Die Feuerkämpferin 02 - Tochter des Blutes
konzentrierter Miene vor ihr.
»Wo hast du das ganze Zeug eigentlich her?«, fragte Adhara mit trockener Kehle.
Er schrak auf. »Wir befinden uns im Krieg, und da ist es nicht schwer, organisches Material zu finden.«
»Es stammt also von Leichen?«
»Und wenn es so wäre? Du selbst bist eine Leiche, ich weiß nicht, was daran schlimm sein soll.«
Unwillkürlich warf Adhara einen Blick auf den Verband um ihre Hand. »Ich möchte nicht vom Tod anderer profitieren, damit ich leben kann«, erklärte sie.
Adrass hielt einen Moment in seinem Tun inne und blickte ihr fest in die Augen. »Aber du willst leben. Und du musst leben. So verlangt es deine Bestimmung, jenes Schicksal, für das du geschaffen wurdest. Ich versichere dir, du wirst keinen Frieden finden, bis du nicht das erfüllt hast, was dir aufgetragen ist. Und außerdem war es
schon immer so, seit Anbeginn der Zeiten. Die einen sterben, damit andere leben können.«
Adhara erwiderte nichts, beobachtete nur, wie er weiter den Ritus vorbereitete, und fragte sich dabei, ob er ähnlich vorgegangen war, als er sie erschaffen hatte.
»So, wir können beginnen«, verkündete er dann.
Adhara spürte, wie sich ihr Magen verkrampfte. »Was muss ich tun?«
»Der Zauber wird anstrengend für dich. Danach wirst du dich sehr mitgenommen fühlen und lange schlafen. Deswegen streckst du dich am besten gleich auf dem Rücken aus.«
Sie gehorchte, wobei sich ihr Körper schwer wie Blei anfühlte. Adrass hatte für ihr Vorhaben einen geschützten Ort ausgesucht. Es handelte sich um eine Grotte mit einem niedrigen Eingang, deren Innenraum aber immerhin so bequem war, dass man sich leicht gebückt in ihr bewegen konnte. Adharas Blick war jetzt auf die moosüberzogene Decke über ihr gerichtet, die ihr bedrohlich tief zu sein schien, so als könne sie jeden Moment einstürzen und sie unter sich zermalmen. Jetzt spannte sich etwas um ihre Handgelenke. Sie blickte an sich hinunter und sah Adrass mit einigen Lederriemen herumhantieren. Das war zu viel. Sie schnellte hoch, packte ihn am Hals und schleuderte ihn gegen die Felswand.
»Was hast du vor?«, knurrte sie.
Die Augen des Mannes hatten sich angstvoll geweitet. »Es ist nur zu deinem Besten«, stammelte er und setzte dann, als er seine Fassung zurückgewonnen hatte, hinzu: »Du musst völlig stillhalten während des
Ritus. Und wenn wir uns nicht beeilen, ist es um dich geschehen. Dann zerfällt dein Körper. Und überleg doch mal: Nach all dem, was ich auf mich genommen habe, würde ich da meine eigene Schöpfung vernichten wollen?«
Einige Augenblicke schauten sie sich nur an. Dann lockerte Adhara den Griff. Was Adrass sagte, leuchtete ihr ein: Sie war das Ergebnis jahrelanger Forschungsarbeit. Adrass würde niemals zulassen, dass ihr etwas geschah.
»Aber du weißt schon, was du tust?«
»Ja, ganz sicher«, antwortete er, wobei er entschlossen nickte.
Adhara legte sich wieder hin und leistete keinen Widerstand mehr. Sie ließ zu, dass der Mann sie an Händen und Füßen fesselte, woraufhin das Gelenk an der wunden Hand zu kribbeln begann. Bis dorthin hatten sich die Flecken zwar noch nicht ausgebreitet. Aber das wird nicht mehr lange dauern , dachte sie voller Entsetzen.
Endlich war er mit den Vorbereitungen fertig und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Er hatte ein magisches Feuer entfacht, das die Temperatur in der Höhle rasch hatte ansteigen lassen. Jetzt musste er sich konzentrieren, Ruhe bewahren. Einen Fehler durfte er sich nicht erlauben. Er schloss die Augen und dachte an die Worte seines Meisters.
Weder Seele noch Geist finden sich in solchen Körpern. Fahrt ihre Formen nach, und ihr werdet darin nichts anderes als eure Mission erkennen. Diese Geschöpfe sind Waffen, um die Welt zu retten, die in eure Hände gelegt wurden zu einem höheren Ziel .
Es waren Worte, die alle Erweckten verinnerlicht hatten. Adrass strich mit den Fingern über Adharas Körper
und erkannte dabei nur noch Chandras Gestalt wieder, das Fleisch, aus dem Sheireen entstehen sollte. Jetzt fühlte er sich bereit.
Er warf die Essenzen ins Feuer, woraufhin augenblicklich ein dichter, aromatischer Rauch aufstieg. Als alles verbrannt war, schob er mit einem Löffel die Asche zusammen und füllte sie in ein Säckchen. Mit Bedacht hielt er es vom Gesicht fern und träufelte nun einige Tropfen einer dunklen Flüssigkeit darüber. Dann wandte er sich seinem Geschöpf zu.
Adhara spürte jede einzelne Körperfaser zittern. Entsetzen
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