seinem Kopf, und er rief: »Bringt mir den Opferstier!« Dann ließ er sie wieder langsam zu Boden sinken.
    »Jetzt bin ich an der Reihe«, rief Achilleus.
    »Sei nicht albern«, sagte Hektor entschieden. »Ich bin sicher, du bist ein starker Junge, aber du wirst dir einen Sehnenriß oder eine Zerrung holen, wenn du auch nur versuchst, die Axt zu heben. Du bist unser Gast, und ich möchte nicht, daß du dich verletzt.«
    »Du wagst es, in diesem Ton JUNGE zu mir zu sagen, Trojaner? Ich gehe jede Wette ein, daß ich stärker bin als du! Was du heben kannst, kann ich auch heben!« schrie Achilleus und packte den Stiel der Axt. Hektor hatte sie von der Wand nehmen müssen; Achilleus mußte sie vom Boden heben. 
    Patroklos trat zu ihm und sprach leise und mahnend auf ihn ein. Achilleus schob ihn ärgerlich zur Seite. Er hatte verhältnismäßig große Hände; er umklammerte den Griff und zog mit aller Macht. Die Adern auf seiner Stirn traten hervor; er ließ den Stiel los, spuckte in die Hände, packte ihn von neuem und zog noch einmal. Die Axt hob sich langsam vom Boden, und schließlich stemmte er sie mit ausgestreckten Armen über seinen Kopf. Dann ließ er sie langsam kreisen, immer schneller, bis sie laut zischend die Luft durchschnitt. Von der Tafel

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