Die Feuerkämpferin 02 - Tochter des Blutes
lassen«, rief er, während er sich zu ihr vorlehnte.
Eine solche Entschlossenheit lag in seinen Augen, dass Adhara fast versucht war, Hoffnung zu schöpfen.
»Ich habe es schon geahnt, bevor ich dich wiedergesehen habe. Denn mir war klargeworden, welch große Fehler uns bei deiner Erschaffung unterlaufen sind. Deshalb habe ich auch, während ich in den vergangenen Monaten nach dir suchte, bereits daran gearbeitet, sie zu beheben. Und ich bin jetzt sicher, dass ich dich retten kann«, erklärte Adrass völlig überzeugt. »Und zwar wird es darum gehen, die ganze Prozedur zu wiederholen, aber in kleinerem Maßstab«, fuhr er fort. »Dazu brauchen wir Nymphenblut, Reste von Menschenfleisch und Elfenlymphe. Alles Dinge, die im Krieg leicht zu beschaffen sind.«
Und wieder wird der Tod Voraussetzung meines Lebens sein , dachte Adhara. Damit sie leben konnte, mussten andere sterben. Der Gedanke ließ sie erschaudern, und ihr eigener Körper kam ihr wie etwas Fremdes vor, das nur Leid hervorrief.
»Und was ist mit meiner Hand? Werde ich sie verlieren?«, fragte sie leise.
»Ich weiß es nicht. Was ich vorhabe, kann den Prozess verlangsamen, aber leider nicht aufhalten. Es wird den Schmerz lindern, und die Anfälle, unter denen du leidest, werden verschwinden. Aber dass dein Körper sich weiter wehrt, ist unvermeidlich.«
»Und wozu ist das Ganze dann nütze? Sterben werde ich so oder so!«
»Wir gewinnen Zeit, Zeit, in der es vielleicht gelingen wird, ein wirksameres Heilmittel zu finden.«
Adhara blickte Adrass verwirrt an. Gerade noch hätte sie ihn, ohne lange darüber nachzudenken, töten können. Aber jetzt fühlte sie sich vollkommen von ihm abhängig. Adrass war der Einzige, dem es vielleicht gelingen konnte, sie zu retten.
»Ich bin nur ein mittelmäßiger Zauberer, der nicht alle Formeln kennt. Und dass ich Sheireen schaffen konnte, geschah nur durch Thenaars Willen. Aber ich weiß, wo wir die Antworten finden können, nach denen wir suchen. Es handelt sich um einen sagenhaften Ort, der früher einmal zum Reich der Elfen gehörte. Eine verschollene Bibliothek unter der Stadt Makrat, tief im Innern der Erde.«
Allein schon die Erwähnung dieses Namens jagte Adhara einen Schauer über den Rücken. Denn die Stadt war tief im Chaos versunken, nachdem der König der Seuche zum Opfer gefallen war.
»Ein sagenhafter Ort, meinst du? Das heißt also, du weißt gar nicht, ob es diese Bibliothek wirklich gibt oder überhaupt je gegeben hat?«, warf sie ein.
»Doch, ich weiß es. Ich war nämlich dort. Einige meiner Mitbrüder haben den Ort zufällig entdeckt. Eine halb zerstörte, mysteriöse Bibliothek mit einer unglaublichen Sammlung von Pergamentrollen, Folianten und antiken Zauberbüchern. Sie ist noch gar nicht ganz erforscht. Jedenfalls stammen von dort die Kenntnisse, die es mir ermöglichten, dich zu erschaffen. Und dort werden wir auch die Formel finden, die dir das Leben retten kann – da bin ich mir sicher.«
Adhara kam das letzte Bild, das sie sich von Makrat bewahrt hatte, in den Sinn: eine Heerschar Verzweifelter, die sich draußen vor der Stadtmauer drängten, während sich in der Stadt die Menschen voller Angst und Misstrauen voneinander abschotteten. Fast zwei Monate war sie nicht mehr dort gewesen, und in diesem Zeitraum konnte alles Mögliche geschehen sein. »Die Seuche hatte damals schon auf den Palast übergegriffen. Heute wird sicher die ganze Stadt befallen sein. Das heißt, für dich ist es dort gefährlich. Denn du bist nicht immun«, bemerkte sie.
»Mein Gott wird mich beschützen.«
Adhara schaute ihn nachdenklich an. Der Mann war ein Fanatiker. Aber ihr Schicksal lag nun einmal in seinen Händen. Mit ihm hatte alles seinen Anfang genommen. Nie hätte sie geglaubt, dass ihre Flucht einmal solch eine Wendung nehmen würde. Doch was sollte sie tun? Wenn sie sich ihm nicht anschloss, stand ihr mit Sicherheit ein schrecklicher Tod bevor. Sie hatte keine andere Wahl.
»Was verlangst du als Gegenleistung?«, fragte sie mit schwacher Stimme.
»Ich möchte nur, dass du am Leben bleibst.«
»Damit ich die Aufgabe erfüllen kann, die du mir zugedacht hast, nicht wahr? Damit ich meine Pflicht tue und Marvash töte, Amhal also, den einzigen Menschen, den ich je geliebt habe«, rief sie. Sie hatte zu weinen begonnen, und die Tränen liefen ihr über das Gesicht.
Es entstand ein kurzes Schweigen.
»Ja«, antwortete Adrass dann.
Adhara blickte zur Sonne, die durch die Baumkronen
über ihr
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