Die Feuerinseln: Das Geheimnis von Askir 5 (German Edition)
passierten gerade ein Trümmerfeld aus Kisten und Fässern, die im Wasser tanzten, dazwischen, von Wind und Strömung auseinandergetrieben, hier und da eine Leiche. Viele der Toten hatten sich mit Seilen an Fässern festgebunden, aber es hatte ihnen nicht geholfen. Schweigend reichte mir Mendell das Sehrohr und wies auf die Küste, dort, an hohen Klippen zerschellt, lagen die Reste eines der schwarzen Schiffe, eine weitere Fregatte des Feindes.
Ich schwenkte das Rohr herum, folgte dem dünnen Rauchfaden eines Feuers und sah dort ein kleines Lager, um das sich weniger als ein Dutzend gegnerische Soldaten kauerten. Einer von ihnen stand und schaute mit einem Rohr zu mir hinüber. Dann geschah etwas Seltsames: Der Mann hob die Hand und salutierte.
»Sollen wir sie gefangen nehmen?«, fragte ich Elgata, als ich das Sehrohr an Mendell zurückreichte.
Der Schwertmajor musterte die Küste und schüttelte dann den Kopf. »Nein. Es gibt hier weit und breit keine Stelle, wo wir gefahrlos anlanden könnten.« Sie sah zu den Überlebenden zurück. »Für sie ist der Krieg vorbei. Aber dieses Gebiet gehört schon zu Bessarein, und es heißt, es gäbe hier noch wilde Wüstenstämme. Vielleicht werden sie sich bald wünschen, sie wären ersoffen.«
Es dauerte nicht lange, dann war der Rauch des Lagerfeuers nicht mehr zu sehen. Bald fiel auch die Küste hinter uns zurück, als Elgata wieder Kurs auf die offene See und die Feuerinseln nahm. Oben in den beiden Krähennestern wurden jetzt auch jeweils zwei der schweren Arbalesten angebracht. Mit etwas Glück waren diese Handballisten sogar imstande, den Flugschlangen eine unangenehme Überraschung zu bereiten.
Varosch jedenfalls schien überzeugt davon, am liebsten wäre er selbst dort oben gewesen, doch Zokora war anderer Ansicht. Sie hielt ihn in seinem Lager fest und schien besorgt um ihn.
»Was ist mit ihm?«, fragte ich sie leise, nachdem ich sie außerhalb von Varoschs Hörweite abgepasst hatte.
»Ich weiß es nicht«, sagte sie. »Ich war bei der Heilung durch den Priester anwesend, sie war beeindruckend. Es kann keine Wunden mehr geben, er ist geheilt. Und dennoch … etwas stimmt nicht. Er will es nicht zugeben, aber er hat Schmerzen im Unterleib und in der Seite, auch blutet er im Urin.« Sie schaute zu mir auf, diesmal trug sie nicht diese unbewegte Maske, sondern all das, was sie für Varosch empfand, war offen in ihrem Gesicht zu lesen. Es war sicher ein Versehen, dass sie so ihre Gefühle zeigte, aber jetzt kam mir an ihr nichts mehr befremdlich vor. Zum ersten Mal bemerkte ich Angst in ihren Augen. Es war wohl so, wie man sagte: Vor Astartes Gabe waren alle gleich. Liebe traf jeden von uns.
»Ihr seid doch eine Priesterin Eurer Göttin und versteht Euch auf die Heilkunst nicht minder als Bruder Recard. Könnt Ihr nichts tun?«
»Es gäbe ein Ritual, das mir erlauben würde, zu erkennen, was mit ihm ist«, erklärte sie. »Doch ich benötige dazu vier Gläubige der Solante, und wir sind weit von meinen Höhlen entfernt. Nein, ich fürchte, ich kann nur wenig tun.« Als sie jetzt zu mir aufsah, war ihr Gesicht wieder eine Maske. »Deshalb ist es für uns falsch, zu lieben. Es schwächt einen.«
»Nicht immer«, widersprach ich. »Aber habt Ihr selbst nicht auch gesagt, dass die Götter überall sind?«
»Ja«, meinte sie. »Aber nur, wenn man an sie glaubt.«
Es dauerte nicht lange, bis überdeutlich war, dass mit Varosch etwas nicht stimmte. Noch vor dem Mittag hatte das Fieber ihn fest im Griff.
Auch Devon kam, um sich ihn anzusehen, doch auch er konnte nichts feststellen. »Alle Wunden scheinen sauber verheilt, es ist sogar schwer zu erkennen, welche Wunden die frischen sind. Bruder Recard steht wirklich hoch in der Gunst des Gottes. Es muss etwas im Inneren sein … hier irgendwo.« Er legte leicht die Hand auf Varoschs Seite, knapp über den Lenden und drückte. Selbst im Fieberwahn stöhnte Varosch auf. »Eine Krankheit ist es nicht«, fuhr der Arzt fort, und auch Zokora nickte.
»Alles spricht dafür, dass etwas in seinem Körper entflammt ist«, meinte sie leise und legte sanft eine Hand auf Varoschs Stirn, der sich unruhig hin und her wälzte. »Wenn man wüsste, was es ist … aber so …«
»Ich kenne Varosch nicht so lange wie du«, meinte Serafine, als wir uns an meinem üblichen Platz auf dem Achterdeck nahe der Laterne trafen. »Aber ich mag ihn. Es ist leicht, ihn ins Herz zu schließen.«
»Ja. Er ist einer der stetigsten und
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