Die Feuer von Troia
kommen. «
»Du bist ein erwachsener Mann. Du mußt fünfzehn oder noch älter sein«, sagte Hektor, »bestimmt bist du alt genug, um zu kommen und zu gehen, ohne um Erlaubnis fragen zu müssen. «
Als Paris das hörte, glaubte er, es müsse tatsächlich so sein. Aber er war noch nie ohne die Erlaubnis von Agelaos irgendwohin gegangen und hätte das auch nie für möglich gehalten. Er bemerkte, daß Hektor ihn unverwandt ansah, und zog fragend die Augenbrauen hoch.
Hektor räusperte sich unruhig. »Ich überlege, wo ich dich schon einmal gesehen habe«, sagte er, »deine Augen…, sie scheinen mich an jemanden zu erinnern, den ich gut kenne. Aber ich weiß nicht an wen. «
»Ich gehe manchmal auf den Markt, um für meinen Vater oder meine Mutter Besorgungen zu erledigen«, sagte Paris. Aber Hektor schüttelte den Kopf. Paris kam es vor, als liege ein eigenartiger Schatten über dem Fremden. Er empfand, ohne zu wissen warum, eine Abneigung gegen diesen großen, jungen Mann. Dabei war Hektor nicht in geringsten beleidigend, sondern hatte ihn mit großer Höflichkeit behandelt. Deshalb verstand Paris seine Ablehnung nicht.
Unruhig stand er auf, ging zur Haustür, blickte hinaus und sagte: »Mein Ziehvater ist zurückgekommen. « Kurz darauf trat Agelaos in den Raum. Er war ein kleiner, zierlicher Mann, der sich trotz seines Alters noch schnell bewegte.
»Prinz Hektor«, sagte er mit einer Verneigung, »es ist mir eine Ehre. Wie geht es meinem Herren, deinem Vater?«
Hektor erklärte den Zweck ihres Besuchs, und Agelaos sagte: »Dabei kann dir mein Junge helfen, Prinz. Er kennt die Rinder besser als ich und beurteilt die Rinder auf Ausstellungen. Paris, führe die Herren hinaus auf die Rinderweide und zeige ihnen das beste, was wir haben.«
Paris wählte den besten Stier der Herde aus. Hektor trat neben ihn und betrachtete das Tier.
»Ich bin Krieger und verstehe wenig von Rindern«, sagte er, »weshalb hast du dich für diesen entschieden?«
Paris wies ihn auf die starken Schultern und die breiten Flanken hin. »Sein Fell ist glatt ohne jede Narbe und ohne Makel. Er ist eines Gottes würdig«, sagte er und dachte bei sich: Er ist zu gut als Opfer. Er sollte für die Zucht bewahrt werden. Irgendein alter Stier wäre gut genug, um ihm den Kopf abzuschlagen und auf einem Altar ausbluten zu lassen.
Und dieser herrische Prinz kommt daher und nimmt mit einer Handbewegung den besten der Herde. Ich und mein Vater haben lange und schwer gearbeitet, um ihn aufzuziehen. Aber er hat recht: Die Rinder gehören alle Priamos, und wir sind seine Diener.
»Du weißt mehr von diesen Dingen als ich«, sagte Hektor, »also glaube ich dir, wenn du sagst, daß dieser Stier das beste Opfer für den Donnergott ist. Jetzt brauchte ich eine Färse für die Göttin, SEINE Gemahlin. «
Augenblicklich sah Paris die schöne stattliche Göttin vor sich, die ihm Reichtum und Macht angeboten hatte. Er fragte sich, ob Sie es ihm nachtrug, daß er nicht IHR den Apfel zugesprochen hatte. Wenn er das schönste Tier der ganzen Herde für die Göttin wählte, würde SIE ihm vielleicht vergeben.
»Diese Färse«, sagte er, »ist die Schönste von allen. Sieh dir das glatte braune Fell an und das weiße Gesicht. Sieh, wie schön die Augen sind. Sie wirken beinahe wie Menschenaugen.«
Hektor tätschelte die weiche Schulter des kleinen Tieres und verlangte einen Strick, um es anzubinden.
»Den brauchst du nicht, mein Prinz«, sagte Paris, »wenn du den Leitstier nimmst, wird sie dir folgen wie ein kleiner Hund. «
»Also sind Kühe den Frauen gar nicht unähnlich«, sagte Hektor mit einem derben Lachen. »Ich danke dir und ich wünschte, du würdest dir noch einmal überlegen, ob du nicht doch zu den Spielen kommst. Ich bin sicher, du würdest die meisten Preise davontragen. Du siehst wie der geborene Athlet aus. «
»Es ist freundlich von dir, mir das zu sagen«, erwiderte Paris und sah Hektor und seinen Begleitern nach, die den Berg in Richtung Stadt hinunterstiegen.
Als er an diesem Abend mit seinem Ziehvater hinausging, um die Ziegen zum Melken zu holen, erwähnte er Hektors Einladung. Er war auf die Reaktion des alten Mannes nicht im geringsten vorbereitet.
»Nein! Ich verbiete es! Daran darfst du nicht einmal denken; mein Sohn. Ganz sicher würde etwas Schreckliches geschehen!«
»Aber warum, Vater? Der Prinz hat mir versichert, es mache nichts, daß ich kein Edelmann bin. Was könnte Schlimmes daran sein? Und ich hätte gerne den
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