Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Feuer von Troia

Die Feuer von Troia

Titel: Die Feuer von Troia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
Vom Netzwerk:
besten.«
    Das herrische Auftreten der Fremden widerstrebte Paris. Aber sein Ziehvater Agelaos hatte ihm gelehrt, daß die Wünsche des Königs Gesetz waren. Er wollte nicht, daß man glaubte, es fehle ihm an Höflichkeit.
    »Mein Vater ist der Diener des Priamos«, sagte er, »und der König kann über alles verfügen, was wir haben. Mein Vater ist heute nicht zu Hause. Wenn es euch gefällt zu warten, bis er zurück ist, kann er euch zeigen, was wir haben. Vielleicht wollt ihr euch in meinem Haus ausruhen. Die Mittagssonne ist heiß. Meine Frau wird euch Wein oder kühle Buttermilch bringen. Oder wenn ihr es vorzieht, Met aus dem Honig unserer Bienen. Wenn mein Vater zurückkommt, wird er euch die Herden zeigen, und ihr könnt euch nehmen, was ihr wollt.«
    »Ich danke dir. Ein Becher Met ist sehr willkommen«, erwiderte einer der Besucher aus der Stadt. Als Paris vor ihnen zu dem kleinen Haus ging, in dem er mit Oenone lebte, hörte er einen der Fremden leise sagen: »Ein hübscher Bursche. Ich hatte nicht erwartet, so weit von der Stadt entfernt solches Benehmen anzutreffen.« Die hübsche und muntere Oenone trug ihre Alltagstunika und hatte ein Tuch um den Kopf gebunden, wie immer, wenn sie morgens im Haus saubermachte. Als sie den Met in Holzbechern brachte, hörte Paris einen anderen leise sagen:»Wenn es auf dem Berg von so hübschen Nymphen wie dieser wimmelt, weshalb sollte dann überhaupt ein Mann in der Stadt bleiben? Ich bedaure es jedenfalls nicht, daß wir in diesem Jahr selbst hier hinauf gewandert sind, um die Opfertiere für die Spiele zu holen.«
    Oenone sah Paris verstohlen an, als frage sie sich, wer diese Männer waren und was sie wollten. »Diese Männer kommen in Geschäften zu meinem Vater«, sagte er, »Agelaos wird bald zurückkommen, und sie können dann die Angelegenheit mit ihm erledigen.« Hätten sie Ziegen oder Schafe haben wollen, hätte er sich in der Lage gefühlt, ihren Wunsch zu erfüllen - auch wenn es sich um besondere Opfertiere gehandelt hätte. Aber die Rinder und Stiere waren der besondere Stolz und die ganze Freude seines Vaters, und die Spiele waren ein Höhepunkt für Troia - soviel wußte Paris, obwohl er noch nie bei den Wettkämpfen zugesehen hatte. Er trank von dem Met, den Oenone aufgetragen hatte, wartete und fragte schließlich: »Seid ihr alle Söhne von König Priamos?«
    »Das sind wir«, erwiderte der Größte, »ich bin Hektor, der älteste Sohn seiner Königin Hekabe. Das ist mein Halbbruder Deiphobos. «

    Hektor war ungewöhnlich groß - beinahe einen Kopf größer als Paris, der nicht gerade klein war. Er besaß die breiten Schultern des geborenen Ringkämpfers, hatte ausgeprägte hübsche Gesichtszüge mit weit auseinander stehenden, braunen Augen über hohen Backenknochen, einen entschlossenen Mund und ein energisches Kinn. An der Hüfte trug er ein Eisenschwert, das Paris sich sofort wünschte, obwohl er bis vor kurzem geglaubt hatte, es könne keine bessere Waffe geben als den Bronzedolch, den Agelaos ihm als ein besonderes Geschenk gegeben hatte, weil er in einem späten Wintersturm hinausgegangen und ein Dutzend schwacher Lämmer zurückgebracht hatte, die sonst alle umgekommen wären. »Erzähl mir von den Spielen«, bat er schließlich. Ihm entging nicht, wie Hektor Oenone ansah, und das gefiel ihm nicht. Aber er bemerkte auch, daß Oenone den Fremden nicht beachtete.  Sie gehört mir,  dachte er,  sie ist eine gute und bescheidene Frau. Sie starrt keine fremden Männer an.
    »Sie finden jedes Jahr statt, wie du sicher weißt«, sagte Hektor, »die jungen Männer der Stadt messen sich bei den Wettkämpfen. Du siehst stark und athletisch aus. Hast du nie an solchen Wettkämpfen teilgenommen? Ich bin sicher, du könntest viele Preise gewinnen. «
    »Du irrst dich«, sagte Paris, »ich bin kein Edelmann wie du und habe keine Zeit für Wettkämpfe. Ich bin ein einfacher Hirte und ein Diener deines Vaters. Wettkämpfe und dergleichen sind nichts für mich. «
    »Bescheiden gesprochen«, sagte Hektor, »aber die Wettkämpfe stehen allen Männern offen, die nicht als Sklaven geboren wurden. Du wärst willkommen.«
    Paris überlegte. »Du hast von Preisen gesprochen…«

    »Der Hauptpreis ist ein bronzener Dreifuß mit einem Kessel«, sagte Hektor, »wenn sich jemand besonders hervortut, bekommt er von meinem Vater manchmal ein Schwert.«
    »Ich hätte den Preis gerne für meine Mutter«, sagte Paris, »wenn mein Vater es erlaubt, werde ich vielleicht

Weitere Kostenlose Bücher