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Die Feuer von Troia

Die Feuer von Troia

Titel: Die Feuer von Troia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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und können nicht von Fremden versorgt werden«, erwiderte Kassandra.
    »Die beiden kamen überein, der Ehre wegen zu kämpfen. Aber sie beschlossen, die Rüstungen zu tauschen. Diomedes erklärte, seine normale Rüstung sei nicht gut genug für ein ehrenhaftes Geschenk. Deshalb ließ er von seinem Schiff eine kostbare silberne Rüstung mit Goldeinlagen holen. Diese großzügige Geste konnte Glaukos nicht auf sich beruhen lassen. Er mußte sich daraufhin in aller Ausführlichkeit mit seinen Kameraden beraten, um Diomedes ein gleichwertiges Geschenk machen zu können. Es war wie auf dem Markt, wo zwei alte Männer um den Wert einer Kleinigkeit feilschen. Das Palaver hörte und hörte nicht auf. Natürlich kämpften sie schließlich in ihren alten, zerbeulten Rüstungen. Die beiden kostbaren Rüstungen waren weithin sichtbar aufgehängt, damit jeder sie sehen konnte …«
    »Wer hat gewonnen?« fragte Helena.

    »Ich weiß nicht. Ich glaube, sie haben sich ein- oder zweimal gegenseitig zu Boden geworfen, und dann war es zu dunkel, um noch etwas zu sehen. Dann umarmten sie sich, jeder bedankte sich bei dem anderen für das schöne Geschenk und ging zum Abendessen.« Hektor lachte. »Vermutlich war keiner dem anderen überlegen, aber der Nachmittag ist damit herumgegangen. Natürlich hatten wir heute alle nichts Besseres zu tun. Bis die Räte beider Seiten entschieden haben, ob Paris oder Menelaos den Zweikampf gewonnen hat, ist ohnehin alles nur Unterhaltung. Glaukos und Diomedes hätten sich für einen Ringkampf entscheiden sollen. Dann hätten wir wenigstens wetten können. Ich war versucht, den großen Ajax zum Ringkampf herauszufordern. Er ist der größte Mann, den die Achaier haben. Ich weiß allerdings nicht, ob er ringen kann …«
    »Er kann«, mischte Troilos sich ein. »Er hat bei ihren heiligen Spielen den Lorbeer im Ringen gewonnen. «
    »Dann werde ich ihn ganz bestimmt herausfordern«, sagte Hektor. »Paß auf, daß du keinen Ellbogen ins Gesicht bekommst. Er versteht es sehr gut, seinen Gegnern die Zähne einzuschlagen«, sagte Troilos.
    Beim Abendessen fragte Hektor Priamos: »Mein König, was wird geschehen, wenn der Rat entscheidet, daß Paris den Zweikampf gewonnen hat?«
    Priamos zuckte die Schultern.
    »Nichts«, meinte er, »die Achaier werden sich mit der Entscheidung nicht abfinden, und der Krieg geht weiter. Sie wollen keine Einigung. Sie werden nicht nachgeben, bis die Mauern von Troia geschleift sind und die Stadt geplündert ist.«
    »Aber Vater, du redest ja wie Kassandra.«
    »Nein«, erwiderte Priamos, »ich weiß, was Kassandra glaubt.« Aber als Kassandra den Kopf hob und wieder von dieser schrecklichen Angst, von ihrer Vision des brennenden Troia erfaßt wurde, die sich zwischen sie und die Welt schob, lächelte Priamos sie freundlich an, als versuche er, ihre Ängste zu vertreiben. »Sie hat oft genug behauptet, daß die Achaier uns besiegen werden. Aber das stimmt nicht.«
    »Können sie unsere Mauern schleifen, Vater?« fragte Paris.
    »Nur, wenn sie Poseidon dazu bringen, daß er ihnen mit einem Erdbeben hilft«, erklärte Priamos.
    Kassandra spürte es mit jeder Faser ihres Körpers: Die Mauern würden unter dem Zorn Poseidons fallen. Sie hätte schon längst wissen müssen, daß nicht Menschen die Mauern von Troia zum Einsturz bringen konnten. Nur ein Gott vermochte die große, unbezwingbare Festung dem Erdboden gleichzumachen.
    »Dann sollten wir Poseidon so bald wie möglich ein Opfer bringen«, sagte Hektor, »denn nur er kann uns helfen.«
    »Ja«, bestätigte Kassandra schnell. »Laßt uns Poseidon ein Opfer bringen und IHN anflehen, uns beizustehen. Ist ER nicht einer der Schutzgötter Troias?« Kassandra wußte nicht, was sie sagte, bis ihr die Gedanken wie ein Angstschrei durch den Kopf zuckten, und sie rief: »Paris! 0 weh! Hüte dich vor dem Erdbeben! Opfere Poseidon! Mach IHM Geschenke, denn ER wird dich vernichten - vernichten - vernichten … !«
    Sie zwang sich mit aller Gewalt zu schweigen und preßte die Hände auf den Mund. Priamos sah sie finster und zornig an.
    »Haben wir davon noch nicht genug gehabt, Kassandra?« sagte er. »Sogar an der Tafel deiner Mutter? Mal ist es Apollon, mal ist es Poseidon. Kannst du dir nicht wenigstens darüber klarwerden, welcher Gott die Stadt zerstören wird? Ich glaube, du bist wirklich verrückt.«
    Kassandra konnte nicht sprechen. In ihrem Hals steckte ein so großer Kloß, daß sie nur mit größter Mühe atmen konnte. Sie

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