Die Feuerkämpferin 02 - Tochter des Blutes
begann schneller zu schlagen. Die Prinzessin, ihre einzige Freundin, war allein und wehrlos an der Front, in nächster Nähe des Feindes, zurückgeblieben. Wer beschützte sie jetzt? »Du hättest sie mitnehmen müssen. Sie war doch verletzt. Wie konntest du das tun?«
»Beruhige dich … Ich habe sogar noch gesehen, wie Soldaten sie fanden und forttrugen. Es wird ihr also nichts geschehen«, erklärte er. »Ich weiß doch, wer sie ist, und ob du es glaubst oder nicht, ich bin kein Ungeheuer«, fügte er gekränkt hinzu.
Adhara atmete tief durch. Ob Amina wirklich in Sicherheit war? Sie wusste nicht, was sie denken sollte. »Beweis mir, dass du die Wahrheit sagst.«
»Beweise habe ich nicht. Ich kann dir nur mein Wort geben.«
Das hatte sie befürchtet. Sie schloss die Augen.
Amina …
»Seit wann fühlst du dich krank?«, wechselte Adrass das Thema, wobei er auf ihre Hand deutete.
»Woher weißt du davon?«
»Ich habe es dir angesehen, vor allem deiner Hand.«
»Vielleicht ist das ein Fluch, den du dir hast einfallen lassen, um mich zu dieser Mission zu zwingen«, antwortete sie verbittert.
»Du fantasierst.«
»Sag mir die Wahrheit.«
»Dann sperr dich nicht. Also, seit wann fühlst du dich krank?« Seine Stimme klang hart.
Adhara schluckte. Die Angst vor dem, was diese rätselhafte Erkrankung mit ihr trieb, war stärker als alles andere. Deshalb erzählte sie ihm alles, und es war, als befreie sie sich von einer schweren Last.
Bevor er antwortete, schien Adrass seine Worte einige Augenblicke abzuwägen. Fast befangen wirkte er, als er zu ihr blickte.
»Ich hatte dir ja bereits erklärt, wie ich dich ins Leben zurückgeführt habe, und dass meine Geschichte stimmt, hast du selbst erlebt im Kreis jener Menschen, die deinen Leib schon kannten, als ihm noch eine Seele innewohnte. Um nun Sheireen schaffen zu können, waren eine Reihe auch abartiger magischer Formeln notwendig. Mit anderen Worten, wir Erweckte bedienten uns der Schwarzen Magie, die gegen die natürlichen Prinzipien der Schöpfung verstößt. Aber glaub mir, es gab keine andere Möglichkeit, einen Retter für die Aufgetauchte Welt entstehen zu lassen. Doch der Preis, den wir für dieses Tun zu entrichten hatten, war hoch: Wir verloren unsere Seelen.«
Seine Stimme klang jetzt aufrichtig betrübt, und zum ersten Mal dachte Adhara, dass sie vielleicht nicht das einzige Opfer dieses finsteren, wahnsinnigen Planes war.
»Einen Körper ins Leben zurückzuholen und ihn nach eigenen Vorstellungen zu gestalten, bedeutet, die vorgegebene Ordnung der Dinge auf den Kopf zu stellen. Und wenn das geschehen ist, versucht die Schöpfung auf irgendeine Weise, in die richtigen Bahnen zurückzufinden.«
»Und was bedeutet das jetzt?«, fragte Adhara mit kaum noch vernehmlicher Stimme. Und da sie die Erklärung
fürchtete, die sie vielleicht hören würde, begann sie zu schnaufen, so als bekäme sie nicht genug Luft.
»Es ist ähnlich wie bei der Änderung eines Flusslaufs. Man baut Dämme und Deiche und zwingt das Wasser auf diese Weise in eine Richtung, die es normalerweise niemals eingeschlagen hätte. Aber der Fluss wehrt sich, und bei erstbester Gelegenheit überspült er die Dämme, reißt die Deiche nieder und zerstört alles, was sich ihm in den Weg stellt.«
Die Andeutung einer entsetzlichen Vorstellung blitzte in Adharas Geist auf. Ihr Mund wurde trocken, und ihre Gedanken rasten, während sich die fehlenden Mosaik-steinchen eines Bildes einzufügen begannen, das sie bereits zu kennen spürte.
»Es war hochmütig, zu glauben, diese sakrosankte Grenze ungestraft verletzen zu können. Vielleicht haben wir auch einen Fehler gemacht, fest steht jedenfalls, dass sich dein Körper zersetzt, weil es ihn danach drängt, zu jenem Zustand zurückzukehren, aus dem wir ihn gerissen haben.«
Mit dem Gewicht von Felsblöcken trafen sie diese Worte, und Adhara überkam das entsetzliche Gefühl völliger Machtlosigkeit. Wie immer waren es andere, Menschen oder Umstände, die über ihr Leben entschieden. Und sie folgte nur einem von außen vorgezeichneten Weg. Aus dem Nichts hatte man sie geschaffen, und ins Nichts würde sie schon bald zurückkehren. Ihr Blick fiel auf die bandagierte Hand, und da merkte sie, dass sie die Finger kaum noch bewegen konnte.
»Wie wird das sein?«, fragte sie bestürzt.
Adrass blickte sie verständnislos an.
»Wie wird das sein, auf diese Weise zu sterben?«
» Du bist die Sheireen, ich kann dich unmöglich sterben
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