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Die Feuer von Troia

Die Feuer von Troia

Titel: Die Feuer von Troia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Schulter geglitten, und da sie keinen Gürtel trug, war sie bis zur Hüfte halb nackt. Er hatte noch nie bemerkt, daß die Königin eine schöne Frau war.
    »Herrin, was kann ich für dich tun?« fragte er, »wo brennt es?« Dann sah er etwas Erstaunliches: Vom einem Augenblick zum nächsten veränderte sich die Königin. Gerade eben war sie noch eine verzweifelte Fremde gewesen, und jetzt stand wieder die Königin vor ihm, die er kannte. Ihre Stimme zitterte vor Furcht, obwohl es ihr gelang, ruhig zu antworten: »Es muß ein Traum gewesen sein. Der Traum von einem Feuer… mehr nicht.«
    »Erzähl uns deinen Traum, Herrin«, bat die Kammerfrau und trat neben die Königin, während sie aufgeschreckt und vorsichtig dem Mann leise sagte: »Geh, du solltest nicht hier sein.«
    »Ich habe die Pflicht, mich davon zu überzeugen, daß bei den Frauen des Königs alles in Ordnung ist«, erwiderte der Mann entschieden, ohne den Blick von dem nun wieder ruhigen Gesicht der Königin zu wenden.
    »Laß ihn! Er tut nur seine Pflicht«, sagte Hekabe zu ihrer Kammerfrau. Aber ihre Stimme klang immer noch unsicher. Zu dem Wachposten sagte sie: »Ich versichere dir, es war nur ein schlimmer Traum. Die Frauen haben alle Räume durchsucht. Es brennt nirgends.
    »Wir müssen eine Priesterin vom Tempel kommen lassen«, sagte eine Frau neben Hekabe, »wir müssen wissen, welche Gefahr ein so schlimmer Traum ankündigt!«
    Man hörte feste, laute Schritte. Die Tür wurde aufgestoßen. Im Türrahmen stand der König von Troia. Er war ein großer starker Mann über Dreißig mit festen Muskeln und selbst ohne Rüstung breitschultrig. Er hatte dunkle lockige Haare und einen dunklen, gestutzten, gekräuselten Bart. Er wollte im Namen aller Göttinnen und Götter wissen, was dieser Aufruhr in seinem Palast zu bedeuten habe.
    »Mein Gebieter… « Die Dienerinnen wichen zurück, als Priamos den Raum betrat.
    »Geht es dir gut, meine Gebieterin?« fragte er, und Hekabe schlug die Augen nieder.
    »Mein Gemahl und Gebieter, ich bedaure diese Aufregung. Ich hatte einen sehr schlimmen Traum.«
    Priamos machte eine herrische Geste und befahl der Kammerfrau: »Geh und überzeuge dich, daß in den Gemächern der königlichen Kinder alles ruhig ist.« Die Frau eilte davon. Priamos war ein freundlicher Mann, aber man tat gut daran, ihm bei den relativ seltenen Gelegenheiten, wenn er verärgert war, nicht zu widersprechen. »Und du«, befahl er dem Wachposten, »du hast gehört, was die Königin gesagt hat. Geh sofort zum Tempel der Großen Mutter. Sage ihnen, daß die Königin einen Traum gehabt hat, der Böses verheißt. Wir brauchen auf der Stelle eine Priesterin, die ihn deuten kann!«
    Der Mann rannte hinaus und die Stufen hinunter. Hekabe streckte die Hand nach Priamos aus.
    »War es also wirklich nur ein Traum?« fragte er.
    »Nur ein Traum«, sagte sie. Aber selbst die Erinnerung daran ließ sie erzittern.
    »Erzähl mir den Traum, meine Liebe«, sagte er, führte sie zum Bett zurück, setzte sich auf den Rand und beugte sich vor, um ihre Finger - die kaum kleiner waren als seine - in seinen schwieligen Händen zu halten.
    »Ich schäme mich so, alle wegen eines Alptraums aufzuwecken«, sagte sie.
    »Nein, du hattest völlig recht«, sagte er, »wer weiß. Den Traum hat dir möglicherweise ein Gott geschickt, der dein Feind ist -oder meiner. Vielleicht hat ihn auch ein freundlicher Gott als Warnung vor einem Unglück geschickt. Erzähl ihn mir, Liebes. «
    »Ich habe geträumt - ich habe geträumt…«, Hekabe schluckte mehrmals und versuchte, das Gefühl erstickender Angst zu vertreiben. »Ich habe geträumt, das Kind wäre geboren … ein Sohn. Und als ich dalag und zusah, wie er gewickelt wurde, befand sich plötzlich ein Gott im Raum …«
    »Welcher Gott?« unterbrach Priamos sie heftig, »in welcher Gestalt?«
    »Wie soll ich das wissen?« erwiderte Hekabe ganz vernünftig, »ich weiß wenig von den Olympiern. Aber ich bin sicher, ich habe keinen von ihnen beleidigt oder nicht die nötige Ehrfurcht erwiesen. « 
    »Sag mir, welche Gestalt oder Aussehen er hatte«, fragte Priamos. 
    »Er war ein bartloser Jüngling und höchstens sechs oder sieben Jahre älter als unser Hektor«, erwiderte Hekabe.
    »Dann muß es Hermes gewesen sein, der Götterbote«, sagte Priamos.
    »Warum sollte ein Gott der Argiver zu mir kommen?« rief Hekabe unwillig.
    Priamos sagte: »Es steht uns nicht zu, die Wege der Götter zu tadeln. Wie soll ich das wissen?

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