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Die Feuer von Troia

Die Feuer von Troia

Titel: Die Feuer von Troia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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habe. Vielleicht hat mich nur die Sonne geblendet. Wo ist Helena?«
    »Als die Göttin Paris hierhergebracht hat, sah Helena, daß er blutete«, antwortete Andromache, »sie hat ihn in ihre Gemächer mitgenommen, um ihn zu verbinden. Inzwischen sind sie vermutlich im Bad.«
    »Daran zweifle ich nicht«, brummte Hektor, »aber wenn Göttinnen sich einmischen, wäre es mir lieber, SIE würden damit warten, bis alles ordentlich geregelt ist. Wenn die Göttin Paris in Sicherheit gebracht hat, dann hätte SIE doch ebenso gut Menelaos und auch Helena entführen und nach Sparta zurückbringen können. Wenn SIE fähig ist, das eine zu tun - und hört, ihr Unsterblichen, ich bin nicht so gottlos zu sagen, SIE könne das nicht -, dann kann SIE auch das andere. Kassandra, was hast du gesehen? Wirst du mir auch Märchen von der Göttin auf der Mauer erzählen, die Paris durch die Luft hierher getragen hat?«
    Kassandra war überglücklich. Hektor wandte sich an sie, als sei sie für ihn eine vertrauenswürdige Zeugin.
    »Keineswegs«, sagte sie, »aber es sah ganz so aus, als hätte Menelaos eine Art Vision gehabt. Er hörte auf zu kämpfen, starrte auf die Mauer, und Paris rannte um sein Leben.«
    Hektor sagte seufzend: »Heute ist es zu spät, um weiterzukämpfen. Aber wartet nur, bis sich das herumspricht. Wenn die Göttin allerdings eingegriffen hat - und sei es auch dadurch, daß Menelaos eine Vision hatte, kann niemand Paris einen Vorwurf machen. «
    Aber aus seinen Worten sprach Verwirrung.

Drittes Buch:
    Poseidons Fluch

1
    Bis zum Abend hatten alle in den beiden Heeren und die meisten Bewohner der Stadt die Geschichte gehört, die durch das Erzählen natürlich noch phantastischer wurde.
    Die meisten Augenzeugen beschworen, die Göttin sei auf der Stadtmauer erschienen und habe Paris vor einem tödlichen Streich des Menelaos gerettet. In einer Version hatte Menelaos Paris bereits mit einem Schwertstreich vom Kinn bis zum Bauch aufgeschlitzt, und die Göttin hatte ihn durch eine Berührung wieder geheilt. SIE hatte seine Wunden mit Nektar und Ambrosia behandelt und ihn geradewegs in Helenas Gemach gebracht.
    Wenn man Kassandra fragte, erwiderte sie nur, sie sei nicht sicher, was sie gesehen habe, denn die Sonne habe sie geblendet.

    Insgeheim zweifelte sie jedoch nicht daran, daß die Göttin irgendwie eingegriffen hatte. Aber sie wußte nicht mehr wie, wenn sie auch sicher war, daß die Göttin in der Gestalt Helenas gewirkt hatte - und das schließlich nicht zum ersten Mal.
    Zwei Tage redete man in der Stadt von nichts anderem als dem Zweikampf und dem angeblichen Eingreifen der Göttin. Hektor und Aeneas kamen von Ratsversammlungen zurück und berichteten, die Achaier seien der Ansicht, Menelaos habe den Zweikampf gewonnen, da Paris verwundet geflohen sei.
    »Was habt ihr ihnen geantwortet?« erkundigte sich Priamos.
    »Was glaubst du wohl? Wir haben gesagt, Paris sei eindeutig der Sieger, denn die Göttin habe eingegriffen, um ihm das Leben zu retten«, erwiderte Hektor.
    Kassandra hatte an diesem Tag ein paar Stunden auf der Mauer gestanden und die Truppen beobachtet. Sie erinnerte sich an ihre Zeit bei den Amazonen und dachte, sie könne vermutlich ebenso gut kämpfen wie die meisten Achaier oder Troianer. Sie fragte: »Was sollte das heute nachmittag eigentlich bedeuten? Ich habe zwei Krieger gesehen, die ich nicht kenne. Sie haben sich zum Kampf gerüstet. Aber noch ehe es soweit war, begann der eine, sich zu entwaffnen, und legte seine Rüstung ab. Schließlich trug er nur noch ein Lendentuch. Wollten sie ringen, anstatt mit Schwertern zu kämpfen?«
    Aeneas lachte.
    »Nein, nein«, sagte er. »Kennst du Glaukos, den Thraker?«
    »Ich habe mit ihm gesprochen«, sagte Helena. »Er war Schiffsmeister auf einem der Schiffe, mit denen wir hierhergekommen sind.« »Ja, dieser Glaukos trat vor und forderte jeden Achaier, der bereit war, zum Zweikampf heraus, und Diomedes nahm die Herausforderung an. Also nannten sie ihre Vorfahren, um festzustellen, ob sie sich zu einem ehrenhaften Zweikampf herausfordern können. Aber noch ehe sie bei ihren Urgroßvätern angekommen waren, stellten sie fest, daß sie Vettern sind.«
    »Also haben sie beschlossen, nicht zu kämpfen?« wollte Kassandra wissen.
    »Hast du es nicht gesehen?« fragte Aeneas.
    »Nein, man hat mich in den Tempel zurückgerufen. Eine der großen Schlangen häutet sich und muß in dieser Zeit besonders gepflegt werden. Schlangen, die sich häuten, sind blind

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