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Die Feuertaufe

Die Feuertaufe

Titel: Die Feuertaufe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Er fühlte, wie sein Herz klopfte, schneller als sonst. In dem niedrigen, fast finsteren Deck sah er die Matrosen geduckt um die mächtigen Zweiunddreißigpfünder herumkriechen, hörte unter ihren nackten Füßen den Sand knirschen, den die Schiffsjungen reichlich gestreut hatten, damit niemand während des Manövers ausrutschte oder hinfiel.
    Vom Oberdeck her sickerte ein bißchen Licht durch den Niedergang, und er konnte erkennen, wie die Geschützmannschaften ihr Gerät kontrollierten und die Persennigen abnahmen, um ihr Gerät zu kontrollieren und die Blöcke der Zugleinen und die Handspeichen zu überprüfen.
    Von oben konnte er das gedämpfte Quietschen der Taljen hören, als die Netze über das Deck gezurrt wurden, welche die Kanonen und ihre Bedienungen vor fallenden Spieren und Rahen schützen sollten. Wie oft hatten sie das während der Viertausend-Meilen-Reise geübt?
    Oben trieb die mächtige Stimme des Bootsmanns die Matrosen an ihre Plätze; die Decksplanken über Bolithos Kopf erzitterten unter dem Getrampel ihrer eilenden Füße.
    Unten, in der Finsternis, dröhnte Tergorrens Stimme: »Beeilung, ihr verdammte Bande! Das dauert schon viel zu lange!«
    Im mittleren Geschützdeck befanden sich, abgesehen von den Matrosen, die zur Bedienung der doppelten Reihe von Zweiunddreißigpfündern nötig waren, zwei Leutnants (nämlich Tergorren, der den Oberbefehl führte, und sein Adjutant, der Sechste Leutnant Mr. Wellesley) sowie vier Midshipmen. Diese letzteren waren gleichmäßig über alle Geschützdivisionen verteilt. Sie sollten Befehle weiterleiten, notfalls selbständig Feuerbefehl erteilen und als Gefechtsläufer zum Achterdeck fungieren. Bolitho und Dancer waren auf der Backbordseite ; ein mürrischer Jüngling namens Pearce und der kleine Eden hatten die Steuerbordbatterie.
    In der Mitte des Decks stand Tergorren mit dem Rücken zum Hauptmast, die Arme verschränkt, und überspähte mit gesenktem Kopf seinen Bereich. Nicht weit von ihm stand ein Posten der Marine -Infanterie am Niedergang, ebenso wie an den anderen Luken. Diese Posten sollten verhindern, daß im Durcheinander des Gefechts einer, den der Kampfesmut verließ, etwa irgendwo im Schiffsrumpf Zuflucht suchte.
    Wellesley, der Sechste, lief säbelrasselnd die Backbordseite ab, wo er bei jedem Geschütz gerade so lange stehenblieb, bis der Geschützführer meldete: »Feuerbereit, Sir!«
    Endlich war alles ruhig, nur das leise Heben und Senken des Schiffs, das regelmäßige Quietschen der Blöcke, wenn die Kanonen gegen die Taljen arbeiteten, unterbrach die Stille.
    Bolitho konnte die Spannung, die über dem ganzen Schiff lag, förmlich riechen. Er versuchte, nicht an das Midshipmen- Logis im Orlopdeck zu denken, das ebenfalls umgeräumt war. Dort befanden sich jetzt der Schiffsarzt und seine Sanitätsgasten. Laternen brannten, chirurgische Instrumente blinkten in ihren offenen Behältern. Jedesmal, wenn Kapitän Conway »Klar Schiff zum Gefecht« befohlen hatte, sah das Midshipmen-Logis so aus – kaum zu zählen, wie oft er es schon so gesehen hatte.
    Tergorren schrie: »Mr. Wellesley! Warum dauert das so lange?«
    Der Sechste rannte schlurfend zu ihm, stolperte über einen Ringbolzen und wäre beinahe lang hingefallen.
    »Untere Batterie klar zum Gefecht, Sir!« Er verschluckte sich beinahe.
    Auf dem Deck über ihnen gellte eine Pfeife, und jemand rief: »Klar zum Gefecht, Sir!«
    Tergorren fluchte lästerlich. »Die haben uns schon wieder geschlagen, hol sie der Teufel!« Wütend fügte er hinzu: »Mr. Eden! Stellen Sie die Zeit fest! Aber marsch, marsch!«
    Eden kam zurück und meldete keuchend: »Kompliment vom Ersten Leutnant, Schiff gefechtsklar in zwölf Minuten.« Er zögerte. »Aber . . .«
    »Was – aber?«
    Der Junge schluckte. »Aber wir haben länger als alle anderen Divisionen gebraucht, Sir.«
    Weitere Befehle wurden gepfiffen; die Signale der Bootsmannspfeifen schrillten wie die Stimmen der Vögel auf einem Moor in Norfolk.
    »Stückpforten auf!«
    Bolitho beugte sich vor, weil eine übereifrige Geschützmannschaft aus der Reihe tanzte. Es war erstickend heiß im unteren Deck, aber gleich würden sich alle Pforten mit einem Schlag öffnen, hier und auf dem nächstoberen Deck. Jetzt – die Luken gingen hoch, und sofort spürte er die kühle Luft einströmen, und die Männer in seiner nächsten Umgebung gewannen Persönlichkeit und Bedeutung; matt glänzten ihre nackten Oberkörper im fahlen Frühlicht. Er warf einen raschen

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