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Die Feuer von Troia

Die Feuer von Troia

Titel: Die Feuer von Troia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Unterarm und ungefähr so dick wie ihr Daumen. Kassandra dankte ihr, brachte aber kaum ein Wort über die Lippen.
    Imandra sagte freundlich: »Das angemessene Geschenk einer Priesterin für eine Priesterin, mein Kind. Sie ist aus dem Ei einer meiner Schlangen geschlüpft. Und was sonst soll ich mit ihr tun? Soll ich sie Andromache schenken, die vor ihr davonlaufen würde? Ich glaube, sie wird sich freuen, in diesem schönen Topf mit dir in den Süden zu reisen und mit dir im Tempel von Troia zu dienen.«
    In dieser Nacht lag Kassandra lange wach. Der Gedanke, was sie träumen würde, beunruhigte sie. Aber als sie einschlief, sah sie nur die Hänge des Ida im Regen und die drei fremden Göttinnen. Es schien ihr, als bemühten sie sich nicht um die Gunst von Paris, sondern um ihre und um Troias Gunst.

14
    Sie reisten in Wagen, die ebenso schwerfällig und langsam waren wie die Karren mit dem Zinn. Sie waren beladen mit Andromaches Brautgeschenken, ihrer Aussteuer, mit Geschenken der Königin aus den Schatzkammern von Kolchis für ihre troianische Verwandtschaft: Waffen aus Eisen und Bronze, Tuchballen, Tongefäße, Gold, Silber und sogar Edelsteine.
    Kassandra konnte sich nicht vorstellen, weshalb Königin Imandra soviel daran lag, Kolchis durch ihre Tochter mit Troia zu verbinden. Noch viel weniger konnte sie sich vorstellen, weshalb Andromache sich so bereitwillig - nein, sich mit Begeisterung fügte. Aber wenn Kassandra schon nach Troia zurückkehren mußte, freute sie sich, jemanden aus der weiten Welt bei sich zu haben, die sie hier entdeckt hatte.
    Inzwischen liebte sie Andromache. Und da sie sich von Penthesilea und den Frauen des Stammes trennen mußte, würde sie in Troia zumindest eine echte Freundin und Verwandte bei sich haben.
    Die Reise schien kein Ende zu nehmen. Die Wagen krochen Tag um Tag im Schneckentempo über das weite Land. Ein Mond nach dem anderen nahm ab und füllte sich, ohne daß sie den fernen Bergen näherzukommen schienen. Kassandra sehnte sich danach, auf ein Pferd zu steigen, mit den Amazonen zu reiten, die ihnen Geleitschutz gaben, und es den Wagen zu überlassen, ihnen, so gut sie konnten, zu folgen. Aber Andromache konnte oder wollte nicht reiten und wurde allein im Wagen ungeduldig. Sie wünschte Kassandras Gesellschaft, und so nahm Kassandra widerstrebend das Eingesperrtsein auf sich und fuhr mit ihr. Sie spielten endlos Hund und Schakal auf einem geschnitzten Onyxbrett. Kassandra hörte sich Andromaches belangloses Gerede an, das ausschließlich um Kleider, Schmuck und Frisuren kreiste und darum, was sie tun würde, wenn sie verheiratet war - dieses Thema verlor für Andromache nie seinen Reiz (sie hatte sich sogar schon für die Namen der ersten drei oder vier Kinder entschieden). Kassandra glaubte allmählich, verrückt zu werden.
    Auf dem Ritt nach Kolchis (es kam ihr vor, als sei sie damals unendlich viel jünger gewesen) war Kassandra nicht bewußt geworden, welche großen Entfernungen sie zurückgelegt hatten; erst als es wieder Sommer wurde und in der Ferne die Berge um Troia auftauchten, erkannte sie, wie lange die Reise gedauert hatte. In Troia sagte man allgemein, Kolchis liege auf halbem Weg um die Welt. Kassandra war jetzt alt genug, um die vielen Monde der Fahrt richtig einschätzen zu können. Natürlich reisten sie mit den Wagen langsamer als auf den Pferden. Sie sehnte sich nicht nach dem Ende der Reise, denn sie wußte, daß sich nach ihrer Ankunft in Troia die Mauern der Frauengemächer wieder um sie schließen würden. Aber sie machte sich Gedanken darüber, was in der Stadt vorging. Eines Nachts, als Andromache schon schlief, suchte ihr Geist wenn schon nicht Troia, dann wenigstens ihren Zwillingsbruder, den sie so lange nicht mehr gesehen hatte. Nach einiger Zeit tauchten Bilder in ihr auf - zuerst klein und fern, aber allmählich wurden sie größer und füllten schließlich ihr ganzes Bewußtsein…
    Weit im Süden an den Hängen des Ida hütete der junge dunkelhaarige Paris die Stiere und Rinder seines Ziehvaters. Eines Tages im Spätherbst erschien eine Gruppe gut gekleideter junger Männer auf dem Berg. Paris, dem das Wohl der Herde anvertraut war, näherte sich ihnen vorsichtig. »Seid gegrüßt, Fremde. Wer seid ihr, und wie kann ich euch dienen?«
    »Wir sind die Diener und die Söhne des König Priamos von Troia«, erwiderte einer von ihnen. »Wir wollen einen Stier, den schönsten der Herde. Er soll bei den Spielen geopfert werden. Zeige uns den

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