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Die Feuerinseln: Das Geheimnis von Askir 5 (German Edition)

Die Feuerinseln: Das Geheimnis von Askir 5 (German Edition)

Titel: Die Feuerinseln: Das Geheimnis von Askir 5 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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Schlinge, in der ein kleines Fass und eine lederne Röhre hingen, hatte er kein weiteres Gepäck dabei.
    Bedachte man seine Größe und sein Gewicht, verwunderte es wenig, dass sein Pferd so aussah, als würde es am liebsten auf der Stelle tot zusammenbrechen. Meine eigenen Pferde hatten auch an mir zu tragen gehabt und erschöpften sich schneller, als es mir lieb sein konnte.
    Was wollte er hier? Er betrieb in Gasalabad eine Wirtschaft, die Stinkende Wildsau , die ausschließlich von Nordmännern besucht wurde, ein raues Volk, das eine eigene Vorstellung davon besaß, wie Diplomatie auszusehen hatte. In den Augen der feinen Leute von Gasalabad waren die Nordmänner kaum mehr als Barbaren, ein Eindruck, der sowohl täuschte als auch zu Teilen richtig war. Ich hatte einen Freund, Ragnar, der mir von seiner Heimat berichtet hatte. Ein raues Land mit eisigen Stürmen und bitteren Wintern, karg und hart. Sie mochten wie Barbaren wirken, doch ihre Kultur war nicht weniger komplex als unsere … nur ungewohnt.
    In Schiffsbau und Schmiedekunst waren sie nur schwer zu übertreffen, und als Kämpfer besaßen sie einen furchterregenden Ruf. Soviel ich wusste, waren die Nordlande nie von Askannon erobert worden. Der Ewige Herrscher, so hatte es mir Ragnar erzählt, hatte das Land in einem Zweikampf mit dem König der Nordmänner gewonnen. Im Ringen, wenn ich mich richtig erinnerte. Nach Serafines Beschreibung war Askannon eher schlank als bullig gewesen, nicht klein, aber auch kein Riese, wie es die Nordmänner waren. Wenn ich mir Angus so ansah, würde ich es mir dreimal überlegen, mit ihm ringen zu wollen.
    Als die Lanze sacht am Ufer auflief, trat ich an die Reling und wollte ihn begrüßen, doch Angus wartete nicht so lange. Er watete ins Wasser, tat zwei große Schritte, nutzte einen Baumstamm, der im Wasser trieb, als Stufe und zog sich scheinbar mühelos an der Bordwand hoch, um mir im nächsten Moment den halben Fluss vor die Füße zu tropfen.
    »Hier!«, rief er mit seiner dröhnenden Stimme. »Ich habe dir Bier mitgebracht, damit wir auf deine Frau trinken können! Vielleicht hat sie Glück und wird im nächsten Leben eine von uns.« Er hielt mir das Fass entgegen. »Dunkles Kronskrager, ein ganzes Fass davon.« Er lachte laut, zeigte kräftige Zähne und klatschte sich dann so hart auf den lederbewehrten Oberschenkel, dass es weit über den Gazar schallte und die Besatzung zusammenzuckte. »Kein Freund sollte fallen, ohne dass man sich danach anständig besäuft!«
    »Danke«, antwortete ich artig, während sich hinter mir in der Kabine die anderen regten. Kein Wunder, Angus’ Stimme hatte in weitem Umkreis die Vögel aufsteigen lassen und war gewiss laut genug, die Toten aus ihrem Schlaf zu wecken. Er sah mich erwartungsvoll an.
    »Ähm, Angus … Seid Ihr den weiten Weg gekommen, um mir Bier zu bringen?«
    »Um auf die Handmagd der Götter anzustoßen! Ich war im Tempel, ich sah sie dort liegen und habe sie sofort erkannt.« Er fasste mich bei den Schultern und zog mich und das Fass an sich heran, um mich so fest zu umarmen, dass ich fürchtete, entweder meine Knochen oder das Holz des Fasses könnten brechen. Wann hatte er denn Natalyia kennengelernt?
    Ich löste mich aus seiner Umarmung und sah ihn skeptisch an. »Und deshalb reitet Ihr hierher?«
    »Ist das nicht Grund genug?«, lachte er und bleckte die Zähne zu einem wölfischen Grinsen, das zwei von Derals Männern zurückweichen ließ. »Und natürlich, weil ich hörte, dass ihr nach Askir fahrt.«
    »Natürlich«, sagte ich.
    »Hier!«, rief er laut genug, dass mir die Ohren klingelten. »Ich bin nicht arm, ich kann meine Passage bezahlen.« Er zog einen Beutel aus seinem Gürtel und warf ihn mir zu. Er war schwer, und ohne ihn zu öffnen, wusste ich, dass er gutes Gold und Silber enthielt.
    »Ich habe schon einmal nach einer Passage gefragt«, dröhnte er. »Aber die da …«, er deutete mit dem ausgestreckten Finger auf jemanden hinter mir; ich sah zurück und erkannte, dass es Leandra war, die ihn von der Kabine aus zugleich verschlafen und überrascht anstarrte, »… sagte, dass ihr keine Passagiere aufnehmt! Doch dann sah ich, dass du deine Meinung geändert hast, und kam so schnell ich konnte. Aber da wart ihr schon weg.«
    »Angus«, begann ich. »Ich will nach wie vor keine Passagiere an Bord …«
    »Ja, weil es zu gefährlich ist«, lachte er und schlug mir so hart auf die Schulter, dass es mich beinahe mitsamt dem Fass über Bord warf.

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