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Die Feuertaufe

Die Feuertaufe

Titel: Die Feuertaufe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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gemacht: Sollten Sklavenhändler oder Piraten ihre Sklaven oder Gefangenen durch die Luftschleuse stoßen, dann würden besagte Sklavenhändler oder Piraten ihnen umgehend folgen.
    Man muss eben nur in ihrer eigenen Sprache mit ihnen reden, die sie auch verstehen , dachte sie eisig.
    »Ich nehme an, Sie haben mit der üblichen Effizienz Ihrer Majestät Marines das Schiff gründlich durchsucht?«, fuhr sie dann in deutlich entspannterem Tonfall fort.
    »Jawohl, Ma’am. Das hat KK – ich meine Platoon Sergeant Keegan – persönlich übernommen.«
    Honor nickte. Kayleigh Keegan (alias »Gunny Keegan« oder, noch etwas formloser, einfach nur »KK«) war Janaceks Zugfeldwebel, der ranghöchste Unteroffizier des Marineinfanteriekontingents der Hawkwing . Seit Everett Janaceks zehntem Geburtstag diente sie im Royal Manticoran Marine Corps, und Keegans Übung bestand darin, jungen und sehr unerfahrenen Lieutenants der Marines unter die Arme zu greifen. Dies war einer der Gründe, warum man sie auf ein so kleines (und recht altes) Schiff wie die Hawkwing beordert hatte. Wenn Gunny Keegan sagte, ein Schiff sei »gründlich durchsucht« worden, dann war genau das auch geschehen. Die eine oder andere Mikrobe mochte Keegan vielleicht noch entgangen sein, aber selbst darauf hätte Honor nicht gewettet.
    »Wir haben einige Verstecke ausgemacht, aber jetzt trägt die gesamte Besatzung Handschellen und steht unter ständiger Bewachung, Ma’am«, meldete Janacek.
    »Gut. Von wie vielen Gefangenen reden wir hier, Everett?«
    »Im Augenblick liegt mir leider noch keine abschließende Zahl der Gefangenen vor, Ma’am«, erwiderte der Lieutenant ein wenig zaghaft. »Wir arbeiten noch daran, aber bislang weiß ich, dass es um mindestens fünfunddreißig oder vierzig geht. Zu den Piraten liegen mir hingegen schon endgültige Zahlen vor. Wir kommen auf einhunderteinundachtzig – und nachdem sich Platoon Sergeant Keegan die Kajüten der Besatzung angeschaut hat, vermutet sie, dass die ursprünglich mit einer beinahe doppelt so großen Besatzung aufgebrochen sind.«
    Diese Abschätzung brachte Honor dazu, eine Augenbraue zu heben. Wirklich überraschend war das eigentlich nicht. Alleine schon die schiere Größe der Besatzung dieses Schiffes wäre Beweis genug für ihre wahre Natur, selbst ohne die Gefangenen, die Janacek an Bord vorgefunden hatte – und auch ohne jene andere Kleinigkeit: Die Hawkwing hatte die Evita dabei ertappt, wie sie gerade das Feuer auf ein andermanisches Handelsschiff eröffnete.
    Honors Kommando unterstanden hier weniger als dreihundert Männer und Frauen. Natürlich war die Hawkwing (die von ihrer Besatzung liebevoll nur »Hawk« genannt wurde) alles andere als ein Jungspund. Sie gehörte noch der alten Falcon -Klasse an und war beinahe achtundvierzig T-Jahre alt. Damit war dieses Schiff also ganze dreizehn T-Jahre älter als seine derzeitige Kommandantin. Doch trotz ihres beachtlichen Alters war die Hawkwing ein ausgewachsenes Kampfschiff, vollgepackt mit Waffen, Sensorsystemen, Kommunikationsgerätschaften und Beibooten. Das alles erforderte natürlich auch eine entsprechend starke Besatzung.
    Die Karriere des Schiffes, mit dem sich Honor gerade befasste, hatte hingegen zweifellos mit einem Standard-Rumpf der J-Klasse begonnen, gebaut in einer der Timmerman-Werften der Solaren Liga. Mit ihren vier Millionen Tonnen Masse ließ die Evita die gerade einmal siebzigtausend Tonnen massende Hawkwing fast zwergenhaft erscheinen. Doch Frachter waren vor allem große Hohlräume, in denen man alles Mögliche unterbringen konnte. Für ein Standard-Schiff der J-Klasse wäre eine Besatzung von nicht mehr als vierzig – allerhöchstens fünfzig – Männern und Frauen mehr als ausreichend gewesen, obwohl man in der Solaren Liga immer noch dazu neigte, die Schiffe so zu konstruieren, dass sie recht personalintensiv waren. Piratenschiffe jedoch benötigten stets eine übergroße Besatzung, um auch die Prisen bemannen zu können, die ihnen in die Hände fielen – ganz zu schweigen davon, dass man auch entsprechende »Truppen« benötigte, um aufgebrachte Schiffe zu entern, deren Besatzung abzuschlachten, die Gefangenen zu vergewaltigen und zu foltern und all die anderen Kleinigkeiten zu erledigen, mit denen sich Piraten nun einmal befassten.
    Doch die Zahlen, die Janacek Honor gerade genannt hatte, bedeuteten vor allem eines: Es war völlig unmöglich, die Piraten und ihre Opfer allesamt an Bord der Hawkwing unterzubringen.

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