Die Feuerkämpferin 02 - Tochter des Blutes
Viele Mittel habe ich selbst hergestellt, aus Kräutern und natürlich mit einem Schuss Magie.«
»Und wie kamst du auf dieses Mittel hier?«, fragte Theana misstrauisch, wobei sie auf das Fläschchen deutete.
»Nun, auch meine Familie erkrankte, und ich versuchte alles, um sie zu retten, doch keine meiner Mixturen zeigte Wirkung. Meine Angehörigen starben, und auch ich blieb von der Seuche nicht verschont.« Der Gnom knöpfte sein Hemd auf und zeigte Theana einen großen schwarzen Fleck auf der Brust. »Da versuchte ich es mit dem letzten Mittel, das ich noch hergestellt hatte. Und was soll ich Euch sagen? Das Fieber sank und war innerhalb weniger Stunden ganz verschwunden, ebenso wie die Blutungen.«
Ein Verrückter. Das konnte nur ein Verrückter sein, der sich etwas zusammenfantasierte, um auf diese Weise als großer Retter berühmt zu werden.
»Und aus was besteht es?«
Der Gnom zögerte. »Es ist ein Aufguss verschiedener Kräuter«, sagte er dann, »mit einer Prise Roter Fingerhut.«
»Das ist ein starkes Gift.«
»Nicht, wenn man ihm den Saft entzieht.«
Immerhin schien er sich in der Kräuterkunde auszukennen.
»Und was noch?«
»Infiziertes Blut und ein Tropfen Ambrosia. Hier drinnen steckt, was mir von meinen Liebsten geblieben ist«, murmelte der Gnom.
Theana tat der Mann leid, aber wirklich glauben konnte sie ihm nicht. Möglicherweise war er selbst überzeugt, ein wirksames Mittel gefunden zu haben, war tatsächlich aber von ganz allein genesen.
»Ich verstehe Eure Zweifel, aber lasst es doch auf einen Versuch ankommen! Der Tod meiner Angehörigen
wird nicht umsonst gewesen sein, wenn dieser Trank in die Seuchengebiete gelangt.«
Der Körper des Gnomen zitterte, und seine glasigen Augen schauten sie flehend an.
»Lass es hier stehen«, antwortete Theana nachsichtig.
Der Gnom kniete nieder und dankte ihr mit Tränen in den Augen. »Ihr gebt mir mein Leben zurück …«
»Lass doch … Ich bitte dich …«, wehrte Theana verlegen ab und versuchte, ihn hochzuziehen.
Doch der Gnom verneigte sich unaufhörlich weiter und stammelte ununterbrochen Dankesworte, und erst nach einer Weile bewegte er sich rückwärts aus dem Raum.
Als sie endlich allein war, betrachtete Theana das Fläschchen auf dem Tisch. Niemandem in der Ordensgemeinschaft war es gelungen, eine Arznei zu finden, und das obwohl sie schon seit Wochen Leichen öffneten und untersuchten, und auch sie selbst sich in dieser grauenhaften Arbeit aufrieb, die etwas Unmoralisches für sie hatte.
Mehr Schaden als die Seuche selbst kann es auch nicht anrichten , sagte sie sich.
Sie öffnete das Fläschchen und schnüffelte daran. Es roch angenehm, frisch und rein, nach Wald. Auch die Farbe wirkte vertrauenerweckend, es war ein sattes Grün, durchsetzt mit schwach glitzernden Blautönen. Es fiel ihr schwer, zu glauben, dass es auch wirkte, aber wenn es sich tatsächlich um ein Gegenmittel handelte, musste sie, trotz der Umstände, dafür sorgen, dass es auch angewandt wurde. Sie trug bereits schwer genug
an der Last der vielen Opfer, die die Seuche schon gefordert hatte. Vielleicht hatten die Forscher der Ordensgemeinschaft, die so emsig an einer Lösung arbeiteten, doch irgendetwas Grundlegendes übersehen. Oder sie selbst, die Hohepriesterin, hatte darin versagt, den Brüdern das notwendige Zutrauen zu vermitteln, das für eine erfolgreiche Arbeit unerlässlich war. Nun goss sie einen Teil der Flüssigkeit in ein kleineres Gefäß um und betrachtete diese nachdenklich. Damit würden sie, wenn es funktionierte, vielleicht ein Dutzend Kranke heilen können. Mehr nicht.
Sie läutete, und augenblicklich erschien Dalia auf der Schwelle. »Zu Diensten, Herrin …«, sagte sie, während sie sich verneigte.
»Bring dieses Fläschchen zu Milo. Er soll die Substanz untersuchen. Hiermit aber«, fuhr sie fort und reichte Dalia das andere Gefäß, »sollen unverzüglich einige Kranke behandelt werden. Und vergiss nicht, mich über deren Zustand ständig auf dem Laufenden zu halten.«
Dalia blickte misstrauisch, als sie den Raum verließ. Theana konnte es ihr nicht verdenken. Aber wenn es schiefging, trug sie allein die Verantwortung.
Einen Versuch ist es auf alle Fälle wert , dachte sie mit einem verbitterten Lächeln, und wie noch nie zuvor in ihrem Leben fühlte sie sich fern von Thenaar.
14
Der Ritus
A drass hatte eine Reihe kleiner Gefäße und ein verblichenes Stück Pergament aus seinem Quersack hervorgeholt und kniete nun mit
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