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Die Feuertaufe

Die Feuertaufe

Titel: Die Feuertaufe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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ruhig, doch in seinem Innersten schien sich glühende Lava herumzuwälzen: grausam und mit tödlicher Geduld. »Das Schiff masst etwas mehr als zwei Megatonnen. Noch vor etwa fünf Monaten gehörte es dem Jessyk Combine. Jetzt gehört es uns.«
    Honor war nicht einmal versucht, sich zu erkundigen, was mit der ursprünglichen Besatzung dieses Schiffes geschehen war.
    »Wir haben genug Leute gefunden, um wenigstens die entscheidenden Posten zu besetzen«, fuhr Toussaint fort. »Ich will wahrlich nicht behaupten, wir hätten eine anständige Besatzung oder die Art Offiziere auf der Brücke, die wir wirklich brauchen. Aber die grundlegende Astrogation klappt, und wir haben es auch geschafft, den Antrieb und die Lebenserhaltungssysteme aktiv zu halten. Wenn man es so sieht, ist es vielleicht ganz gut, dass wir nicht genug Leute für den ganzen Schnickschnack haben. Dann kann auch weniger kaputt gehen.«
    Verständnisvoll nickte ihm Honor zu, und Rammbock zuckte mit den Achseln.
    »Es ist Ihnen sicherlich verständlich, dass wir das Schiff nicht hier in Saginaw aufbewahren. Derzeit befindet es sich … ach, sagen wir einfach: in einem anderen Sonnensystem. Einem System, in dem es keinerlei interessante Planeten gibt. Dort haben wir es auch geschafft, uns ein eigenes Habitat zusammenzuimprovisieren. Das Schiff, von dem ich hier rede, ist gänzlich unbewaffnet, also könnten wir es nicht einmal dann wie ein Q-Schiff gegen Casimir einsetzen, wenn wir eine ausgebildete Mannschaft hätten. Aber« – nun blickte er Honor geradewegs in die Augen – »in besagtem namenlosem Sonnensystem, an Bord unseres Habitats, haben wir mittlerweile fast zwölfhundert erfahrene Kämpfer mobilisiert. Kämpfer, die allesamt über Skinsuits verfügen … und über Waffen. Wir sind natürlich keine Marines, Commander, aber eines sind wir ohne jeden Zweifel: verdammt motiviert, wenn es Zeit wird zu tanzen.«
    Honor atmete scharf ein und lehnte sich in ihrem Sessel zurück. Sie hatte sich schon viel zu tief in diesen ganzen Schlamassel vorgewagt. Von einem Angehörigen des Ballrooms Informationen zu erhalten, das war eine Sache. Aber aufgrund dieser Informationen einen Einsatz im Namen des Sternenkönigreichs auch nur vorzuschlagen, das war etwas völlig anderes. Doch so wenig ihre Vorgesetzten ein solches Handeln gutheißen mochten, man konnte zumindest Argumente vorbringen, die es rechtfertigten. Etwas ganz, ganz anderes hingegen wäre es, wenn ein Offizier der Royal Manticoran Navy bei einem Einsatz tatsächlich an etwas beteiligt wäre, das zweifellos als »grundloser Terroranschlag« verurteilt würde – und das durch genau die Sektorengouverneurin, mit der sich Honor hier in Silesia gemäß ihren Befehlen doch abzustimmen hatte. Um genau zu sein, wäre es die Sorte »ganz, ganz anderes«, die zu interstellaren Zwischenfällen führte, zu hitzigen Gesprächen unter Diplomaten, zu Schadensersatzforderungen und zu dem katastrophalen, unrühmlichen Ende eines gewissen manticoranischen Offiziers.
    Doch ohne Toussaints »Tänzer« hatte Honor jedoch nicht einmal ansatzweise genug Leute, um gegen diesen Umschlagplatz für Sklaven und andere Konterbande vorzugehen.
    So einfach war das. Wenn sie mit Unterstützung durch den Ballroom einen Einsatz im Casimir-System durchführte, dann war es mit ihrer Karriere höchstwahrscheinlich vorbei. Vielleicht würde man ihr gestatten, ihr Offizierspatent freiwillig zurückzugeben. Deutlich wahrscheinlicher hingegen wäre ein unschöner Prozess vor einem Kriegsgericht. Wahrscheinlich würde sie sogar eine Gefängnisstrafe absitzen müssen, schließlich wurde der Ballroom ja offiziell – und auch nicht ganz zu Unrecht – als »terroristische Vereinigung« angesehen. Honor war sich zwar sicher, dass die weitaus meisten Flottenoffiziere ihr Handeln verstehen würden (und vielleicht sogar gutheißen), aber dieses Verständnis ihrer Kameraden wäre doch letztendlich nur ein schwacher Trost.
    Das alles ging Honor durch den Kopf. Und zwei oder drei Herzschläge lang schrak sie auch tatsächlich vor diesem Ausblick auf ihre eigene Zukunft zurück. Doch sie war nun einmal, wer sie war. Und wie sie Matheson schon im Chez Fiammetta’s gesagt hatte, war sie die Tochter ihrer Mutter. Sie wusste ganz genau, was Allison Harrington an ihrer Stelle getan hätte – vorausgesetzt, sie hätte die entsprechende Ausbildung genossen, wäre zu dem Einsatz in der Lage gewesen und hätte über die erforderliche Ausrüstung verfügt.

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