Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Feuerinseln: Das Geheimnis von Askir 5 (German Edition)

Die Feuerinseln: Das Geheimnis von Askir 5 (German Edition)

Titel: Die Feuerinseln: Das Geheimnis von Askir 5 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
Vom Netzwerk:
lange, weil sie ihren Opfern das Leben entziehen, wie Seelenreißer es wohl tut. Nur dass sie, je älter sie werden, immer mehr Opfer brauchen, um nicht zu vergehen.«
    Ich nickte, denn ich hatte selbst gesehen, wie der Nekromant Ordun vor meinen Augen alterte und zu Staub zerfiel. Jetzt erst fiel mir auf, dass er bislang der Einzige gewesen war. Selbst der Herr der Puppen war nicht gealtert, als er starb. Bedeutete das, dass wir es meist mit jungen Nekromanten zu tun hatten? Der Herr der Puppen hatte Ordun einen Löwen genannt und war von dessen Macht beeindruckt gewesen.
    Es ergab Sinn, dass diese Verfluchten mit den Jahren auch an Macht gewannen. Auch Kolaron war alt. Mir lief ein kalter Schauer über den Rücken, als ich bedachte, was das bedeutete, wie viele Seelen er den Göttern gestohlen haben musste, um nach all den Jahrhunderten noch zu leben.
    »Was hat das mit Askannon zu tun?«, fragte ich. »War er auch …« Ich wagte kaum, es auszusprechen, doch Serafine schüttelte so heftig den Kopf, dass ihre Haare flogen.
    »Nein. Er war ein Maestro. Er fand heraus, wie man das Leben der Magie selbst entziehen konnte. Er erklärte mir einmal, dass das, was sich an Magie in einem Sandkorn befindet, reichen würde, um tausend Jahre zu überdauern. Er lehrte dieses Geheimnis andere und vermochte es sogar in Gegenstände zu bannen. Es war ein weiterer Grundpfeiler seiner Macht. Er war dazu imstande, Loyalität mit einem langen Leben zu belohnen. Langem Leben, nicht Unsterblichkeit. Auch er sagte von sich, dass er nicht unsterblich wäre, sondern nur mit einem langen Leben verflucht.«
    »Sagte er wahrhaftig verflucht ?«, fragte ich neugierig.
    Sie nickte. »Es war in einem Gespräch mit meinem Vater, ich habe Teile davon mitgehört. Es ist auch kein Wunder«, fuhr sie fort. »Selbst die Elfen haben Probleme damit, lange zu leben. Irgendwann geben sie einfach auf.«
    »Irgendwann ist es genug«, bestätigte ich.
    »Wann es genug oder zu viel ist, kommt nicht auf die Jahre an«, antwortete sie leise, »sondern darauf, ob man seinem Leben einen Sinn hat geben können.«
    Ihre Worte blieben, als sie nach unten ging, um sich ebenfalls zur Ruhe zu betten. Was war der Sinn des Lebens? Ich lachte leise, und der Rudergänger warf mir einen skeptischen Blick zu. Weisere Menschen als ich hatten sich schon über diese Frage den Kopf zerbrochen. Wenn mein Leben einen Sinn besaß, würde ich es wohl erst erfahren, wenn es zu Ende war.
    Ich gähnte und streckte mich. Vielleicht war ich jetzt müde genug und konnte mich auch schlafen legen.
    Kaum hatte ich das gedacht, rief der Matrose auf dem Mast etwas nach unten und deutete auf das Ufer. Dort stand ein Mann und winkte. Ich blinzelte ungläubig, denn es kam mir vor, als ob ich ihn kennen würde. Er hatte große Ähnlichkeit mit Angus Wolfsbruder, dem Nordmann, der mir erst kürzlich geholfen hatte.
    Deral sah fragend hoch zu mir. Ich warf einen Blick auf unseren weiblichen Gast, von dem ich immer noch nicht wusste, warum sie an Bord war, und zuckte mit den Schultern. Es konnte nicht schaden, zu hören, was der Mann am Ufer wollte. Vielleicht brachte er Nachricht aus Gasalabad. Sein Pferd sah jedenfalls aus, als wäre es hart angetrieben worden.

5. Wolfsbruder
     
    Es war Angus Wolfsbruder, größer als ich und so bullig wie Janos. Tätowierungen bedeckten seine mit Lederbändern verzierten Arme und den glattrasierten Schädel, und er hatte den wölfischen Blick seines Totems zur Vollendung gebracht. Er verzichtete auf eine Rüstung und sah nicht ein, sich den hiesigen Gepflogenheiten anzupassen, also stand er dort mit breitem, nacktem Oberkörper, in verstärkten Lederhosen und Stiefeln, seine Hände auf eine mächtige Axt gestützt. Goldene Ringe verzierten seinen linken Nasenflügel und die Ohren, einer für jeden Feind, den er erschlagen hatte. Sein Bart war sorgsam in drei Zöpfe geflochten und gefettet, in jeden Zopf war der Reißzahn eines Wolfes eingeflochten. Alles in allem war er ein mehr als ungewohnter Anblick in dieser Umgebung. In irgendeinem Winkel meines Verstands wunderte ich mich, dass er sich noch keinen Sonnenbrand zugezogen hatte.
    Er vermittelte den Eindruck einer gereizten, klappernden Schlange. Kein Wunder, dass die wenigen anderen Reisenden, die am Fluss entlang ritten, einen großen Bogen um ihn machten. Wahrscheinlich vermuteten sie, dass er ihnen den Kopf abreißen würde, wenn sie ihm einen Guten Tag wünschten.
    Außer seiner Axt und einer breiten

Weitere Kostenlose Bücher