Die Feuertaufe
wert.«
»Man hat mir gesagt, Sie bräuchten Ruhe«, wechselte Ravenheim das Thema und erhob sich. »Wenn es Sie beruhigt: Ich werde nach Kräften versuchen, bei Ihrer Anhörung persönlich anwesend zu sein.«
»Ich danke Ihnen, Mein Herr «, gab Charles zurück. »Sagen Sie mir nur eines: Wird Ihre Aussage mir eher helfen oder doch eher schaden?«
»Ich habe keine Ahnung«, antwortete Großadmiral Herzog von Ravenheim. »Bis zum nächsten Mal, Herr Navarre.«
»Bis dahin, Mein Herr «, gab Charles zurück und deutete erneut eine Verneigung an – was ihm im Liegen nicht gerade leichtfiel. »Und wenn Sie das nächste Mal Herzogin Harrington sehen, dann grüßen Sie sie doch freundlicherweise von mir!«
Herzogin Honor Harrington hob schon die Hand, um sich am linken Arm zu kratzen, und bemerkte erst dann, dass es diesen Arm ja nicht mehr gab. Also ließ sie die Hand wieder sinken und kraulte erneut die Baumkatze, die es sich in ihrem Schoß bequem gemacht hatte. »Das«, entschied sie, »ist eindeutig die sonderbarste Geschichte des Jahres. Und wenn man bedenkt, was die Havies in diesem Jahr noch so alles versucht haben, heißt das eine ganze Menge.«
»Deswegen hat Herr von Ravenheim mich auch gebeten, Ihnen persönlich davon zu berichten, Hoheit«, gab Weiss zurück und wünschte sich innerlich, er ließe sich von Harringtons Präsenz nicht ganz so sehr einschüchtern.
Aber er konnte nun einmal nichts dagegen tun. Und wenn man bedachte, wer diese Frau eigentlich war und was sie in den relativ wenigen Jahren ihrer bisherigen Karriere beim Militär bereits alles geleistet hatte, dann war ein gewisses Maß an Ehrfurcht wohl auch nicht unangebracht. »Und da ich ohnehin auf dem Weg hierher war, hat er mich auch gebeten, Ihnen in seinem Namen zu Ihrer erfolgreichen Flucht aus dem Havie-Gefängnis zu gratulieren und Ihnen eine baldige Genesung zu wünschen.«
»Das war sehr freundlich von ihm«, erwiderte die Herzogin. »Bitte richten Sie ihm meinen Dank aus.« Nachdenklich neigte sie den Kopf zur Seite. »Auch wenn es mir scheint, als hätten Sie da etwas durcheinandergebracht.«
Weiss blickte zu den drei Waffenträgern hinüber, die entspannt, aber doch wachsam im Halbkreis hinter ihr standen. Dann schaute er die Baumkatze an, die noch deutlich entspannter wirkte als die Waffenträger, ihn aber zweifellos ebenso aufmerksam im Auge behielt wie sie. »Ich weiß nicht genau, ob ich verstehe, was Sie meinen, Hoheit«, sagte er.
»Ich meine nur, dass Sie hierher gekommen sind, statt sich an Cromarty oder White Haven zu wenden oder irgendjemand anderen aus der Regierung. Das führt mich zu der Vermutung, dass Sie nicht die Absicht haben, die Regierung über diese jüngste Ungeheuerlichkeit auf Saint-Justs Liste der Gräueltaten zu informieren«, erklärte Harrington. »In diesem Falle wäre wohl kaum die Schilderung dieses Zwischenfalls der Hauptgrund Ihres Besuches und die Grüße des Herzogs von Ravenheim nur ein kleiner Nachsatz. Dann wäre es genau umgekehrt.«
Weiss musste sich sehr zusammennehmen, nicht den Kopf zu schütteln. Zäh, kompetent, einfallsreich … und dann konnte diese verdammte Manty-Frau auch noch Gedanken lesen. »Das stimmt, Hoheit«, gestand er ein. »Der Kaiser ist davon überzeugt, Manticore sei in keiner Weise für die Ereignisse vor Mischas Stern und im Irrlicht-System verantwortlich zu machen. Aber er weiß auch, dass es im Kaiserreich so manchen gibt, der in dieser Hinsicht ernstliche Zweifel hegt. Er ist der Ansicht, niemand könne etwas dadurch gewinnen, dass über diesen Zwischenfall noch ausgiebiger berichtet wird, als das ohnehin schon der Fall ist.« Er hob die Augenbrauen. »Ich hoffe, wir können in dieser Angelegenheit auf Ihre Diskretion vertrauen.«
»Voll und ganz«, erwiderte Harrington, und Weiss hörte in ihrer Stimme keinerlei Unsicherheit, keinen Versuch, sich in Ausflüchten zu ergehen. »Wenn weitere Berichte über diesen Zwischenfall zu Spannungen zwischen Manticore und Neu-Berlin führen könnten, dann sollten wir wirklich darüber Stillschweigen bewahren. Keinem von uns kann es doch recht sein, wenn Saint-Just aus diesem Fehlschlag auch nur den geringsten Nutzen zieht.«
Nun kraulte Harrington ihren Baumkater am Kinn. »Und das führt mich natürlich sofort zu einer anderen Frage: Warum haben Sie mir überhaupt davon berichtet?«
»Aus zwei Gründen, Hoheit«, antwortete Weiss. »Zum einen war Großadmiral von Ravenheim der Ansicht, es würde Sie
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