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Die Feuertaufe

Die Feuertaufe

Titel: Die Feuertaufe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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antwortete Lieutenant Everett Janacek vom RMMC über die Signalverbindung seines Panzeranzugs. Der junge – sogar außerordentlich junge – Befehlshaber des Marines-Kontingents von HMS Hawkwing (immerhin ein ganzer Zug) befand sich derzeit an Bord eben jener Evita .
    Ebenso wie Honor selbst war auch Janacek ein Lebensverlängerter dritter Generation. Vor weniger als drei T-Monaten war er an Bord gekommen, als Ersatz für Lieutenant Shafiqa ibnat Musaykah, als man jene zu ihrer Beförderungsfeierlichkeit in die Heimat zurückbeordert hatte. Unmittelbar darauf hatte sie das Kommando über eine eigene Kompanie erhalten. Honor kannte Janacek noch nicht sonderlich gut, und immer noch musste sie sich gelegentlich ermahnen, in ihm das zu sehen, was er eben war: ein Offizier der Marines. Für Honor hatte er nach wie vor entschieden zu große Ähnlichkeit mit einem niedlichen Hundewelpen, der immer noch auf viel zu großen Pfoten durch die Welt tappte. Janacek war dreiundzwanzig T-Jahre alt, und dank der Prolong-Behandlung sah er aus, als wäre er gerade einmal sechzehn. Nur allzu oft hatte Honor das Gefühl, der Lieutenant sei wirklich so alt, wie er aussah. Dank der Therapiemöglichkeiten der dritten Generation wurden der Reifungsprozess des Gehirns selbst und auch die Neuralfunktionen beschleunigt – und auch der Ausreifungsprozess an sich , rief sich Honor ins Gedächtnis zurück. Ohne diese jüngsten Entwicklungen hätte das Prolong genau diese Prozesse verzögert, weswegen man Prolong während der Adoleszenz, selbst in ihrer Frühphase, nicht anwenden konnte. Und dann wäre der junge Offizier jetzt tatsächlich noch entsprechend unreif gewesen. Die Zeiten hatten sich jedoch geändert. Aber selbst wenn Janacek älter als Methusalem persönlich gewesen wäre, hätte er an diesem Tag noch im Übermaß alt und bitter geklungen.
    »Seit dem Entern sind wir auf keinerlei Widerstand gestoßen, Ma’am«, fuhr er fort. »Diese … Leute sind nicht so dumm, sich Panzeranzügen entgegenzustellen. Aber wir haben Gefangene gefunden. Sogar eine ganze Menge Gefangene, muss ich sagen.«
    Er stockte, und Honor spürte, wie ihr Baumkatzengefährte Nimitz tröstlich seinen Kopf an ihren Hals drückte, während sie gequält die Augen schloss.
    »Lassen Sie mich raten«, sagte sie, und ihre Sopranstimme klang ruhig, beinahe leidenschaftslos. »Es gibt da ein paar Leute, die sie am Leben gelassen haben, um technische Unterstützung zu erhalten.« Unwillkürlich verzog sie den Mund zu einer schmerzerfüllten Grimasse. »Unter anderem.«
    »Genau danach sieht es aus, Ma’am.« Janaceks Stimme klang deutlich grimmiger und rauer. Natürlich war er jetzt auch dort drüben an Bord und betrachtete die Gefangenen der Piraten gerade mit eigenen Augen. »Einige von denen sind ziemlich mitgenommen«, fuhr er fort. »Die scheinen nicht einmal zu begreifen, wer wir eigentlich sind. Ich denke, die glauben, wir seien bloß weitere Besatzungsmitglieder, denen sie bislang noch nicht begegnet sind. Es sieht … ziemlich schlimm aus, Ma’am.« Er schluckte, und Honor hörte, dass er einmal tief durchatmete, bevor er schließlich weitersprach. »Aber ein paar andere sind deutlich besser beieinander. Sie selbst bezeichnen sich als die, ›die Glück hatten‹.«
    »Wahrscheinlich haben sie damit sogar recht, Everett.«
    Dieses Mal gestattete sich Honor ein kurzes Seufzen. Gleichzeitig schüttelte sie den Kopf, auch wenn Janacek über sein Helm-Com keine Bildübertragung erhielt.
    Ja, Honor wusste genau, dass die Hawkwing sich glücklich schätzen konnte, überhaupt Gefangene gefunden zu haben, ganz egal, in welchem Zustand sie sich befanden. Gefangene konnte man retten. Nur allzu viele Piraten hielten es wie die Gensklavenhändler, wenn sie begriffen, dass ihr Schiff schon bald geentert würde. Missliebige Zeugen wurden dann einfach durch die Luftschleuse gestoßen. Häufig waren sie dann einfach »verschwunden«, als hätte es sie nie gegeben – vor allem für die Sensortechniker, die man bei der Silesian Confederacy Navy nur allzu oft antraf. Für Honor Harrington gab es allerdings keinen allzu großen Unterschied zwischen Piraten und Sklavenhändlern. Und wenn man genauer hinschaute, wurden die Unterschiede sogar noch kleiner. Genau aus diesem Grund hatte sich Honor auch sofort als Manticoranerin identifiziert, kaum dass sie die Evita zur Kapitulation aufgefordert hatte. Die Royal Manticoran Navy hatte sich eine sehr einfache Vorgehensweise zu eigen

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