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Die Feuer von Troia

Die Feuer von Troia

Titel: Die Feuer von Troia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Dreifuß mit dem Kessel für Mutter. Sie war so gut zu mir und hat so etwas nicht. «
    »Deine Mutter möchte keine Kessel, und wir wollen unseren guten Sohn sicher zu Hause haben, wo ihm nichts geschehen kann.« 
    »Was soll mir denn geschehen, Vater?«
    »Das darf ich dir nicht sagen«, erwiderte der alte Mann ernst. »Es sollte dir doch genügen, daß ich es verbiete. Bis jetzt warst du immer ein guter und gehorsamer Sohn. «
    »Vater, ich bin kein Kind mehr«, sagte Paris. »Wenn du mir etwas verbietest, bin ich alt genug, um den Grund dafür zu erfahren.« 
    Agelaos preßte entschlossen die Lippen zusammen.
    »Ich dulde keinen Ungehorsam, und ich muß dir keine Gründe nennen. Du tust, was ich dir sage.«
    Paris hatte immer gewußt, daß Agelaos nicht sein richtiger Vater war. Seit dem Traum von den Göttinnen hegte er den Verdacht, daß er von höherer Herkunft war, als er sich vorzustellen wagte. Er vermutete, das Verbot zu den Spielen zu gehen, habe damit zu tun. Aber als er seinen Ziehvater danach fragte, sah Agelaos ihn noch finsterer an.
    »Darüber kann ich dir nichts sagen«, sagte er und ging entschlossen davon, um die Ziegen zu melken. Paris folgte ihm schweigend, aber innerlich kochte er.
    Bin ich nicht mehr als ein Knecht, den man hierhin und dorthin schicken kann? Selbst ein Knecht hat Anrecht auf einen Feiertag, und Vater hat mir bisher noch nie einen freien Tag verweigert. Ich gehe zu den Wettkämpfen. Zumindest Mutter wird mir vergeben, wenn ich ihr einen Kessel und einen Dreifuß mit zurückbringe. Aber wenn ich den Preis gewinne, und sie will ihn nicht, werde ich ihn Oenone geben.
    An diesem Abend sagte er nichts mehr von seinen Plänen. Aber am nächsten Morgen zog er sein bestes Gewand an (es war einfach genug, obwohl Oenone es aus feinster Wolle gewebt und mit Beerensaft rot gefärbt hatte) und verabschiedete sich von ihr. Sie sah ihn an und verzog den Mund schmerzlich.
    »Du gehst also doch? Obwohl dein Vater es dir verboten hat?«
    »Er hat kein Recht, es mir zu verwehren«, erwiderte Paris trotzig. »Er ist nicht einmal mein Vater. Also handle ich nicht gottlos, wenn ich ihm nicht gehorche.«

    »Trotzdem, er war dir ein guter und freundlicher Vater«, sagte sie mit zitternden Lippen. »Es ist nicht recht von dir, Paris. Warum willst du überhaupt zu ihren Wettkämpfen gehen? Was bedeutet dir König Priamos?«
    »Es ist mein Schicksal«, erwiderte er erregt. »Ich glaube nicht länger daran, daß die Götter wollen, daß ich den ganzen Tag hier herum sitze und Ziegen an einem Berghang hüte. Komm, Frau, gib mir einen Kuß und wünsche mir Glück. «
    Oenone stellte sich auf die Zehenspitzen und küßte ihn gehorsam. Dann sagte sie: »Ich warne dich, bei diesem Vorhaben wartet kein Glück auf dich.«
    Er sagte höhnisch: »Oh, spricht jetzt die Priesterin? Ich habe für solche Prophezeiungen nichts übrig. «
    »Trotzdem muß ich sie aussprechen«, sagte Oenone und warf sich weinend in seine Arme.
    »Paris, ich bitte dich, bleibe aus Liebe zu mir hier.« Sie legte scheu die Hand auf ihren gewölbten Leib und flehte ängstlich: »Um  seinetwillen , wenn schon nicht meinetwillen. «
    »Gerade seinetwegen muß ich gehen und Glück und Ruhm erringen«, erklärte Paris. »Sein Vater soll mehr sein als ein Hirte des Priamos. «
    »Was ist Schlechtes daran, der Sohn eines Hirten zu sein?« fragte Oenone. »Ich bin stolz darauf, die Frau eines Hirten zu sein.« 
    Paris sah sie finster an und sagte: »Frau, wenn du mir deinen Segen nicht gibst, muß ich ohne ihn gehen. Wünschst du mir etwas Schlechtes?«
    »Niemals«, erwiderte sie ernst. »Aber ich habe das schreckliche Gefühl, wenn du gehst, wirst du nie wieder zu mir zurückkommen.«

    »So etwas Dummes habe ich noch nie gehört«, sagte er und küßte sie noch einmal. Sie klammerte sich an ihn, bis er sich schließlich freimachte und den Weg hinunterging. Er wußte, sie sah ihm nach, bis er ihren Blicken entschwunden war… Kassandra wurde sich allmählich wieder bewußt, wo sie war: in dem dunklen Wagen, nicht in der hellen Herbstsonne auf dem Ida. Es war doch kaum erst Sommer; vielleicht würden sie im Herbst in Troia sein. An ihrer Seite schlief Andromache ruhig. Frierend und mit schmerzenden Gliedern kroch Kassandra ebenfalls unter die Decke und war dankbar für die Wärme.
    Er ist in Troia. Vielleicht ist er in Troia, wenn ich dort ankomme. Endlich werde ich ihn sehen.
    Der Gedanke versetzte sie in solche Aufregung, daß sie es

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