Die Feuerinseln: Das Geheimnis von Askir 5 (German Edition)
Elgata über die Größe der Flotte der Reichsstadt erzählt hatte und wie Celan höhnisch gelacht hatte, als ich ihm davon berichtete. Er schien sich sehr daran zu erfreuen, dass das Alte Reich, nein, die Verlorenen Reiche, schutzlos vor ihm lagen.
Sie ahnten nicht einmal, was auf sie zukommen würde. Dass es mehr als eine Handvoll unserer Schiffe geben musste, das konnte sich die Reichsstadt denken, aber diese Flotte … Ich zählte die Schiffe durch. Achtunddreißig dickbäuchige Transportschiffe, fünf Giganten, von denen aus die Wyvern starten konnten, noch einmal siebenundzwanzig Fregatten, wie Serafine sie genannt hatte. Nichts konnte die Flotte noch aufhalten, und ich musste denjenigen Respekt zollen, die dieses ungeheure Unterfangen geplant hatten. Direkt unter der Nase der Verlorenen Reiche eine solche Streitmacht zusammenzuziehen … Fürst Celan hatte mir gesagt, dass ich stolz sein sollte, und ich war es auch, wie sollte ich es auch nicht sein, wo doch mein ganzes Leben dem Streben diente, die Verlorenen Reiche unter die Herrschaft des Göttlichen zu bringen?
Dennoch schnürte mir der Anblick der Flotte den Hals zu, als ob eine eiserne Hand sich um ihn legen würde, als gäbe es etwas in mir, das diese Flotte und all die glorreiche Macht des göttlichen Kaisers auf den Grund des Meeres wünschte.
Dorthin, wo schon etwas anderes lag … Warum nur sah ich ständig diese Bilder von einem Schwert, das in der Tiefe versank, warum spürte ich ein solches Verlangen nach einem Stück Stahl?
Ich zog mein Schwert. In Form und Ausführung entsprach es diesem anderen, das ich mir in meinen Visionen ersehnte, allerdings war dessen Klinge aus einem helleren Stahl.
Ich lehnte mich gegen die Zinnen, stopfte mir eine Pfeife und versuchte mich zu erinnern, was es mit diesem Schwert auf sich hatte. Doch sosehr ich mich auch anstrengte, es blieb bei diesem einen Bild, wie das Schwert im Meer versank. So lange stand ich da und grübelte, dass sich mein schlechtes Gewissen regte. Celan hatte mich angehalten, mir Gedanken zu machen, wie ich dem Göttlichen am besten dienen konnte, also verbannte ich diese Visionen aus meinem Geist und wandte mich der Aufgabe zu, die er mir gestellt hatte.
Wo lagen meine Fähigkeiten, meine Talente?
Im Kampf und in der Schlacht. Vielleicht sollte ich Celan fragen, ob er mir das Kommando über eine Legion, zumindest aber eine Lanze übertrug.
Mein Ringfinger juckte fürchterlich, ich kratzte mich, doch es half nichts. Ich blickte hinab und sah, dass ich mich blutig gekratzt hatte.
Das brachte nichts. Ich konnte noch so lange hier stehen und grübeln, ich kam zu keinem Schluss. Leandra war um vieles klüger als ich, hatte sogar in den Akademien studiert, vielleicht konnte sie mir helfen.
Ich verließ unsere Gemächer und fand vor der Tür meine Ehrenwache vor. »Ich suche die Fürstin Leandra. Wo finde ich sie?«, fragte ich einen der vier Soldaten. Der sah mich erstaunt an, musterte meine kostbare Rüstung und dann mich. Ich verschränkte meine Arme vor der Brust und sah herrisch auf ihn herab. »Wollt Ihr einen Fürsten des Reichs noch länger anstarren, Soldat?«, fuhr ich ihn an.
Hastig senkte er den Blick. »Verzeiht«, sagte er unterwürfig. »Ich denke, sie wird in der Bibliothek sein, Fürst. Sie ist öfter dort und spricht mit den Gelehrten über die Formen der Magie.«
»Und wo ist diese Bibliothek?«
Er zögerte.
»Ich kam erst gestern hier an, noch kenne ich mich nicht aus«, teilte ich ihm barsch mit. »Also?«
»Dort die Treppe hinunter, im dritten Stock, den Gang entlang, die zweite Tür auf der linken Seite«, informierte er mich.
Ich ließ ihn stehen, so wie es Celan oft mit seinen Leuten tat, und ging zur Treppe, wo zwei Soldaten Wache standen. Ich würdigte sie keines Blicks und ging an ihnen vorbei, meine Ehrenwache folgte auf dem Fuße.
Der Mann hatte mir den Weg gut beschrieben, ich fand die Bibliothek der Festung ohne Probleme. Ich zog die Tür auf und trat in den großen, von hohen Fenstern gut beleuchteten Raum.
Vier Männer unterschiedlichen Alters schauten überrascht von dicken Folianten auf. Leandra war nirgends zu sehen.
»Ich suche die Fürstin Leandra«, fragte ich in herrischem Ton. »Wisst ihr, wo sie sich befindet?«
Drei blickten zu dem vierten Gelehrten, der gerade sorgfältig eine Illustration auf einem Seitenrand mit einem feinen Federstrich nachzog. Der Mann seufzte gequält und schüttelte den Kopf. »Wir werden mit unserer Arbeit kaum
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