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Die Feuerinseln: Das Geheimnis von Askir 5 (German Edition)

Die Feuerinseln: Das Geheimnis von Askir 5 (German Edition)

Titel: Die Feuerinseln: Das Geheimnis von Askir 5 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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nachkommen können, wenn wir hier ständig gestört werden. Es braucht Ruhe und Konzentration, um die Mysterien in diesen alten Büchern zu verstehen. Es ist ein Wunder, dass sie noch so gut erhalten sind. Richtet das dem Fürsten aus.« Er machte Anstalten, sich wieder seiner Malerei zu widmen.
    »Soll ich Euch erst am Kragen packen, bevor Ihr mir sagt, was ich zu wissen wünsche?«, fragte ich den Gelehrten höflich.
    Der sah erstaunt auf. »Nun werdet nicht gleich ungehalten, Ser«, protestierte er. »Unsere Arbeit hier ist wichtig und …«
    Ich trat einen Schritt näher an ihn heran.
    »Sie ist schon weg«, sagte er hastig. »Der Priester hat sie eben gerade abgeholt.« Er deutete mit seinem Federkiel zu einer Tür. »Ich sah, wie sie die hintere Treppe nach unten gingen, sie wollten in die Katakomben.«
    »Zum Kerker, meint Ihr?«, fragte ich, doch der Mann schüttelte den Kopf. »Nein. Zu den Katakomben. Der Priester sagte, er wolle den Wolfstempel erkunden.«
    Etwas regte sich in meiner Erinnerung. Ein Tempel in einem Vulkan? Ich sah eine Vision von Serafine, wie sie sich über Pläne beugte … Das war etwas, das ich dem Fürsten noch gar nicht berichtet hatte.
    »Wie kommt man am besten dorthin?«, fragte ich den Mann.
    »Durch den untersten Kerker«, antwortete er. »Dort, wo die Opfer für das Ritual gehalten werden. Am Ende des Gangs gibt es eine Tür, sie führt weiter in die Tiefen der Festung.«
    »Dorthin ist der Priester mit der Fürstin Leandra gegangen?« Eine seltsame Unruhe erfüllte mich bei dem Gedanken, dabei gab es kaum eine sicherere Begleitung für sie als einen Priester des Göttlichen.
    »Das hat er gesagt.« Der Gelehrte räusperte sich. »Er war sehr kurz angebunden … Fürst. Wenn das alles war, kann ich mich nun wieder wichtigeren Dingen zuwenden?«
    »Tut das«, erlaubte ich ihm und machte auf dem Absatz kehrt.
    Irgendwie, dachte ich, als ich die steilen Treppen zum Kerker hinabstieg, rochen Kerker alle gleich. Feucht und modrig, mit einem Geruch, der von Leid und Qual kündete, selbst wenn man die Schreie nicht hörte. Aber hier waren sie vernehmbar, ein Greinen, Wimmern und Schluchzen, das Flehen um Gnade, die halb wahnsinnig klingenden Laute von Menschen, die weit jenseits dessen leiden mussten, was möglich sein sollte.
    Ich wandte mich an eine meiner Ehrenwachen. »Das klingt, als wären unsere Folterknechte heute überaus eifrig! Wie kommt es, dass so viele unter der Pein befragt werden?«
    »Die meisten sind Piraten … Fürst«, antwortete der Mann unbeteiligt. »Sie kommen aus jeder Ecke des Alten Reichs, und wir wollen wissen, was sie uns sagen können.«
    »Viel Zeit bleibt uns ja nicht mehr«, meinte einer der anderen Wächter. »Die Flotte segelt morgen, also beeilen sich die Folterknechte ein wenig.«
    Unter der Folter sagte ein Mann meist das, was der Peiniger zu hören wünschte, egal ob es die Wahrheit war oder nicht. Ich sah meist keinen Sinn darin. Nur dieses eine Mal, als Faihlyd, Armin und ich Sarak Bey, den Agenten des Turms, verhört hatten, hatte es seinen Zweck erfüllt. Ohne die Tortur hätten wir Prinzessin Marinae, Faihlyds Schwester, wohl kaum retten können. Außerdem … der Mann war selbst ein Ausbund an Grausamkeit gewesen, in seinem Fall hatte es auch zu tun mit Gerechtigkeit.
    Wenn ich es recht bedachte, waren die Geständnisse des Beys auch der Grund, weshalb Serafine die Elfen zu erreichen versucht hatte. Nachdem wir Marinae befreit hatten, legte die Prinzessin im Tempel des Boron Zeugnis über das ab, was ihr angetan worden war, und das führte dazu, dass sich das Blatt gegen das Haus des Turms wendete. Ja, es war sinnvoll gewesen, den Bey der Tortur zu unterziehen, aber in all den Jahren, die ich nun schon lebte, war es das erste Mal, dass ich so gedacht hatte. Sonst …
    »Fürst?«, fragte einer der Wächter.
    »Ja?«, entgegnete ich unwirsch.
    »Ihr seid mitten auf der Treppe stehen geblieben. Ist etwas?«
    »Nichts«, antwortete ich knapp und ging weiter die Treppe hinab, den Schreien entgegen.
    Die Katakomben lagen noch unter den Kerkern. Als wir schließlich vor einer anderen Tür standen, waren die gequälten Schreie fern. Hier lag eine letzte Zellenflucht vor uns, dahinter führte dann der Weg in die Katakomben.
    Auch das schien allen Kerkern gemein: ein langer Gang, von dem die Zellen abgingen, darin ein Tisch und zwei gelangweilte Wachtposten. Sie saßen da, tranken Wein und starrten stumpfsinnig auf den alten, ungehobelten Tisch

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