Die Feuertaufe
Rückkehr von Cerberus vorgenommen und Bildmaterial daraus in Tylers Weitwinkelaufzeichnung eingeschleust. Harrington sollte dann die große rote Flagge sein, wenn der Captain seine dramatische Herausforderung übermittelte.«
»Sehr geschickt«, grunzte Ravenheim. »Und wenn mir das überhaupt nicht aufgefallen wäre?«
»Wenn Sie das nicht bemerkt hätten, dann doch ganz gewiss jemand auf Neu-Berlin, sobald die Aufzeichnungen über diesen Zwischenfall erst einmal gründlich ausgewertet worden wären«, erklärte Charles. »Im Gegensatz zur imaginären RMN Charger und dem ebenso imaginären Captain Grantley hätten die Mantys keinerlei Schwierigkeiten, Harringtons tatsächlichen Aufenthaltsort zum Zeitpunkt dieses Zwischenfalls zweifelsfrei zu beweisen.« Wieder deutete er ein Achselzucken an. »Aber eigentlich habe ich mir in dieser Hinsicht überhaupt keine Sorgen gemacht. Ich wusste ja, welchen Ruf Sie genießen. Deswegen war ich mir recht sicher, dass Sie Harrington sofort bemerken würden – und dann musste Ihnen auch sofort klar werden, dass das Ganze ein Riesenbetrug war.«
»Haben Sie deswegen Herrn Weiss hinzugezogen?«, fragte Ravenheim. »Um auf diese Weise dafür zu sorgen, dass auch wirklich ich persönlich in diese Angelegenheit verwickelt würde? Weil Sie wussten, dass ich Herzogin Harrington während einer ihrer Q-Schiff-Einsätze in Silesia persönlich kennengelernt hatte?«
»Tatsächlich wusste ich davon nicht das Geringste«, erwiderte Charles, zur Abwechslung einmal völlig aufrichtig. »Ich wollte mit Herrn Weiss – und damit auch mit Ihnen persönlich, Mein Herr – die ganze Sache für Saint-Just nur noch etwas schmackhafter machen. Ich musste ihn ja schließlich davon überzeugen, dass dieser Plan die sinnvollste Verwendung des aufgebrachten Manty-Schiffes darstellte. Und die Vorstellung, der Cousin des Kaisers persönlich sei in die ganze Sache verwickelt, war da natürlich immens hilfreich.«
»Das wohl.« Ravenheims Miene verfinsterte sich. »Dann erklären Sie mir doch einmal, warum Sie mir das nicht alles schon in dem Augenblick gesagt haben, als Sie an Bord kamen und ich doch dafür gesorgt hatte, dass Ihr Aufpasser einen Augenblick lang von Ihrer Seite gewichen ist. Warum haben Sie mir das nicht gleich gesagt?«
»Hätten Sie mir denn geglaubt? So unmittelbar nach diesem Angriff auf die Eule ?«, gab Charles zurück. »Abgesehen davon: Hätten wir das nicht ganz genau wie geplant durchgezogen, dann hätte Tyler vielleicht bemerkt, dass irgendetwas schiefgelaufen ist, und wäre mit der Ellipsis zurück nach Haven gefahren. Dann hätte Saint-Just jetzt nicht nur immer noch dieses Schiff, um damit irgendeine andere Wahnsinnsaktion durchzuziehen, nein! Ihm stünde jetzt auch noch die neue Stealth-Technologie der Sollys zur Verfügung, die ich an Bord des Schiffes installiert hatte, um die Wurmloch-Illusion noch überzeugender zu gestalten. Angeblich ist diese Technologie zwar davor geschützt, genauer analysiert oder gar nachgebaut zu werden, aber ich konnte schließlich nicht das Risiko eingehen, dass die Havies den Geräten doch das eine oder andere Geheimnis abringen könnten, oder?«
Lange Zeit blickte Ravenheim ihn nur schweigend an. »Sie können wirklich gut mit Worten umgehen«, sagte er schließlich. »Vielleicht ist das eine oder andere von dem, was Sie da gerade gesagt haben, ja sogar wahr. Aber Sie hatten drei Ziele erwähnt, nicht nur zwei.«
Wieder verzog Charles das Gesicht. »Ziel Nummer drei lautete, am Leben zu bleiben«, sagte er. »Oder zumindest notfalls sehr rasch zu sterben und nicht in einer der Folterkammern der SyS. Ganz egal, ob die beiden anderen Ziele erfolgreich verliefen, wollte ich wenigstens Ziel drei auf jeden Fall erreichen.«
»Warum sind Sie sich so sicher, dass die Andermaner nicht ebenfalls über Folterkammern verfügen?«, gab Ravenheim zurück.
Charles spürte, wie sich sein Magen zusammenkrampfte – schon wieder. »Eigentlich hatte ich gehofft, angesichts meines Geständnisses und all der Kontaktinformationen, die ich Ihnen aushändigen werde, um meine Identität und meine Glaubwürdigkeit zu belegen, dass Sie mich einfach … sagen wir: in aller Stille davonkommen lassen.«
»Diese Namen will ich auf jeden Fall erhalten«, sagte Ravenheim. »Aber was mit Ihnen geschieht … nun, diese Entscheidung liegt ganz bei Seiner Majestät dem Kaiser.«
»Ja, das dachte ich mir schon«, seufzte Charles. »Aber einen Versuch war es trotzdem
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