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Die Feuer von Troia

Die Feuer von Troia

Titel: Die Feuer von Troia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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was sie tun.«
    Kassandra flüsterte: »Das beginne ich langsam zu fürchten.«

2
    In Troia war es erheblich wärmer als in Kolchis. Die Schlangen, die Kassandra aus Imandras Reich mitgebracht hatte, waren deshalb hier sehr viel lebhafter. Kassandra nahm sich viel Zeit, sie zu pflegen.
    Aus diesem Grund erfuhr sie es auch nicht sofort, als der Rat entschied, weder Menelaos noch Paris hätte den Zweikampf gewonnen. Es wurde ein Waffenstillstand ausgerufen. In dieser Zeit wollte man darüber nachdenken, was zu geschehen habe. Kassandra wußte, durch diesen Beschluß änderte sich nichts; beide Seiten wollten den Krieg fortsetzen, und deshalb achtete sie nicht weiter darauf, was vor den Toren des Tempels geschah. Sie fütterte gerade die Schlangen, als die Nachricht eintraf, die Kämpfe seien wieder aufgenommen worden. Später erzählte ihr jemand, einer der argivischen Hauptleute habe den Waffenstillstand gebrochen - der Mann behauptete, die Jungfräuliche Göttin habe es ihm befohlen und einen Pfeil auf Priamos abgeschossen, der sein bestes Gewand durchbohrte und ihn beinahe getötet hätte.
    Ein paar Tage später beobachteten die anderen Frauen aus dem Palast und auch Kassandra von dem sicheren Platz auf der Mauer den Aufmarsch von Hektors Truppen. Die vielen Streitwagen und die langen Reihen der bewaffneten Fußsoldaten formierten sich zum Angriff. Kassandra erfuhr von den Frauen, daß Aeneas eine Herausforderung von Diomedes, dem Achaier, der gegen Glaukos gekämpft hatte, angenommen habe.
    Kreusa nahm die Sache nicht sehr ernst.
    »Ich habe gehört, daß Diomedes kein Krieger ist, um den man sich Gedanken machen müßte«, sagte sie. »Dieser Unsinn, die Rüstungen auszutauschen, war doch nur ein Vorwand, um zu reden und nicht zu kämpfen.«
    »Darauf würde ich mich nicht verlassen«, wandte Helena ein. »Nun ja, Diomedes und Glaukos haben ein Spiel gespielt. Aber ich habe schon gesehen, wie Diomedes kämpft, und ich glaube, er könnte stärker sein als Aeneas. «
    »Willst du mir Angst machen, Helena?« fragte Kreusa. »Bist du vielleicht eifersüchtig?«
    »Meine Liebe«, sagte Helena, »glaub mir, ich interessiere mich nur für meinen Gemahl und für keinen anderen.«
    »Für welchen?« fragte Kreusa bissig. »Zwei beanspruchen dich als Frau, und in Troia reden alle Männer nur von dir.«
    »Man kann nicht mir vorwerfen, daß sie nichts Besseres zu tun haben und sich nicht um ihre eigenen Angelegenheiten kümmern. Gibt es eine Frau in Troia, die behaupten kann, ich hätte zu ihrem Ehemann auch nur ein Wort gesagt, das man nicht vor seiner und meiner Mutter wiederholen könnte?«
    »Davon spreche ich nicht«, murmelte Kreusa, »aber es scheint dir Spaß zu machen, dich allen Männern als Göttin zu zeigen.« »Dann streitest du mit IHR, nicht mit mir, Kreusa. Man kann mich nicht dafür verantwortlich machen, was SIE tut.«
    »Vermutlich nicht -«, begann Kreusa, aber Kassandra mischte sich ein.
    »Natürlich nicht. Sei doch nicht albern, Kreusa. Genügt es nicht, daß die Männer da unten Krieg führen? Wenn die Frauen auch noch anfangen untereinander zu kämpfen, gibt es bald überhaupt keine vernünftigen Menschen mehr in Troia. «
    »Wenn die Götter und Göttinnen streiten, wie können wir uns da heraushalten?« sagte Andromache. »Ich glaube, den Göttern macht es möglicherweise Spaß, uns kämpfen zu sehen, so wie es IHNEN Spaß macht, untereinander zu kämpfen. Ich weiß, Hektors größtes Vergnügen ist der Kampf. Wenn der Krieg morgen zu Ende wäre, würde er in Tränen ausbrechen.«
    »Es bekümmert mich, daß er den Krieg liebt«, sagte Helena. »Man könnte glauben, er bemühe sich mit aller Macht darum, von Ares besessen zu sein. Kassandra, du bist eine Priesterin. Stimmt es, daß die Menschen von ihren Göttern besessen sein können?« 
    Kassandra dachte an Khryse und erwiderte: »0 ja, aber ich weiß nicht, wie oder warum es geschieht. Ich glaube, es geschieht auch nicht, nur weil die Menschen es wünschen. Helena, ich habe gesehen, wie die Göttin von dir Besitz ergreift. Wie kann das geschehen?«
    »Erzähl mir nicht, du möchtest dich als Aphrodite zeigen.« Helena lachte. »Ich dachte, du seist eine IHRER Feindinnen?«
    Kassandra machte eine fromme Geste.
    »Es liegt mir fern, die Feindin eines Gottes oder einer Göttin zu sein«, sagte sie. »Ich diene IHR nicht, denn mir scheint, daß Aphrodite keine Göttin ist wie die Erdmutter, die Schlangenmutter und sogar die Jungfräuliche

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