Die Feuerinseln: Das Geheimnis von Askir 5 (German Edition)
Erschöpfung im Stehen schlafen wollte.
Zokora, die sich mit ihrem Buch direkt neben dem Lager, in dem Varosch noch ruhte, in eine Ecke zurückgezogen hatte, nickte zustimmend. »Du hast recht, Kapitän. Ein Piratenschiff hätten sie vielleicht ignoriert. Aber eines ihrer Schiffe, das dort ist, wo es nicht sein sollte, erregt nicht weniger Aufmerksamkeit, als es ein feindliches Schiff tun würde. In beiden Fällen müssen wir vermeiden, gesehen zu werden. Dann kann es auch dein Schiff sein.«
Elgata nickte und warf Zokora einen scharfen Blick zu. »Es ist vielleicht nicht wichtig, aber ich ziehe es vor, formeller angesprochen zu werden. Am besten mit meinem Rang.«
»Wenn es nicht wichtig ist, warum es ansprechen?«, fragte Zokora kühl und richtete sich etwas auf, um aus ihrer Ecke heraus den Blick des Schwertmajors zu suchen. »Ich bestehe auch nicht darauf, dass du den Blick gesenkt hältst, wenn du mit mir sprichst.« Sie vollführte eine abwertende Handbewegung. »Es ist wahrlich nicht von Belang.«
»Den Blick gesenkt halten?«, fragte Elgata fast schon aufbrausend. »Wie käme ich dazu?«
»Es entspräche meinem Rang, Alter, Status und meiner Stellung als Priesterin meiner Göttin, diesen Respekt einzufordern.« Zokora lächelte. »Wenn Ihr wollt, nenne ich Euch Schwertmajor, und Ihr kniet dafür ehrfürchtig nieder und wartet auf Audienz, wenn Ihr mich sprechen wollt. Nein? Gut. Das feindliche Schiff ist ungeeignet für unseren Auftrag. So weit waren wir. Bleib dabei und ignoriere die unwichtigen Dinge.« Sie lehnte sich zurück und vertiefte sich wieder in ihr Buch. Mendell hob eine Augenbraue, und Devon hustete verhalten, beide sahen angespannt zu Elgata, die Zokora anstarrte, als wäre ihr ein zweiter Kopf gewachsen.
»Stimmt das?«, fragte sie mich und hatte sichtlich Mühe, ihre Stimme ruhig zu halten. »Ist sie von hohem Rang?«
»Ich kenne die Gebräuche ihres Volkes nicht, aber sie ist das, was wir eine Kronprinzessin nennen würden, und zugleich eine Hohepriesterin der Solante, einem Aspekt Astartes, der von ihrem Volk verehrt wird.« Ich zuckte mit den Schultern. »Sie erklärte mir einmal, dass sie mich duzt, weil ich kein Gott bin.«
»Es ist etwas gewöhnungsbedürftig«, meinte Varosch von seinem Lager aus. »Aber es hilft zu wissen, dass sie es nicht persönlich meint. Es lohnt also nicht, sich darüber Gedanken zu machen.«
»Hör auf, mich erklären zu wollen«, wies Zokora ihn überraschend milde zurecht. »Sie versteht mich, und ich verstehe sie. Auf diesem Schiff darf es niemanden geben, der höher steht als sie. Das Gleiche verlangen mein Glaube und meine Stellung von mir. Es ist einfach so. Und deshalb ist es nicht weiter von Belang.«
»Geschickt gesagt«, meinte Elgata. »Damit kann ich leben.« Zokora sah sie an, zog eine Augenbraue hoch und lächelte. Ein wenig nur.
»Zurück zu dem schwarzen Schiff«, fuhr der Schwertmajor fort, als hätte es das kleine Zwischenspiel nie gegeben. »Sera Zokora hat recht, das Schiff ist ungeeignet für diesen Auftrag, obwohl ich sicher bin, dass die Admiralität eine passende Verwendung dafür finden wird. Allein die Karten und die weiteren Logbücher, die wir an Bord fanden, werden die Federn der Reichsstadt noch lange beschäftigen. Wir wissen jetzt deutlich mehr über den Feind. Zum einen, dass er in vielen Dingen dem Beispiel des Alten Reichs folgt, zum anderen auch etwas mehr über das Schicksal Eurer Gefährtin, Leandra di Girancourt.« Sie machte eine kurze Pause, um sich ihre nächsten Worte sorgsam zurechtzulegen. »Es wurde schon vermutet, dass es eine Order gab, sie lebend zu diesem Fürsten Celan zu bringen. Die Befehle, die wir fanden, bestätigen es. Nicht nur das, dem Logbuch ist auch zu entnehmen, dass der Kapitän der Dornenblut zwei seiner eigenen Leute hängen ließ, weil sie im Kampf die Sera di Girancourt verletzt haben.« Das war eine Neuigkeit für mich.
»Er ließ seine eigenen Leute aufhängen?«, fragte Serafine erstaunt.
»So ist es. Es gibt einen interessanten Satz in der Order: In jeder Art und Weise ist ihr der Respekt entgegenzubringen, der dem eines Fürsten des Reichs entspricht.« Sie schaute mich bedeutsam an. »Ich glaube, Ihr könnt die Furcht fahren lassen, dass man sie misshandelt oder gar der Folter aussetzt. Die Befehle sind eindeutig. Man wird sie eher auf Rosen betten, als ihr ein Haar zu krümmen.«
Zokora sah verständnislos auf. »Rosen haben Dornen, oder nicht?«
Elgata wirkte einen Moment
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