Die Feuerkämpferin 02 - Tochter des Blutes
strahlte, und spürte, wie der kalte Winterwind über ihre Haut streichelte und ihr die Tränen trocknete. So aussichtslos ihre Lage auch sein mochte, war sie noch nicht dazu bereit, dies alles aufzugeben. Das Leben.
»Ich bleibe so lange bei dir, bis du mich gerettet hast. Danach folge ich meinem eigenen Weg.«
Wie auch immer der aussehen mag , fügte sie in Gedanken hinzu.
Adrass nickte.
Das Abkommen war besiegelt. Adhara streckte sich auf ihrem Lager aus. Nun beginnt also noch einmal alles von vorn , dachte sie. Doch dies rief nur Zweifel und Ängste in ihr wach.
ZWEITER TEIL
MIT DEM FEIND UNTERWEGS
13
Ein Hoffnungsschimmer
»Die Prinzessin ist verletzt, aber es geht ihr den Umständen entsprechend gut. Man fand sie nicht weit von dem Vorposten, den die Elfen angegriffen haben. Wahrscheinlich hat sie in dem allgemeinen Getümmel davonlaufen können.«
Während sie den Bericht anhörte, trommelte Theana immer wieder nervös mit den Fingern auf die Armlehne. »Und was ist mit ihr ?«, fragte sie schließlich. »Gibt es wirklich keine Spur von ihr?«
Der Glaubensbruder schüttelte den Kopf. »Nein, gar keine. Vielleicht hatten sich ihre Wege schon vorher getrennt, oder…«
Theana wusste, mit welchem Gedanken dieser Satz fortgesetzt werden konnte. Danach hätte sich in jener Nacht Adharas Schicksal erfüllt, und zwar in dem Augenblick, da ihr Amhal gegenübergetreten war. Die Geschichte lehrte, dass in der Aufgetauchten Welt Gut und Böse einander abwechselten, in einem ewigen Kreislauf, wie die zwei Seiten einer Medaille.
Aber in ihrem langen, dem Glauben an Thenaar geweihten
Leben hatte sie selbst niemals die Möglichkeit in Betracht gezogen, dass ihr Gott sich von ihnen abwenden und es zulassen könnte, dass Marvash triumphierte. Das war unvereinbar mit ihrer Vorstellung eines gütigen, gerechten Heilands, der auserwählte Helden zur Erde sandte, um seine Geschöpfe vor der Zerstörung zu bewahren. Es musste noch eine andere Erklärung geben. All das, was jetzt geschah, musste einen Sinn haben, eine Art geheime Bedeutung, die es rechtfertigte, die Hoffnung noch nicht aufzugeben. Nach dem Tod ihres Mannes hatte ihr die Gewissheit, dass es diesen göttlichen Plan gab, die Kraft zum Weitermachen gegeben. Aber nun sah es anders aus. Nun zweifelte sie. Und die bange Frage, ob sie nicht das Pech hatte, in einer unvermeidbar zu Ende gehenden Epoche zu leben, ließ sie taumeln.
»Das ist unmöglich …«, murmelte sie.
»Wir werden weiter nach ihr suchen«, erklärte der junge Mann, der ihre Gedankengänge nicht ahnte. »Sie ist die Geweihte, und Thenaar wird sie zu uns zurückführen.«
»Hoffen wir es, aber wenn ihr sie gefunden habt, so ergreift sie nicht, sondern folgt ihr nur und berichtet mir dann alles, was sie tut. Und erst wenn die Vollversammlung es beschließen sollte, wird sie wieder gefangen genommen«, ordnete die Hohepriesterin an.
Der Jüngling antwortete nicht, schaute sie nur verblüfft an, so als habe er anderslautende Anweisungen erwartet. Und Theana konnte ihn verstehen: Im Grunde widerstrebte es auch ihr, auf Zeit zu spielen, während sich das Schicksal der Aufgetauchten Welt vor ihren
Augen vollzog. Untätigkeit ist das Wesen des Glaubens , dachte sie zornig, bereute es jedoch augenblicklich angesichts all dessen, was sie damit infrage stellte. Sie konnte nicht anders handeln. Mit Adharas Gefangennahme hatte sie nichts anderes erreicht, als sie von ihrer Mission abzuhalten, und jeder weitere Fehler hätte fatal sein können.
Sie riss sich aus ihren Gedanken. »Und nun geh«, sagte sie.
Der Jüngling gehorchte, verschwand im Flur und zog die Tür hinter sich zu.
Theana atmete tief durch. Am liebsten wäre sie jetzt allein gewesen, doch gleich nebenan, im Tempel, warteten die Gläubigen auf sie. Seit ihrem Umzug nach Neu-Enawar war jeder einzelne Gottesdienst überfüllt gewesen. Die Angst vor dem Krieg, der von Westen her rasch immer näher rückte, raubte den Leuten den Seelenfrieden, und viele suchten nun ihr Heil im Gebet. Aber nicht nur das. Sie brachten Silber, Gold, sogar ihre eigenen Kinder zur Feier mit, um sie ihrem Gott darzubringen. Zwar bemühte sich Theana, ihnen auseinanderzusetzen, dass dies nicht Thenaars Wille war, doch die Sorge, den nächsten Tag vielleicht nicht mehr zu erleben, hatte zur Folge, dass sich die Hinterzimmer des Tempels mehr und mehr mit Opfergaben füllten für einen Gott, an den wahrscheinlich die meisten bis dahin nie geglaubt hatten.
Es war
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